EMPFEHLUNG, REVIEW

HELRUNAR „Niederkunft“ (Pagan Black Metal)

HELRUNAR

„Niederkunft“
(Pagan Black Metal)

Wertung: Empfehlung

VÖ: 27.02.2015

Label: Prophecy Productions / Lupus Lounge
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Webseite: www.helrunar.com

Das aus Münster stammende Duo Skald Draugir und Alsvartr von HELRUNAR hat mit „Niederkunft“ das fünfte Album veröffentlicht. Auf diesem Werk nimmt man sich einem historischen Thema an und befasst sich mit dem europäischen Menschen an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit – umgeben von Aberglauben und Ängsten, gefangen im Konflikt zwischen Religion und Aufklärung.

Diese konzeptionelle Ausrichtung zieht auch musikalisch eine gewisse Veränderung nach sich. Wo man in den Frühwerken noch häufig aufs Tempo gedrückt hat widmet man sich heute eher dem gewaltig, bedrohenden und tief abgründigen Sounds, arbeitet also mit langsamen aber nicht weniger beeindruckendem Klangbollwerk. Mehr denn je rückt damit auch Skald Draugirs grollend grimmiger Gesang in den Vordergrund der mächtiger als je zuvor die Führungsrolle in der Musik übernimmt.

Der Titelsong „Niederkunft“ ist gleich zu Beginn ein eindrucksvoller Start in das Album, bei dem langsam und bedrohlich die Gitarrenwände Geleitschutz für den alles beherrschenden deutschen Gesang bieten. Im Refrain fallen chorale Gesänge auf, die allerdings nicht zu aufdringlich ins Geschehen eingreifen. Der Endkrist“ ist folgend ebenfalls sehr langsam und zäh zu Beginn, kommt dann aber mehr und mehr ins rollen und bietet einen Refrain mit einem textlichen Hammer aus Folter, Materung, Tot und Verderben.

„Devils Devils Everywhere“ ist einer von zwei englischsprachigen Songs und gleichzeitig einer der temporeichsten Stücke auf diesem Album. Sehr interessant ist die sehr rhythmische Songstruktur des Songs und auch der einprägsame Refrain zeugt von der musikalischen neuen Stärke der Band. Insgesamt klingt das Album sehr nihilistisch und extrem dunkel und intensiv in jeder einzelnen Note.

Der Song „Magdeburg brennt“ ist von der Namensgebung her schon sehr auffällig gewählt und kann auch musikalisch und textlich abgrundtiefe Akzente setzen. Thema ist Magdeburgs Vernichtung im 30 jährigen Krieg und die Schrecken die über die Stadt und die Menschen herein bricht. Dieses Thema bietet generell viele gute Ansätze für eine Album dieses Genres. So werden auch Soundeffekte stimmungsbildend eingebunden wie prasselndes Feuer oder Kirchenglocken die das Stück „Die Kirch ist umgekehrt“ einläuten, ein Stück, das mit wellenartiger Intensität beeindruckt.

Das abschließende Stück beweist eindrucksvoll das Skald Draugirs Stimme auch sensationelles Potential für Hörspiele hätte, denn die knapp zweiminütige erzählende Einleitung klingt mit seiner Stimme unglaublich intensiv. Dieses finale Stück ist dann nochmal ein würdiger Abschied, schön brutal, dann wieder verspielt und sphärisch, viele Tempowechsel und mit über 11 Minuten ein eindrucksvoller Pagan Black Metal Epos.

Sehr gutes Album der Münsteraner auch wenn mit in Summe das vorherige Doppelalbum „Sol“ besser gefallen hat. Doch mit jedem erneuten Hördurchlauf entdecke ich neue Facetten, die sich tiefer und tiefer einarbeiten. Besonders die deutsche Sprache gefällt mir grandios und bindet mich sehr an das Schaffen von HELRUNAR. Ich muss euch dieses Album auf jeden Fall ans Herz legen! (michi)