HAPAX
„Stream Of Consciousness“
(Post Punk/Synth Wave)
Wertung: Gut+
VÖ: 30.12.2014
Label: Swiss Dark Nights
Das italienische Duo HAPAX (Michele Mozzillo (Gesang, Bass, Synth, Texte) und Diego Cardone (Gitarre, Synthesizer, Programmierung, Grafik) besticht auf ihrem Debüt durch die Verschmelzung von synthetischen und organischen Soundstrukturen der düsteren 80er. Man kreiert fein verwobene Melodielinien, welche leichtgängig in die Gehörgänge fließen. Hinzu gesellt sich ein melancholischer Kosmos, der sich tief im traditionellen Dark Wave manifestiert. Zur endgültigen Vervollkommnung dienen dann die tief angelegten Stimmbänder, welche zudem facettenreich und variabel auftreten.
Der Opener „untitled heart“ besitzt neben einer eingängigen Melodielinie, auch strukturell rohe Anteile, die sich hintergründig in die Szenerie drängen. Eine Spur Bittersüße legt man im synthpoppigen „to the other Side“ drauf. Das Timbre von Michele wird etwas sanfter und kontrastiert so die tiefdunkle Ausrichtung des Gesangs. Insgesamt bewegt sich dieses Stück eher in ruhigen Gefilden, wobei der Gitarren-Wave galant mit der elektronischen Komponente harmoniert. Mit einer gesanglichen Nasalität bewegt sich Michele in „when the marble falls“ über einen verträumten Soundteppich, der mit ätherischen Saitenklängen und gefühlvollen Synths zur Einheit geknüpft wird.
„Spleen“ lässt neben einer romantischen Ader auch die Tragik in die düsteren Gewässer fließen. Dezent mit Hall versehen gelingt so eine fast balladeske Untergrundstimmung, die punktuell an Joy Division erinnert. „Exit“ kommt als elegischer Dark Pop Song daher. Die Stimme transportiert eine durchdringende Hoffnungslosigkeit. Während Text und Gesang Gefühle der Verzweiflung herauf beschwören, gelingt der Melodie die Spagatierung zur Eingängigkeit. Erinnert mich in dieser Kombination ein wenig an The Smiths. Mit „Giordano Bruno“ erinnert man an den gleichnamigen Philosophen, der 1600 von der Inquisition der Ketzerei für Schuldig befunden wurde und auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde.
Ein tief bedrückendes, verwirrendes Klangerlebnis hat man den Hörer als Ausgang zu bieten. Minimale Eruptionen aus dem Industrial-Keller, alptraumhaftes Riffing und Grabesgesang inklusive flüsternde Klagelaute.
Fazit: Die Italiener zelebrieren die Dunkelheit in unheimlichen Klangspektren, wobei Gesang, Text und die Saiten die Melancholie mit schwarzer Schleife verzieren, während die synthetische Eleganz für die, vom Kerzenlicht bescheinte Romantik sorgt. So treffen Post Punk und Synth Wave auf eine kühle Atmosphäre, die sich nicht aufreibt, sondern mit Minimalistik das Maximum erreicht. Die Texte klingen wie philosophische Abschiedsbriefe, welche nach Lektüre von Nietzsche oder Turgenev die Poesie heraus schälen. (andreas)