DISBELIEVER
„The dark days“
(Atmospheric Dark Rock)
Wertung: Empfehlung!
VÖ: 09.12.2013
Label: Wormholedeath
Ich hab in der letzten Zeit einige CDs des Labels besprochen, nun liegt das Zweitwerk dieser 2008 in Pisa gegründeten Band in meinem Player. Grund, dass „The dark days“ erst als letztes der Lieferung zur Rezession kommt, war die nichtssagende Kategorie des Styles: Metal Rock. Das kann alles und nichts bedeuten. Nun steckt aber hinter dieser nichtssagenden Schublade ein wirklich bestechendes Werk, welches mit großem, kraftvollen Sound aufwarten kann, dazu genügend Darkness besitzt und vom Songwriting her eine atmosphärische Tiefe aufweist. Die Saiten und sonstige Rhythmusfraktion agiert hart, untergründig kann man gar von einem Brett reden, dennoch ist im Gesamtkonstrukt eher von Rock als von Metal zu sprechen. So hab ich nun meine eigene Kategorie für die Band kreiert.
Als Opener des Werkes fungiert, dass von unterschwelliger Aggression beherrschte aber von samtener Energie getragene „Endless Dream“. Sänger Luis Mc Fadden kämpft sich förmlich in den Song, klingt zu Beginn verträumt und bietet im durchdringenden Chorus eine kraftvolle Darbietung. „Unreal“ besitzt als herausragendes Momentan die treibenden Synths, welche im Refrain von einer betörenden Energie getragen werden, während die sphärische Dichte dann von durchdringen Attacken der Saiten durchschnitten wird. Luis weiß sich mit seinen angedunkelten Stimmbänder perfekt den dezenten Tempiwechseln anzupassen ohne seine kraftvolle Ausdrucksstärke zu verlieren. „Frozen“ könnte als harte Ballade durchgehen, gerade wenn im Mittelteil eine Ruhepause mit weichen Saitensoli integriert wird.
Mein Favorit ist das elegische „The last one“ mit seiner dezenten Temposteigerung und seinem traurigen Gesamteindruck (hat etwas von Dreadful Shadows „Sea of Tears“). „Hopelight Fading“ glänzt mit einer eingängigen Melodielinie und besitzt im Chorus reichlich Pop Appeal. Trockene Härte verbreitet „into eternity“ bei dem sich Luis auch mal als böse outet und mit latenten Growls in die Szenerie dringt. Trotz Steigerung des Härtegrades bleibt die musikalische Ausrichtung eingängig und besticht durch seine melancholische Eleganz. Perfekt kollaborieren die Synths mit den Lead Gitarren und erzeugen gemeinsam mit dem Schlagzeug eine druckvolle Macht. In harmonischer Ruhe gebettet kommt „ordinary way“ daher und wird mit harschen Saiten aus der Lethargie geweckt.
Immer wieder begeistert die Balance zwischen Härte und melancholischen Sounds, deren Mark sich auch mal schwermütig offenbaren kann. Perfekt dazu passend ist, dass auch die Vocals von Sänger Luis diese Ambivalenz zeigen. Es gelingt, poppige Versatzstücke zu integrieren ohne Samthandschuhe anzuziehen und betörende Hooklines als Selbstverständlichkeit dem harten Riffing entgegenzustellen und so liefert man uns diesen wollüstigen Wall of Sound.
Fazit: Die Italiener wissen das dunkle Herz zu begeistern, ihnen gelingt dabei der Spagat zwischen Melancholie und Härte. Hinzu kommt ein Gesang, dessen Klangbild ein wenig an Nick Holmes erinnert, in seiner Variationsbreite allerdings genügend Eigenständigkeit besitzt. Fans von Paradise Lost, Sentenced oder Ever Eve sollten mehr als ein Ohr riskieren. (andreas)