EMPFEHLUNG, REVIEW

ANDREAS‘ fast unpolitischer Rückblick 2020

2020: 2,5 Jahre 2. Liga, 43 Jahre „deutscher Herbst“, 53. Todestag von Benno Ohnesorg, 149 Jahre Pariser Kommune, 231 Jahre französische Revolution.
Und 72 Jahre Allgemeine Erklärung der Menschenrechte

Der Fischotter wurde Tier des Jahres
Baum des Jahres wurde die Robinie
Die Turteltaube wurde Vogel des Jahres (ich erspare mir Wortspiele)
Pflanze des Jahres ist die Gemeine Wegwarte (Cichorium intybus) (ich erspare mir Wortspiele)
Mein Kandidat bei der US-Wahl erreichte 315.000 Stimmen und damit 0,2 % Stimmanteil.
Der Mount Everest ist gewachsen und jetzt 86 Zentimeter höher. Hab gleich meinen alten Atlas korrigiert.
„Pictures“ von Daniela und Christian Stöhr aus dem PD-Verlag ist das Spiel des Jahres 2020.

Noch wichtig war:
Wirecard: Dagegen ist ein Bankraub analoge Romantik.
Autobahn GMBH –> B-Scheuert

Die christlichen Demokraten suchen einen Parteivor…äh…Kanzelkanditaten.
Röttgen, Merz, Laschet (Wenn im Merz Röttgen-Strahlen…ach Lasch et, dass kannste dir Spahn.)
??? oder TKKG ohne Spannung, aber 3+1 gibt vier und södern wird zum Verb.

Ach, da gab es noch ein kleines Fernsehereignis. Satire ist der neue Ernst (Leider)
https://www.facebook.com/watch/?v=2784000531856943
Könnt ich kotzen. Ach, wisst ihr was? Ich kotz jetzt mal in Vertretung aller Pflegekräfte lang dahin.

 

Gab es sonst noch was Wichtiges? Ich glaube nicht. Obwohl… irgendwas verfolgte uns.

Ach ja Musik:

Meine Top Ten des Jahres

1

WHISPERS INTHE SHADOW „YESTERDAY IS FOREVER“ (-> Review lesen)
Fazit: Ein grandioses Werk, welches nicht nur für die Band zu einem Meilenstein werden könnte. Ein Album, so facettenreich wie ein Diamant, der mit Bedacht und Hingabe geschliffen wurde. Der Hörer wird zum Rollenspieler, bei dem er mal Hermeneutiker, mal Archäologe, mal Träumer oder mal Genießer sein darf. Gewinner ist er allemal. Aufgrund dessen, dass ich gleichzeitig ein Interview mit der Band plane, hab ich dieses Album mehrmals und über einen längeren Zeitraum gehört. Geneigte Hörerschaft, dies ist ein Juwel, es ist spannend, es ist abwechslungsreich. Jeder Durchlauf wurde für mich zu einem Erlebnis. Ab jetzt würde ich in sprachlichen Kitsch abdriften, deshalb ist meine Review hier zu Ende. Kaufen, hören, genießen. „Yesterday is forever“ und ich hab die gleichen Gefühle wie 1986, als ich monatelang mit Gottes eigener Medizin experimentierte. und doch, dass hier und jetzt ist ebenso reizvoll.

 

2

NIGHT NAIL „MARCH TO AUTUMN“ (-> Review lesen)
Fazit: NIGHT NAIL liefern die perfekte Begleitmusik für die folgenden Herbstabende, welche man gezwungenermaßen allein oder zu Zweit zu Hause verbringen wird. Die Songs besitzen allesamt eine eher ruhige Atmosphäre, welche quasi als Grundstruktur bezeichnet werden kann. Hinzu kommen dezent gesetzte und detailliert integrierte Ausbrüche, welche sich in Intros oder Zwischenspielen an die Oberfläche trauen, ohne die Gradlinigkeit und das Gefühl des Stückes zu konterkarieren. Die von Schwermut durchzogenen Texte erinnern mich teilweise an Jean Amery oder Cioran, ein Titel wie „FTL“ hätte z.B. gut zu letzterem gepasst.

 

3

YOUR LIFE ON HOLD „ECHOS VON BARDO“ (-> Review lesen)
Fazit: Passend zum vorherigen filmischen Vergleich: Dies hier ist großes Kino, je nach Alter setzt es da an, wo Garden of Delight 1997 oder 1985(!) The Sisters of Mercy aufhörten (und die guten alten Fields lugen bei den Arrangements hervor). YLOH ist durchdringender, puristischer und traditioneller Goth Rock, welcher nie den Blick aufs Detail verliert. So arbeitet man mit verschiedensten Facetten, lässt den Songs Zeit, sich zu entwickeln. Die sphärische Soundstruktur in Verschmelzung mit Aggressivität ist perfekt umgesetzt. Die Stimme von John erinnert mich immer wieder an Rüdiger Frank (Tors of Dartmoor).

Alle anderen teilen sich Platz 4 (in unalphabetischer Reihenfolge):

 


DIORAMA „TINY MISSING FRAGMENTS“
Fazit: DIORAMA falsifizieren zum wiederholten Mal die Wissenschaft der Gehirnforscher, befindet sich hier doch das Gefühl und das bewusste Denken in einem Areal. Wunderschöne Passagen, in denen sich der Hörer verlieren wird. Verwirrende Soundkreationen, in denen sich der Hörer verlieren kann. Nachdenklich machende Texte, welche mit einer Grazie und Hingebung dargeboten werden. Und doch. der Hörer muss manchmal Schlucken, sei es wegen des Textes oder der, zwar in getragener Eleganz verschmolzenen, dennoch in Details verwirrend erklingenden Soundkreationen.

