INTERVIEW

WOLVES DEN :: Dunkelheit, Aggressivität, Melancholie und Erhabenheit

Die Black/Death Metal Kapelle WOLVES DEN stammen aus München und haben mit „Miserere“ ihr zweites Album veröffentlicht, dieses Mal bei Trollzorn. Die acht Stücke sind voller Dunkelheit und Aggression, aber auch der melancholische und atmosphärische Teil kommt nicht zu kurz. Für ein paar Rückfragen zur aktuellen Gesamtsituation und zum Album nahmen sich Sänger und Bassist Helge Stang (ex-QUILIBRIUM von 2001-2010) und Gitarrist Mexx etwas Zeit. www.wolvesden.de
(Review „Miserere“ hier lesen)

 

Es geht euch hoffentlich allen gut. Wie erlebt ihr als Band gerade die Corona Zeit und welchen Einfluss könnte diese Situation aus eurer Sicht auf die bevorstehende Albumveröffentlichung haben?

Mexx: Hail Amboss-Mag, vielen Dank, dass wir bei euch paar Worte absondern dürfen! Diesen Corona Kram erleben wir alle recht individuell, unsere Berufsmusiker-Fraktion hat naturgemäß mit Einkommensverlusten zu kämpfen, unsere „Normalberufler“ sind sämtlich ins Home-Office verbannt. Den ersten Einfluss auf unsere Veröffentlichung hatten wir bereits – diese wurde verschoben und es war lange nicht klar, wann wir denn den neuen Kübel überhaupt über unseren Mitmenschen würden ausschütten dürfen. Was dann am Ende die Verkaufszahlen betrifft .. mein Bauchgefühl sagt, dass der Mensch in Krisenzeiten, in denen der Job unsicher ist, dann wohl doch eher zweimal überlegt, ob er seine wertvollen letzten Groschen in einen physikalischen Tonträger mit Nischenmusik investiert. Ich lasse mich gern eines Besseren belehren, aber enorme Absatzzahlen erwarte ich erst mal nicht!
Helge: Ja, stimmt. Corona ist für ein paar Milliarden Menschen auf die ein oder andere Weise scheiße, damit auch für uns als Band. Aber wurscht, die Platte ist trotzdem geil.

 

Wie ich beim Herumstöbern im Web über eure Band festgestellt habe, war euer Sänger Helge früher bei EQULIBRIUM und hat in 2003 schon mal ein Interview für unser Magazin mit beantwortet. Bei anderen Bands würde so eine Info gleich mit im Promoinfo auftauchen, um mehr Aufmerksamkeit zu erzeugen.
Wurde das bewusst zurück gehalten oder spielt das aus eurer Sicht einfach keine Rolle?

Helge: Ja, stimmt, bei Amboss-Mag hat es bei mir auch geklingelt. Aber nachdem das (scheinbar) schon ca. 17 Jahre her ist … wow… 17 Jahre!
However, seit gut 10 Jahren bin ich bei Equilibrium raus, ich habe mittlerweile weniger als die Hälfte der Bandgeschichte mitgemacht. Alte Kamellen und viel hat sich getan. Aber ich finde es interessant, dass das bewusste Raushalten mal Jemandem aufgefallen ist. Ja, ist auch Absicht. WOLVES DEN ist eine ganz andere Schublade als Equilibrium und …. komm:
HipHop! Würdest du das in deiner Bandinfo stehen haben wollen?

Kommen wir zur Musik: Beim neuen Album habt ihr mich gleich mit Opener gepackt. Der beste Track auf einem aus meiner Sicht insgesamt richtig guten Album. Da ich den Vorgänger noch nicht kenne, was habt ihr aus eurer Sicht diesmal anders gemacht bzw. verbessern können?

Mexx: Danke! Im wesentlichen sind die Herangehensweisen und die einzelnen Elemente die gleichen geblieben. Man bekommt nur mit der Zeit ein wenig mehr Gefühl dafür, welche Art Song für WOLVES DEN funktioniert und welche eher nicht. Anfangs hatten wir noch mehr verschiedene Einflüsse vermengt, da hat sich mit der Zeit immer mehr ein Stil herausgebildet. Diesen Prozess kann man eigentlich auch schon auf dem Erstling „Deus Vult“ wahrnehmen, wenn man weiß, in welcher Reihenfolge die einzelnen Songs entstanden sind.

