REVIEW

HERMANN KOPP „Zyanidanger“ (Angst Pop)

HERMANN KOPP

„Zyanidanger“
(Angst Pop)

Wertung: Gut

VÖ: 31.05.2013

Label: Galakthorrö

Webseite: www.myspace.com/hermannkopp

Produktbeschreibung Label:

Hermann Kopp widmet sich auf seinem neuen Album dem Thema Alchemie, angestoßen durch das Buch „Die Geschichte Der Chemie“, welches 1843 in Braunschweig von einem Autor namens Hermann Kopp erschien. Man darf sich wundern, ob der seltsamen Zufälle im Leben. Allerdings ist auf Zyanidanger sowohl konzeptionell als auch musikalisch nichts dem Zufall überlassen. Das Thema ist packend umgesetzt, die Dramaturgie gekonnt inszeniert und jeder schräge Ton sitzt. Die Platte ist voll von gruseligen Melodien und es sei erwähnt, daß Hermann Kopp viel Wert auf Produktionstechnik legte und uns gut gepäppelt die raue Note der 80er Jahre zurückbringt – in Kombinition mit seinen morbid-minimalistischen Kompositionen eine unschlagbare Mischung. Die Musik auf Zyanidanger ist dermaßen giftig und so todtraurig, daß sie an den richtigen Stellschrauben im Gemüt dreht, um uns in einer Art melancholischen Rausch schweben zu lassen, was wohl Beweis dafür ist, welch ausgebuffter Klangmagier und Tonalchemist Hermann Kopp ist. An die Chemie!

:: CD im Digi-Pac, 16-seitiges Booklet

Wertung:

Zuerst einmal muss ich sagen, dass diese Veröffentlichung optisch und haptisch extrem hochwertig ausgefallen ist. Auch in limitierter Form als Vinyl erschienen muss man sich wohl ziemlich sputen noch ein Exemplar zu bekommen.

Die Klanglandschaften von HERMANN KOPP sind musikalisch erstaunlich klassisch veranlagt und keineswegs synthetisch wirkend. So begibt man sich in schwerer und dunkler pianistischer Begleitung auf die Reise mit dem Titel „An die Chemie“. Spätestens aber bei „Mutus“ steigert sich der musikalisch elektronische und minimalistische Eindruck und auch die ersten spärlichen und rituell anmutenden Sprachfragmente wirken auf den Hörer ein.

Mit einer besonderen Dichte wird man bei „Arsenicum“ konfrontiert. Die beklemmenden Instrumentierungen erscheinen wie rückwärts abgespielt und der deutsche Sprechgesang verkündet gebrechlich das Zitat „So bin ich Gift und bleibe Gift; Das dir das Herz im Leib absticht„. In Summe eine sehr beengend und entfremdend wirkende Musik.

Wenn man sich „Metalmorphosis“ anhört bleibt einem die Wahl dies als „Krummes und schiefes“ Gefiedel zu bezeichnen, oder aber sich nach längerem Hören dieser Klangwelt hinzugeben um dann doch kleine aber filigrane Elemente zu entdecken, die als dramatisches Trauerspiel funktionieren.

Wie der Soundtrack zu einem grauenhaften Film oder zu einer furchtbar realen Dokumentation wirkt dieses Klangkonstrukt. Die Kategorie Angst-Pop trifft es perfekt beim Namen. Allerdings sei jedem gesagt, der sich mit solcher Musik noch nicht auseinander gesetzt hat, dass diese Musik schwer zu konsumieren und danach zu verdauen ist. Voller Trauer und Schwermut. Erschaffen aus gegensätzlichen Instrumenten die aber gemeinsam Wundervolles erschaffen. So beschreibt sich das Schaffen, welches hier aus den Lautsprechern kriecht und sich langsam aber sicher wie ein dunkles Tuch über dein Gesicht legt und kalte Hände zunehmend deinen Hals umschließen,… (michi)