 


SCHONWALD „ABSTRACTION“
Fazit: Dieses Album bietet viel für Viele. Hörer von Cold Wave, verzwicktem Düster Pop und auch Liebhaber von weiblichem Gesang in Verbindung mit dunkel-melodischen, elektronischen Klangspektren dürfen bedenkenlos zugreifen. Vorhanden sein sollte eine Liebe zur Kühle, welche sich in einem romantischen, kerzenbeleuchteten Herbstabend zu Zweit ja noch entwickeln kann.

 


THE BEAUTY OF GEMINA „SKELETON DREAMS“
Fazit: Ein wunderschönes, dunkles Werk. Die Melange aus Dark Wave, verführerischem Goth, mal warmen, mal coldwavigen Klanglandschaften, gefühlvollen Arrangement und einer gehörigen Prise Blues ist mehr als gelungen. TBOG gelingt zum wiederholten Mal ein Geniestreich, wobei die Band ihre Musik zu einer Kunstform werden lässt, welche ihr ein Alleinstellungsmerkmal verleihen dürfte.

 


MEISTERZWERG „DIE SELTNEN ORTE“
Fazit: Meisterzwerg liefert ein ganz besonderes Kleinod. Es ist irgendwie der Aufstieg von der kleinen, eigenen Welt hin zur Globalisierung der Gefühle. Xulu vermengt geschickt Träumerei, Realismus und eine verklärte Romantik. Xulu war bei REPTLE die extrovertierte Rampensau auf der Bühne, hernach und auch davor hat er sich eher mit dem Ich beschäftigt. Diese Ambivalenz nutzt er heuer, um ein ganz besonders Album zu kreieren.

 


BITTERSÜßER NACHTSCHATTEN „DARK POETRY“
Fazit: Das Duo versteht es, versteckte Anklagen mit leichter, sozialromantischer Vehemenz in bedrückende Klanglandschaften zu kleiden. Wobei man immer geneigt ist, der Melodie zu folgen. Das Wechselspiel zwischen dezent gesetzten Parolen und umschriebenen, teils der Interpretation freigegebenen Texten wird überzeugend dargeboten. Das emotionale Schlussepos „Asche auf Schnee“ ist ein bedrückendes, mit leiser Wut interpretiertes, Machwerk, welches durch seine elegante Struktur eine wohlige Atmosphäre schafft, die bereits bei den ersten Worten ad absurdum geführt wird.

 


OCTOBER BURNS BLACK „REFLECTIONS“
Fazit: Keine Rebellen sind hier am Werk. Es sind Liebhaber einer Kunst, welche sich im Museum des Gothics treffen, ein Wein, ein Bier in der Hand und Gemälde betrachten, welche schon lange Meilensteine des dunklen Rocks geworden sind. Es ist eine wundervolle Reise in die Vergangenheit.

 


ASP „KOSMONAUTILUS“
Fazit: ASP liefert reichlich Futter für die Fans. Die viel-und weitreichenden Wortspiele, eingebettet in einer mystischen Geschichte zwischen Fabel, Märchen und Tragikomödie laden ein, heben den Vorhang. Ein gelungenes Konvolut typischer ASP Songs, wobei heuer die Exegeten der ASP’schen Geschichten mehr als zuvor gefordert werden.

 

Außer der Reihe (weil ein Gesamtkunstwerk besprochen wurde):


NEAR EARTH ORBIT „M.A.S.S. Extinction“ & „Back Catalogue“ (Ambient Goth Rock)
Fazit: Hör mit Schmerzen, denk mit Schmerzen, verlier dich, denk dich, denk das Du, das Wir, das Alles und denk das Ende und denk deine Schuld. Ein bedrückender Moloch, der sich in musikalisch düsterer Breite ergießt. Kein Ton, kein Satz, kein Wort geht fehl im Gesamtkosmos. NEO erschafft eine Welt irgendwie zwischen Verne, Bowie, Roddenberry, Kubrick und Johannes Offenbarung. Ein epochales Werk, musikalisch wie textlich mit nichts und Niemanden vergleichbar. Einzigartig.

 

Großartige Interviews gibt es hier mit:
Whispers in the Shadow
Diorama

 

Top Ten der ausgefallen Konzerte:

The Mission
Nick Cave
Diary of Dreams
Human League
Siglo XX
Joachim Witt
Goethes Erben
Laibach
TÜSN
Wisborg

 

Der goldene Vollpfosten mit 10 Meter Feldweg geht mit reichlich Wut an EVENTIM
Die Verbrecher erstatten beim Ausfall eines Konzertes nur die reinen Kartenkosten und lassen den Käufer auf massig Gebühren sitzen, welche zudem nicht klar ausgezeichnet werden. Allein bei Nick Cave hab ich über 40 Euro Verlust gemacht. Die Verbraucherzentrale NRW klagt. VIEL GLÜCK.

 

Ausblick auf 2021:
Neues Album von The Cure:
O’Donnell zu Robert: „Es muss die intensivste, traurigste, dramatischste und gefühlsbetonteste Platte sein, die wir je gemacht haben würden, und dann können wir uns einfach davon verabschieden.“

Wir alle versuchen Tickets zu bekommen, ohne den „Umweg“ EVENTIM.

EVENTIM geht PLEITE

Ausgefallene Konzerte (s.o.) finden statt.

ROTROTGRÜN….ROTGRÜNROT….GRÜNROTROT

Bleibt gesund, seid friedlich und genießt das, was euch wichtig ist ekstatisch.