INTERVIEW

BLACK SPACE RIDERS :: Breit im musikalischen Universum aufgestellt


Die BLACK SPACE RIDERS haben es geschafft und mit „Light is the new black“ einen würdigen Nachfolger des Debütalbums in die Realität gebeamt, der beweist, dass mit der Band schwer zu rechnen ist, denn es werden Grenzen verschoben und Gedankenbarrieren gesprengt und einfach nur endgeil gerockt. Wir haben uns mit der Band auf Qo’noS getroffen, um im zusätzlichen Mondlicht einen virtuellen Schwatz abzuhalten. (chris)


Was ist euch nach dem Release eures ersten Album alles widerfahren?
SLI (Gitarre): Wir hatten einige richtig gute Gigs mit tollen Bands und haben uns über die vielen guten Rezensionen gefreut.

JE (Gesang & Gitarre): Das war schon überraschend, wie das Album teilweise abgefeiert wurde, auch in anderen Ländern und Sprachen. Das wirkte ja zwischenzeitlich fast, als ob wir die neuen Metallica werden … aber zur Beruhigung: danach kam nicht automatisch die Weltherrschaft, es hat sich alles ganz langsam und bodenständig stetig nach oben entwickelt. Cool ist echt, dass die eigenen Kreise größer werden und wir dadurch total nette Kontakte aufbauen konnten.


Mir ist aufgefallen, dass die Songs weniger in die punkige HAWKWIND/ MOTÖRHEAD-Richtung tendieren, sondern schwerer und mächtiger daherkommen und eher nach KYUSS und Konsorten klingen. Kam die Kurskorrektur automatisch oder hattet ihr Bock darauf?
CRIP (Schlagzeug): Eher nach Kyuss und Konsorten?! Seh ich nicht so. Ich sehe uns insgesamt breiter aufgestellt, vielseitiger, vielleicht ein Ausdruck dafür, dass die Band näher zusammen gewachsen ist, dass mehr Einflüsse gegeben sind.

SLI: Ich glaube das lief eher automatisch ab. Wir haben ja nie gesagt: Wir spielen jetzt so oder so. Wir haben einfach neue Songs gemacht und entweder der Song gefällt uns oder nicht. Wir haben keine feste musikalische Richtung.

JE: Sehe ich genau so. Es ist ja nicht mal so, dass wir uns als  Stoner-, Psychedelik-, Doom-, Spacerock- oder „wie-auch-immer“-Band verorten würden, wir klingen halt so wie es klingt und irgendein Etikett müssen die Leute ja drauf pappen, damit man den anderen erklären kann, warum es geil ist. Insofern kann ich da auch gut mit leben. Schwerer und mächtiger stimmt, aber komm Chris!??!  Wenn schon der Kyuss-Vergleich, dann von mir aus „I, Black Space Messiah“ vom Debüt … bei der neuen Platte spielt aus meiner Sicht Kyuss kaum eine Rolle.


Die fließenden Übergänge zwischen den Songs, der zweiteilige Exodus und das dreiteilige Loch…dürfen wir „Light is the new black“ als Konzeptalbum verstehen?
CRIP: JE liebt Üüüübergänge und isch auch, woll.

JE: So gesehen sind wir ja eine Konzeptband. Ich achte immer sehr darauf, dass all das Tolle, Interessante, was man so machen könnte, nachher auch gut zusammen passt. Es ist bei uns eher so, dass wir so breit aufgestellt sind, wir müssen aufpassen, nicht noch Grindcore, Jazz, Dub und Folklore zu integrieren. Wir wollen die Leute ja mit auf eine Reise nehmen und dabei hilft es, wenn das ganze Paket total zusammen passt, wenn also Songs, Sound, Texte, Songtitel, Cover-Artwork zusammen ein Grosses, Ganzes ergeben.
Wir wollen uns entwickeln und trotzdem darauf achten, dass wir im Kern diese schweren, hypnotischen Riders bleiben.
Ein Konzeptalbum hab ich immer so verstanden, dass zunächst das Konzept, dann die Texte da waren und sich die Musik daraus ergibt. Das ist hier überhaupt nicht so! Wir haben erst Songs geschrieben, solange ausgesiebt und arrangiert, bis die zusammen passten. Es war klar, dass wir aus dem etwas sklavischen Textkonzept des Debüts ausbrechen und offener werden wollten. Dann kam die Idee des Album-Titels und danach die Texte (teilweise erst im Studio finalisiert), die alle Geschichten erzählen, die mit dem Thema „Anwesenheit und Abwesenheit von Licht im weiten All da draussen“ zu tun haben. Dann kam die Cover-Idee usw.. Es kam ein Baustein zum anderen, aber da war nicht von vornherein ein Master-Plan dahinter.


