EMPFEHLUNG, REVIEW

CHAPEL OF DISEASE „And as we have seen the storm, we have embraced the eye“ (Heavy / Death Metal)

CHAPEL OF DISEASE

„And as we have seen the storm, we have embraced the eye“
(Heavy / Death Metal)

Wertung: Empfehlung

: 23.11.2018

Label: Ván Records

Webseite: Facebook

CHAPEL OF DISEASE war bislang eine Death Metal-Band, die von meinem Kollegen Hendrik abgefeiert wurde (Summoning Black Gods, The mysterious ways of repetitive art) und nun hat die Kölner Band es geschafft auch mich auf ihr Boot zu holen.

Ganz ehrlich … das neue Album ist sensationell! Das Quartett hat sich Vorschlaghämmer geschnappt, ist an die Death Metal-Genre-Grenze marschiert und hat ein gewaltiges Loch in die Mauer getrümmert. Vielleicht kann ich sagen, dass als Idee, was den Hörer erwartet, die Namen VENENUM und SLAEGT angebracht wären. Es scheinen Brüder im Geiste zu sein, wenngleich CHAPEL OF DISEASE nicht psychedelisch wie VENENUM vorgehen oder Black Metal zocken wie SLAEGT, aber den drei Bands ist meiner Meinung nach gemein, dass sie alle bereits mit dem Vorschlaghammer an der Grenze standen und fleißig Durchgänge gebaut haben.

Das neue Album mit dem schrecklich langen Titel „And as we have seen the storm, we have embraced the eye“ ist eine Wundertüte, die so richtig fetzt. Natürlich reichen die Wurzeln dieses alten Baumes bis weit in den Death Metal hinein, aber dringen genau so in andere Bodenschichten und haben Heavy Metal-Nährstoffe gesaugt und eine gewisse Rock’n’Roll-Attitüde aufgenommen. Diese Attitüde haben sie allerdings auf eine eigene Weise vollkommen verstoffwechselt und wir haben hier keine ausgelutschten Death’n’Roll-Riffs zu erwarten, sondern ist einfach spürbar.

Die sechs Songs sind allesamt Überflieger. Am meisten beeindruckt mich die Leichtigkeit, mit der die Band es schafft, zwischen knüppelhartem Death Metal und verspielten Heavy Metal-Riffs, aber auch filigranen und beinahe blues-artigen Soli zu variieren, ohne dass es in den Kompositionen einen spürbaren Bruch gibt.

Ich wünschte mir, sie hätten den Opener „Void of Words“ vorab ausgekoppelt, dann würdet ihr verstehen, was ich meine! Erst wird gebrettert und dann folgt ab Minute drei eine erstklassige Gitarrenarbeit, wonach ihr euch die Ohren nie mehr waschen möchtet!

Vorab dürfenwir in „Null“ reinhören, was aber auch keine schlechte Wahl darstellt (genau genommen ist jeder Song geeignet, euch zu begeistern!). Von der Atmosphäre her ist „Null“ mein Favorit, denn hier spürst du etwas bedrohliches auferstehen; aber hört selbst:

Ist der Gitarrenpart nicht grandios?

„Oblivious – Obnoxious – Defiant“, „Song of the Gods“ oder „The Sound of Shallow Grey“ sind absolute Göttergaben und „1000 Different Paths“ ist der einzige Song in meiner persönlichen Playlist, der etwas abfällt; allerdings wird es an dem Gesang liegen, der ganz anders ist. Dafür allerdings muss man der Band trotzdem auf die Schulter klopfen, denn der Mut und Wille neue Wege zu gehen und Grenzen auszuloten, war hier einfach zu groß, als dass man sich hinter Erwartungen verstecken würde (und mal ehrlich: die Gitarrenparts sind einfach unglaublich!).

„As we have seen the storm, we have embraced the eye“ ist das Album, von dem ein alter Rezensenten-Sack wie ich träumt: es bläst den Staub und muffigen Geruch aus einer gleichgeschalteten Welt und man glaubt, dass man eine völlig neue Welt erreicht hat! Ich find’s grandios, obwohl die Old School-Deather unter euch eventuell Probleme bekommen könnten.

Mehr Heavy Metal hat es im Death Metal noch nicht gegeben, wenn ihr mich fragt und deshalb empfehle ich das Album allen Lesern! Erhältlich bei Ván Records! (chris)