REVIEW

ANTONIUS REX „Zora“ (Progressive / Psychedelic)

Line up
Antonio Bartoccetti – Guitar
Doris Norton – Minimoog, Pinchi organ, Hammond
Albert Goodman – Drums

Produced by Antonio Bartoccetti
Released 1977 (original), 1978 als „Zora (Il series)“ mit Bonustrack „The Gnome“
total playing time: 47′05′′

Das 1977er Album hat bei mir einen definitiven Ausnahmestatus. Auf unserer ersten großen Campingfahrt durch den Süden Europas habe ich vorgeschlagen, über Genua zu fahren, damit ich in den Plattenladen „Black Widow“ mal besuchen kann. Dort habe ich mir de CD-Version des Albums als „32nd Anniversary Edition“ mitgenommen. Wohl wissentlich, dass die Musik nicht zwingend eignen würde, um durch den Sonnenschein zu fahren, habe ich die CD eingelegt und den wahrscheinlich größten Hit der Band gehört: „The Gnome“. Tanzbar, progressiv, und definitiv gute Autofahrermusik. Der Song ist ziemlich einzigartig und sicher ein echter Ohrwurm und hat uns nicht nur in diesem Sommer begleitet. Interessant ist, dass er erst ab der zweiten Auflage des Album als Opener enthalten war.

„Necromancer“ driftet nach seinem düster-sakralen Part ab in eine ordentlich verjazzte Sause und die „Spiritualist Seance“ ist eigentlich das bereits erwähnte „Devil′s Letter“ vom „Neque semper arcum tendit rex“-Album, allerdings nicht ganz so furchteinflößend und musikalisch gehaltvoller umgesetzt, inklusive der unglaublichen Kirchenorgel und mit beschwörenden Worten gewürzt. Durch die musikalische Ergänzung hast du nicht nur den Soundtrack zu einem Film, du hast 100%iges Kopf-Kino. Horror-Okkultismus-Musik mit Gänsehautgarantie.

Der Titeltrack zieht sich mit pathetischen Gesang etwas, bevor er in einer großartigen Soloexplosion endet, die mich dezent an die Band GOBLIN erinnert, die einige Giallo-Filme von Dario Argento veredelt haben. Wo ich schon beim Thema „Giallo“ bin: „Morte al portere“ ist wieder der perfekte Giallo-Song: eine tolle Stimme, ein toller Song mit Atmosphäre, der aber eben nicht die okkulte Satanisten-Fantasie aktiviert, sondern die urbane Gefahr des maskierten Killer greifbar macht, der mit seinen schwarzen Handschuhen das Rasiermesser für dich bereit hält. Großes Kino. Als Bonustrack bekommst du bei der feinen Neuauflage aus dem Hause „Black Widow Records“ den 1980er Track „Monastery“, der ähnlich tanzbar ist, wie der Opener.

Das Booklet ist herrlich düster, mit alten Fotos, italienischen Texten und netten Abbildungen.

Für viele nicht das Meisterwerk, aber für mich eine besondere Platte, schließlich war es mein Einstieg in die Welt von ANTONIUS REX und JACULA. Dass der Meister lediglich vier Songs von „Tardo Pede in Magiam Versus“ als Grundlage benutzt hat und dieses Album lediglich zum Geld verdienen benötigte, habe ich ja nicht gewusst. Aber wer sogar dieses Album liebt, flippt bei allen anderen aus. (chris)

Das Review ist Bestandteil der großen JACULA / ANTONIUS REX-History beim Amboss-Mag!