Bei „Night over Qo’nos (Masrammey)“ hat laut Booklet CRIP „additional moonlight“ beigesteuert…darf ich mal fragen, wie man Mondlicht zum Schwingen bringt und auf ’ne LP presst?
CRIP: Na, ja – da stellen wa uns mal janz dumm, wat is ne additional moonlight? Will heißen, dass mir in einer mondlichtüberstrahlten Nacht einige Ideen für Ablauf und Gesangsideen kamen…in diesem Fall war`s, glaub ich, die Chorusphrasierung Mas – ram – mey, gell, JE?

JE: Glaub schon. Was weiß ich, was der Kerl in mondlichverstrahlten Nächten alles so macht ?! Das will ich gar nicht wissen !!! Wir haben nach einer originellen, stimmigen Idee gesucht, um auszudrücken, dass ich zwar im klassischen Sinne den Song geschrieben habe, CRIP aber extrem viel dazu beigetragen hat, dass der Song  halt genau so klingt, wie Du ihn jetzt kennst. 


Liefen die Aufnahmen zu eurem zweiten Album ebenfalls mit analogem Equipment  ab oder habt ihr eure Herangehensweise geändert?
SLI: Wir haben ziemlich genau wie beim ersten  Album aufgenommen, alle Songs wurden live eingespielt, später die Vocals und noch ein paar Soli oder Effektgitarren drüber und das Ganze natürlich wieder so analog wie möglich.

CRIP: Die Drums sind komplett analog, nix getriggert.

JE: Der Klang der Black Space Riders ist ja auch ein ganz wichtiger Bestandteil unseres Gesamtbildes und deshalb sehr wichtig. Nach dem Debüt wussten wir noch besser als vorher, wie wir klingen wollten und wie nicht. Wir haben wieder bei Role in der Oldenburger „Tonmeisterei“ aufgenommen. Wir kennen Role gut und Role kennt uns gut. Wir mögen uns, verstehen uns und wissen gegenseitig voneinander, was wir wollen und können und was auch nicht. Wir haben vor, während und nach den Aufnahmen ganz viel darüber geredet, wie wir das am Besten hinbekommen. Und das geschilderte Live-alle-zusammen-in-einem-Raum-Aufnehmen ist ganz wichtig für uns … das macht alles lebendiger und echter.


Die Texte eures ersten Album haben die Atmosphäre der Tracks in meinen Augen geprägt. Warum habt ihr diesmal auf den Abdruck der Texte verzichtet?
JE: Gibt verschiedene Gründe. Das Cover-Artwork braucht keine Texte und übrigens auch keine Bandfotos, das wirkt ohne viel besser und geschlossener. Es ist mir auch in erster Linie wichtig, wie die Texte in Zusammenhang mit der Musik auf Dich wirken und klingen. Welche Worte dazu tatsächlich verwendet werden, ist nebensächlich. Außerdem lässt das mehr Interpretation durch den Hörer zu. Wenn du vielleicht noch ein paar Worte „falsch“ oder „anders“ interpretierst als ich sie gemeint oder gesungen haben, ergibt sich für Dich vielleicht ein ganz anderer Sinn, das finde ich super! Außerdem weiß ich bei manchen Passagen selber noch nicht genau, was ich damit eigentlich meine. Ist halt alles ’n bisschen mysteriöser als beim Debüt.

 

Hast du (JE) bewusst an deinem Gesang gearbeitet? Solch eine Vielseitigkeit hat man selten!
CRIP: Recht hast du, wir haben ihn gequält, eingesperrt (wochenlang), genötigt um genau das zu erreichen, was dir so gefällt…YES.

JE: Ich hab nicht gearbeitet, was glaubst Du denn?! „Ge-Arbeitet“ ???! Ich habe mehr ausprobiert im Studio, das passt ja auch zu der musikalischen Vielseitigkeit. Dabei achten wir alle zusammen mit unserem Engineer und Produzenten Role aber immer extrem darauf, dass der Gesang nie gekünstelt, unauthentisch, sondern immer echt klingt. Da musst Du als Sänger halt oft mal ertragen, dass Deine Bandkumpels sich im Regieraum vor Lachen in die Hose machen und Role dann ganz diplomatisch: „Duuuhuuu. Jochen?! Deine Idee ist da glaub ich irgendwie noch nicht so richtig, cool, Duuu“. Du hörst zwar meistens mich in verschiedenen Facetten, aber viele Gesangs- oder Background-Parts wurden darüber hinaus von SEB und den übrigen Riders beigesteuert.


