EMPFEHLUNG, REVIEW

HOLYGRAM „holygram“ (Post Punk/Cold Wave)

HOLYGRAM

„Holygram“
(Post Punk/Cold Wave)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 12.10.2016

Label: Eigenproduktion

Webseite: Bandcamp / Facebook

Im Vorfeld des Post Punk Festivals in Bielefeld am 05.05.17 beschäftigte ich mich auch intensiver mit dieser Kölner Band. Der Boom des Genres ist fast erschreckend, falsches Wort, eher überwältigend. Und es gibt kein Nord-Süd Gefälle, wie in sonstigen Alttätigkeiten, denn sei es Italien, sei es Schweden, überall kommen sie daher und stürzen sich auf das Schwarzlicht. Rein geografisch sind HOLYGRAM mittendrin und kredenzen uns eine EP, welche so 1981 hätte erscheinen können. Jeder Song der 5 Track EP hat das Zeug zum Klassiker. Natürlich erfinden auch die Kölner das Genre nicht neu, aber wie sie es interpretieren ist große Klasse.

Der Opener „Hideaway“ glänzt mit einer Dunkelheit, dessen melancholische Fesseln betörend in die Gehörgänge dringen. Der Gesang, leicht verhallt besitzt diese verträumte, latent abwesende Elegie. Die Stimmbänder vibrieren dezent und legen sich über ein Soundgemisch voller Wehmut. Der Drumcomputer lanciert im Hintergrund die Rhythmik, während die Saiten den melancholischen Wall of Sound gratinieren. Die Melodie schleicht ergreifend, kein Ton zuviel, eher minimal als aufbrausend. In Facetten werden Erinnerungen an Siglo XX wach, obwohl die ästhetische Unterkühltheit auch im Frankreich der 80er ein Zuhause finden könnte. Von der Melodie her, etwas verspielter und mit latenter Tendenz zum Goth Rock, kommt das saitenbetonte „Daria“ daher. Gefühlvolle Leichtgängigkeit zwischen Cure’s Faith und Jesus and Mary Chain, dabei trägt die Melodie die Hookline und nicht die Hookline die Melodie. „Acceleration“ besitzt dieses Momentum, neben unaufdringlich, auch die betörende Komponente zu integrieren. Fast monoton wirkende Tonagen, voller hypnotischer Wirkung. Dann geht man bei „still there“ etwas schwungvoller zur Sache und lässt die schwarzen Herzen ihrer Tachycardie frönen. Aber die Melodie geht mit ihrer durchdringenden Eleganz auch in die Extremitäten. Lasst uns Schritte tanzen…

Und zum Schluß dann noch „Distant Light“, stroboskopartige Blitze durchbrechen den Nebel, psychedelische Farben tanzen wild. Ein fünfminutiger Tanz auf dem Vulkan, zwischen Sisters, Batcave, American Gothic…wow. Und fast ganz nebenbei integriert man hier auch noch Facetten von Kraftwerk über Alien bis Yello.

Fazit: Post Punk, oder wie ich es bezeichne: traditioneller Wave Rock vom Feinsten. Hier durchaus mit einer Cold Wave Akzentuierung. Die Shoegaze Anteile sind eher dezent, gehen dann eher in Richtung aktuelle Pink turns blue, als zur Mittachtziger Bewegung in GB. Ein Vergleich mit Bauhaus hätte ich noch, und zwar mit dem „Burning from the Inside“-Album. Es gibt diese EP wohl auch mit einigen Remixen, ich hab nur diese Version gehört, das reicht für eine Empfehlung. Die ersten physikalischen VÖ (MC/EP) sind ausverkauft, eine CD ist aber mittlerweile erhältlich. Ich bin gespannt auf die Live Darbietung. (andreas)