REVIEW

ANTONIUS REX „Ralefun“ (Artrock / Progressive)

Line up
Antonio Bartoccetti – Vocal, Guitars
Doris Norton – Keyboards, Minimoog, Piano
Jabouille – Drums
Hugo Heredia – Flute

Produced by Antonio Bartoccetti
Released 1979
total playing time: 43′02′′

„Ralefun“ ist ein Album, welches die Fans von ANTONIUS REX gespalten hat. Waren die vorherigen Alben düstere Bekenntnisse okkulter Natur vom Feinsten, ertönt beim Opener „Magic Sadness“ ein wunderbarer Moog-Sound mit einer schmeichelhaften Melodie, die einfach nur wunderschön ist, aber nicht im geringsten bedrohlich oder düster. Der Titel ist Programm und man verspürt eine Traurigkeit und Sehnsucht in der Melodie, die sich (wieder einmal) hervorragend als Soundtrack anbieten würde. „Agonia per un amore“ beginnt etwas düsterer, aber geht in die gleiche Richtung der melancholischen Traurigkeit, die durch die Flöten-Töne von Hugo Heredia und dem klaren Gesang von Antonio Bartocetti zu einem kleinen Highlight wird. Zum ersten Mal bin ich wahrlich erstaunt, was für eine schöne Singstimme Antonio hat! Durch die verschiedenen Parts verdient auch dieser Song das Prädikat progressiv und vielleicht kommen wegen der Flöte dezente JETHRO TULL-Assoziationen auf.

„Witch Dance“ ist ein flockiger Rock-Song, der eine starke Gitarrenmelodie und tolle Soli zu bieten hat. Wieder wird progressiv gerockt, die Flöte ist präsent und ich liebe es, wenn er mit klarer Stimme den Songtitel immer wieder singt und sein Akzent sich nicht verbergen lässt. Wahrscheinlich ist es der untypischste Song bis hier.

„Incubus“ hat eine so grandiose Gitarrenmelodie, die du nie wieder aus dem Ohr bekommst und wieder ist es feinster Gitarrenprog, der dich verzaubert. Die verschiedenen Parts greifen perfekt und lassen das Gitarrenthema immer wieder hervorragend in den Vordergrund treten. Ich liebe diese Melodie.

„In Einsteinesse′s Memory“ flockt locker nach vorne, die akustische Gitarre treibt den Sound, bis Keyboards und Flöte wieder die Farbtupfer besorgen. Es ist erstaunlich, was für ein starker kommerzieller Songwriter sich in Antonio verbirgt. Mit Songs wie diesem hätte er eigentlich in der ProgRock-Szene einschlagen müssen, wie ein Blitz!

Der Bonustrack der 2011er Neuauflage „Proxima Luna“ stört in keiner Weise und fügt sich nahtlos in das Gesamtbild ein. Durch die typischen Effekte wie Wind, Orgel und beschwörerisch gesprochenen Texte wird der Dunkelfaktor erhöht, aber es ist und bleibt erstklassiger ProgRock. Manchmal erinnern mich die Keyboards von Doris Norton an „Tubular Bells“ von MIKE OLDFIELD und leider singt sie diesmal nicht auf dem Album, hat sie doch eine tolle Stimme, die sehr wandelbar und ausdrucksstark ist.

„Enchanted Wood“ ist mit seinen 12:12 Minuten der längste Song des Albums. Er verströmt auch wieder den „alten Charme“. Die Gitarren klingen, als hätte man sie in einem Jam eingespielt und das Ganze dann mit Effekten, Sprechgesang und Atmosphäre gemischt. Es ist auch weniger ein Song im klassischen Sinne, sondern eher eine Reise durch den verzauberten Wald.

Die Laufzeiten der Songs des Albums liegen zwischen 3:44 Minuten und 7:53 Minuten, diese Kompaktheit der Kompositionen führt zu einem sehr eingängigen Album, welches ich Fans von JETHRO TULL, MIKE OLDFIELD und britischem Artrock im Allgemeinen gerne ans Herz legen möchte! Für mich ist das Album eines der Highlights des Backkatalogs. Anders, als man es bisher gewohnt war, aber aufgrund des anderen Stiles eine echte Empfehlung! (chris)

Das Review ist Bestandteil der großen JACULA / ANTONIUS REX-History beim Amboss-Mag!