EMPFEHLUNG, REVIEW

FATHOMLESS RITUAL „Hymns for the Lesser Gods“ (Technical / Avant-Garde Death Metal)

FATHOMLESS RITUAL

„Hymns for the Lesser Gods“
(Technical / Avant-Garde Death Metal)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 01.03.2024

Label: Transcending Obscurity Records

Webseite: Homepage / Instagram / Bandcamp

Das indische Extrem-Metal-Label Transcending Obscurity hat nicht wenige Bands unter den Fittichen, die roh, brutal, tief oder teils gar eigenwillig sind (und das meine ich durchaus positiv), und beweist meiner Meinung nach mit der Veröffentlichung des Debütalbums von FATHOMLESS RITUAL, welches den Namen „Hymns For The Lesser Gods“ trägt, mal wieder einen guten Riecher.

FATHOMLESS RITUAL ist ein Kanadisches One-Man-Projekt und besteht folglich nur aus einer Person. Diese Person heißt Brendan Dean und ist in verschiedensten Projekten anzutreffen, die allesamt irgendwie im Death Metal, Progressive Death Metal oder Djent verortet sind. Dabei ist FATHOMLESS RITUAL nicht das erste One-Man-Projekt des Herren Dean. Der weiß also was er tut, und beweist das mit „Hymns For The Lesser Gods“ gnadenlos.

Der Opener „Hecatomb For An Unending Madness” beginnt sofort, umschweiflos mit schnellem Gefiedelriff und tiefem Gurgeln. Das Riffing der Saiteninstrumente könnte vermuten lassen, es handle sich um einen Gitarrensoloeinstieg. Dem ist jedoch nicht so. Denn kurz darauf wird dem Ganzen zusätzlich noch ein Solo hinzugefügt. Das ist also der Tenor, der hier als „normales“ Strophenriff angeschlagen wird. Alles klar. Finde ich nice!

Rhythmisch vertrackt, schnell und düster kommt der erste Eindruck daher. Das Schlagzeug ist programmiert, aber super in den Mix und das Mastering gebracht, welche übrigens ebenfalls von Brendan übernommen wurde. Natürlich! (Ihr merkt vielleicht, ich bin ein wenig beeindruckt von One-Person-Projekten.)

Die Songs sind trotz der Geschwindigkeit der Riffs groovig und teils jazzig und erschaffen dennoch ein gewisses, geordnetes Chaos. Der Bass trägt sowohl die wichtige Rolle des Fundamentgebers, wie auch gleichzeitig des Melodieführers und wirkt in seinem Einsatz teils wie eine zusätzliche Gitarre. Der Sound ist tief mit gut abgestimmten Tiefmitten, die im Mix gut hörbar sind und den tonlich recht hoch verorteten Gitarrenspuren den benötigten Druck verleiht. Durch den Einsatz von Reverb, der sehr tiefen Gurgel-Vocals und des tiefen Grundtunings in Verbindung mit dem Einsatz höherer Lagen auf dem Gitarrengriffbrett entsteht eine Symbiose aus Untergang und Hoffnung und spiegelt für mich persönlich den fortlaufenden Kreislauf des Seins hervorragend wider.

Womit wir zum Artwork kommen! Ich habe mich mit einem Freund über das Album und das Artwork unterhalten und dieser mochte das Album, konnte dem Artwork jedoch überhaupt nichts abgewinnen. Ganz im Gegensatz zu mir. Der Brasilianer Marcio Blasphemator ist Erschaffer des Artworks, welches für mich wirkt, als wäre es mit Ölfarbe gemalt worden. Es ist grob und trotzdem lebendig und zeigt recht zentral ein sich dunkel auftuendes Loch am Firmament, welches alles zu verschlingen droht und dennoch wirkt es gleichzeitig hoffnungsvoll, da es scheint, als würde Energie in das Auge des Lochs hineinströmen und sich erschaffend verteilen. Kleine Personen, die das Ganze mit erhobenen Armen beobachten, könnten sowohl panisch und ihre Götter anrufend dem Untergang beiwohnen als aber auch die Entstehung von Neuem zelebrieren … Womöglich beides gleichzeitig, da das Sterben ihrer Realität die Energie für eine neue freisetzt. Für mich passt das Artwork daher absolut zum außersphärischen Albumthema der Wiederkehr von Chaos, Zerstörung, Erschaffung und der Etablierung von Riten bis hin zur Religion, um sich all das Geschehen im Universum irgendwie erklären zu können.

FATHOMLESS RITUAL erschafft mit diesem Debüt eine bemerkenswerte Atmosphäre, welche zugegebener Maßen nicht immer gleich leicht zugänglich sein dürfte, aber Fans von Bands wie DEMILICH oder DEAD AND DRIPPING Freudentränen in die Augen treiben wird. (yves)