REVIEW

ASH CODE „Oblivion“ (Electro Dark Wave)

ASH CODE

„Oblivion“
(Electro Dark Wave)

Wertung: Gut

VÖ: 15.10.2014

Label: SwissDarkNights

Webseite: Facebook / Homepage / Bandcamp

Die Italiener verschmelzen auf ihrem Debüt elektronischen Wave und treibende EBM mit der düsteren Seite des 80er Waves. Ihr kühler Synth Sound ist trotz clubtauglicher Ausrichtung von einer minimalistischen Klangstruktur umgeben. Hinzu kommen krachige, noisige Elemente, welche sich in die atmosphärische Dichte integrieren. So erinnert man, wenn sich die Beats dem Rausch hingeben an Bands wie Invincible Spirit oder Fair Sex, während die nebulöse Dunkelheit eher in Richtung Clan of Xymox tendiert. Die kühle Ästhetik mit destruktiver Rhythmik erinnert an No More oder The Normal .

Passend zur schwermütigen Grundstruktur offenbaren sich die Texte (kurzzeilige Aphorismen, inspiriert von Nietzsche) voller morbider Andeutungen und begleiten die beatlastigen Exkursionen mit scharfer Klinge, deren akustischer Part sich wie der Pfahl im Fleische des Wave Pops arrangiert. So komponiert man in „Unnecessary Songs“ eine durchdringende Melodie, teleportiert sie in den Synth Pop der 80er und besitzt zu guter Letzt die nötige Rille Joy Division. „Dry your Eyes“ war die erste Single und begeistert mit puristischer Energie. Dazu gesellt sich eine sphärische Komponente, welche aus den Tiefen des Dark Waves aufgespült wird und durch den dezent verhallten Gesang (Ian Curtis like) eine betörende Symbiose offeriert. „Crucified“ erinnert mit seinem Cyberpunk Image etwas an alte Cassandra Complex, wobei die Synths gar ein wenig in Richtung NDW tendieren, während „Drama“, wohl auch durch den weiblichen Gesang von Claudia (Synths), etwas samtener daherkommt. Hier gibt es neben unterschwelliger EBM einen elegischen Part, der sich geschickt mit schwirrenden Saiten paart. „Empty room“ (2te Single) überzeugt mit seiner dunklen Eleganz und den tiefen Stimmbändern von Alessandro. Vom Gesamtfluss und der leicht verspielten Elektronik her ist dieser Raum etwas sperriger als die Debüt Single, was auf der anderen Seite aber der Dramaturgie zu Gute kommt. In der Einleitung hatte ich als Referenz The Normal erwähnt, bei „want“ wird dieser Vergleich dann sinnig, weil mich das Stück irgendwie an „Warm Leatherette“ von 1978 erinnert. Mit dem schwermütigen „North Bahnhof“ öffnet Ash Code seine melancholische Seite, welche von der elektronischen Komponente her durchaus ambientartige Züge aufweist. Der feingewobene Klangkosmos lädt zum Tagträumen ein, welche aufgrund der latenten Finsternis nicht ohne Alp auskommen.

Fazit: Ein Album, welches perfekt in abgefuckte Underground Clubs passt, wo man die Nächte in wilden Stroboskopblitzen durchtanzt. Die Songs sind allesamt knallend auf den Punkt gebracht, wobei die Ästhetik von einer bedrohlicher Kühle ausgeht, die sich mit wüster Elektronik paart. Sphärische und beatlastige Spektren erzeugen visuelle Traumbilder von verlassenen Industrieanlagen, die sich im Orkan der treibenden Energie zu surrealen Landschaften verwandeln. Einziger Kritikpunkt ist die mit knapp über 34 Minuten doch recht begrenzte Spielzeit, jedenfalls für ein Full Length Album. Wobei mir natürlich Qualität lieber als die Quantität ist. (andreas)