REVIEW

BABY LOU „Stagediving into total darkness“ (was-weiß-ich)

BABY LOU

„Stagediving into total darkness“
(was-weiß-ich)

Wertung: gut

: 18.10.2013

Label: 141 Records

Webseite: www.facebook.com/babyloutheband

Au Mann, BABY LOU bringen mich immer an den Rand eines Nervenzusammenbruchs. Nicht weil sie mich nerven, sondern weil so manches festgefahrenes Klischee einfach zusammenbricht. Diese Bande ist für mich seit dem Gig in Peine im Februar 2012 der Inbegriff eines chaotisch-kreativen-Kollektivs, das alles in der Hand hat, die do-it-yourself- mit einer Fuck off-Attitüde verschmelzt und sich wie Pipi Langstrumpf die Welt macht, wie sie ihnen gefällt. Imponiert mir das?! Yeah. Verfolgt man die Jungs über Facebook, trieft die Kreativität aus allen Poren, hört man das Album, weiß man wie kreativ ADHS sein kann.

Die Band musikalisch zu beschreiben ist so schwierig, wie das Gefühlsleben einer Frau auf den Punkt zu bringen, aber beides zu versuchen lohnt sich. Aber beides schafft man eh nicht, also: der Sound setzt sich aus vielen, vielen Facetten zusammen: Punk, Hardcore, Pop, Prog, Alternative. Ach ja, bestimmt auch Metal. Den Gesang von Marco würde ich in meiner kleinen Welt am ehesten dem Alternative der 90er zuschreiben, die Songs sind anspruchsvoll und gespickt mit feinen Details, entziehen sich für mich aber einer konkreten Beschreibung. Aber eines weiß ich: ich finde den Sound der Band einzigartig und stehe volles Brett auf BABY LOU. Der Vorgänger „Fresh Water in a dirty glass“ war bereits geil, hatte aber starke Schlenker in der Kontinuität, dass heißt, es ist etwas zerfahren, für meinen Geschmack. Dieses „Manko“ wurde komplett abgestellt und „Stagediving into total darkness“ enthält die beinahe perfekte Balance zwischen Wahnsinn, poppigen Appeal, Keyboards, Gitarren, Dreck und Honig.

Ich weiß nicht, was ernst gemeint ist und was pure Ironie. Aber besonders bei dem „Heavy Metal Workshop“ Drumcomputer und Orgel einzusetzen, ist schon was Besonderes und für die klischeehaften Assoziationen ad absurdum. Ich habe immer das Gefühl, die Band bannt ihre eigene Welt auf ein Vinylalbum und der Hörer schaut durch ein kleines Fenster in den Raum und versucht die Ausschnitte zu verstehen. Aber so muss Musik sein.

Das neuste Werk gibt es entweder als Download oder Vinyl. Das Vinyl kommt als Gatefold, mit einem großen Booklet (24 Seiten mit 350 Bildern), eine BABY LOU-Fanzine, Sticker, Asche, die vom Original Coverartwork stammt, einem Poster und dem Downloadcode. Das „Digital Package“ enthält alles außer dem Vinyl und dem Fanzine. Ordern solltet ihr direkt bei: www.141records.de.

Quereinsteigern empfehle ich mal „K-Tower“, „Heavy Metal Workshop“ oder das ganz famose „Must be the reason why I′m the king of Blieskastel“, um einen Einblick in das Paralleluniversum zu erhaschen, aber seid gewarnt, dass man den Weg nach Hause nicht immer findet. (chris)