 

Zum Albumtitel „Miserere“ habt ihr auf eurer Webseite Definitionen von Wikipedia und auch euren Vorschlag, „ich scheiß dir ins Maul du Arschloch“, aufgelistet. Was wollt ihr genau damit aussagen und wie spiegelt sich das in den Lyrics wider?

Helge: Hach, ich liebe die Frage „Was möchtet ihr damit aussagen?“. Ganz ehrlich, was könnte „Ich scheiß dir ins Maul du Arschloch“ wohl für einen tieferen Sinn haben. Wir könnten jetzt die einzelnen Ebenen dieser Feststellung auf ihre metaphorische Bedeutung hin analysieren und … Oh, leider stell ich fest, dass ich nur noch ganz wenig Papier hier in meinem Word habe. Wir müssen das vertagen.
Aber in kurzen Worten könnte man es so ausdrücken. Ich finde viele Leute einfach beschissen und somit fällt es mir nicht schwer, eine gewisse Stimmung in meine Texte zu bringen. Aber das gilt primär für Arschlöcher.
Man, so viele Kraftausdrücke am frühen Morgen.

 

Ihr habt nicht nur deutsche Tracks, sondern auch einige wenige englische mit auf dem Album. Passte die deutsche Sprache bei diesen Songs nicht so gut oder was waren die Gründe?
Helge: Ja, richtig, zufällig sind es auch der erste und der letzte Song geworden, „Tides of Hate“ und „Nameless Grave“. Letzterer war von Anfang an als Hommage an Aleister Crowley gedacht und zitiert ja auch fleißig, da war Englisch also gesetzt. „Tides of Hate“, hier kamen mir einfach so ein paar Zeilen in den Sinn und da dachte ich mir: warum nicht?

Ihr schreibt auf eurer Webseite „Schließlich hat sich mit Trollzorn doch noch ein Label mit genug Eiern für „Miserere“ gefunden!“. Das klingt nach einigen Absagen vorher von anderen Labels. Was hat den Ausschlag für Trollzorn gegeben?

Helge: Sie haben einen guten Ruf. Es gab auch noch andere Interessenten, die ich an dieser Stelle nicht diffamieren möchte, aber alles in allem schien uns Trollzorn die beste Wahl für unser erstes Labelexperiement mit WOLVES DEN zu sein. Und Absagen gibt es heutzutage nicht mehr. Man bekommt einfach keine Antwort.

 

Nachdem ihr euer Album – soweit ich gelesen habe – bereits Ende 2018 fertig hattet, mal einen Blick in die Zukunft: Plant ihr schon ein drittes Album?

Mexx: „Planen“ wäre in diesem Zusammenhang noch übertrieben, aber an neuen Songs wird bereits gearbeitet, ja. Das Songwriting ist ein langwieriger Prozess und aus meiner Sicht auch immer der Hauptbrocken, den es zu zertrümmern gilt. Am Ende sollten ja dann ein paar Songs stehen, die sich zu einem Gesamtwerk fügen, ohne redundant zu sein. Für uns war immer schon wichtig, dass wir nicht 2-3 gute Songs und dazu 6 Filler zu einem Release verwursten. Aber zurück zum Punkt: Die Saat für neues Material ist gesät, wir düngen mit Dreck und Blut, das was dort spriessen mag, holen wir uns dann mit der scharfen Sichel. Ein drittes Album kommt, das ist sicher.

 

Normalerweise dreht es sich an dieser Stelle auch um die Frage nach Liveauftritten. In der momentanen Situation drücke ich uns allen die Daumen, dass das in naher Zukunft wieder möglich sein wird. Gibt’s da denn bei euch konkrete Planungen bzw. hattet ihr welche im Sommer?

Mexx: Ja, es gab Gigs, auf die wir uns bereits gefreut hatten, die jetzt ins Wasser gefallen sind. Einige werden zum Glück auch nachgeholt. Allerdings haben wir – Stand heute – für 2020 keine Gigs mehr anstehen, da ist der Terminkalender vorerst komplett platt gemacht. Fuck it, kann man nichts ändern, da hocken ja gerade alle Bands im gleichen Boot. Mit 1,5 Metern Abstand.
Helge: Wir holen das nach.