Ich glaube, ich kenne kein negatives Review zu eurer Musik und das lässt ja ganz klar auf „Kritikerlieblinge“ schließen. Konntet ihr neben den Schreibern auch noch  Legionen von Spacekadetten um euch versammeln, die euch bei eurer Mission unterstützen? Schließlich ist schon manch ein Kritikerliebling von den Massen verschmäht worden…
JE: Die negativen Reviews veröffentlichen wir doch nicht, wir sind doch nicht doof! 😉 Nein, es gibt aber schon vereinzelte Reviews, die mal mäßig oder irritiert ausfallen. Ich merke dann oft, dass der Rezensent nicht wirklich verstanden haben, was wir wollen und wer wir sind. Das macht auch nichts. Du kannst sie nicht alle haben. Und Dich danach richten, was andere von Dir hören wollen, sollest Du schon gar nicht! Die Legionen werden zwar mehr, aber noch brauchen wir keine Festhallen, um aufzutreten, sondern kleine feine Clubs, wo wir wird den Leuten ganz nah sind. Ich glaube auch nicht, dass wir jemals ne Massen-Band werden … ’n bisschen mehr könnt’s aber ruhig noch werden …


Was waren die interessantesten Erlebnisse bei euren vergangenen Gigs?
SLI: Im positiven Sinne war das der tolle Gig im Skaters Palace auf der riesigen Bühne vor relativ vielen Zuschauern . Im negativen der Gig auf einer Party in Salzkotten, wo wir überhaupt nicht hingehörten und die Bullen auch den Gig nach einer halben Stunde abgebrochen haben.

CRIP: Spaß, Lachen, geile Gigs spielen, also zu merken „ok, heut läuft’s und den Leuten vor dir geht’s auch nicht anders“; aber auch zu merken, wenn’s nicht so gut läuft, fällt das Ding trotzdem nicht auseinander. Zudem haben wir mit einigen sehr coolen Bands gespielt und dabei ne Menge netter Leute kennenlernen dürfen.


Sind neben der kleinen Tour vom 10.04.2012 bis 14.04.2012 noch mehr Konzerte oder vor allem Sommerfestivals im laufenden Jahr geplant?
JE: Es wird noch einiges dazu kommen, da bin ich sicher! Bei den Sommerfestivals sieht es bisher mau aus … da müssen wir nächstes Jahr wohl früher „angreifen“. Ihr könnt Euch aber bestimmt noch auf etliche Konzerte im Verlaufe des Jahres freuen, dann halt Clubkonzerte!


Als wir uns nach einem Gig unterhalten haben, habt ihr gesagt, eurer Traum wäre eine Veröffentlichung auf Doppelvinyl mit Gatefold-Cover…wie fühlt es sich an, das Baby in den Händen zu halten?
SLI: Großartig, das war immer schon ein Kindheitstraum.

CRIP: Ich als Kind der Musikkassette präferiere für unser 3. Album die Doppel-MC in Dolby B, JAWOLL, ja – ansonsten muss ich schon zugeben, dass sich das Ding gut anfühlt und vor allem geil auszieht.

JE: Als ich die erste Platte nach der Anlieferung in der Hand hielt, kamen mir fast die Tränen: Bier auf, Kopfhörer auf, Nadel drauf und dann nur für mich genießen! Ich hab mir selber in den letzten Jahre allerdings kaum Vinyl gekauft, weil ich meistens im Auto höre. Das Problem haben wir ja gelöst, genau wie das Problem mit der Nicht-Digitalisierbarkeit: es gibt keinen schnöden Download-Code… Neee, wir haben gleich ne CD zum Doppel-Vinyl dazugepackt.

 

Im letzten Jahr kamen viele starke Stoner/Retro/Doom-Alben auf den Markt, wie z.B. von SIGIRIYA etc., Herr Garcia rockt mit KYUSS LIVES durch die Landen und MONSTER MAGNET haben auf dem letzten STONED FROM THE UNDERGROUND gezeigt, wo beim Spacelord der Phaser hängt. Seht ihr eure Weltherrschaftspläne gefährdet, falls ihr welche hattet?
SLI: Nein, wir brauchen ja demnächst auch noch  gute Supportbands, und da bieten sich die genannten ja durchaus an, also ist es schon OK, dass es diese Bands gibt.   😉


Und nun die wichtigste Frage: Wenn Licht das neue Schwarz ist, wird es im All nun hell? Wer hat das Licht angemacht und wenn ja, warum?

JE: „42“.


War ja klar, dass das noch kommen musste.