INTERVIEW, TOP THEMA

WORMWOOD :: Über die Unfähigkeit der Menschheit, sich um die Erde zu kümmern

Ich habe WORMWOOD mit dem Re-Release ihres Debütalbums „Ghostlands: Wounds from a Bleeding Earth“ kennengerlernt, und das ist aus meiner Sicht eines der besten Debütalben, die ich in den letzten Jahren gehört habe. Nun haben sie ihr drittes Album mit dem Titel „Arkivet“ am Start, welches ursprünglich schon früher in diesem Jahr erscheinen sollte. WORMDWOOD haben hier ein echt faszinierendes Werk erschaffen und es handelt von der Unfähigkeit der Menschheit, sich um die Erde zu kümmern. Die Fragen zu Album und Band hat Hauptkomponist und Leadgitarrist Tobias Rydsheim beantwortet. (eller)

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Ich habe euer Debütalbum „Ghostlands: Wounds from a Bleeding Earth“ leider erst durch das Re-Release kennengerlernt. Nun habt ihr euer drittes Album fertig, wie ist das Feedback bisher?

Das Feedback war bisher großartig. Das Album ist noch nicht veröffentlicht (wenn ich dies schreibe), aber die Aufmerksamkeit der Medien war wirklich gut. Aber es ist immer nervenaufreibend zu hören, was die Fans denken, wir werden es bald herausfinden.

 

Die Veröffentlichung sollte ursprünglich früher stattfinden. Wie sehr hat es euch genervt, dass die Fans erst Ende August in den Genuss des Albums kommen?

Das war Mist. Ursprünglich wollten wir es im Mai veröffentlichen, um es noch vor der Festivalsaison herauszubringen. Aber wie wir alle wissen, wurden die Festivals abgesagt, also hat uns das nicht so sehr gestört. Aber wisst ihr, wenn man sich auf etwas festlegt und es sich kurz vor dem genauen Datum ändert, ist das anstrengend und frustrierend.

 

Wie entsteht bei euch ein Song? Gibt es einen Hauptsongschreiber oder sind alle beteiligt? Hat sich die Herangehensweise an die Produktion des neuen Albums im Vergleich zu den vorherigen geändert?

Hauptsächlich schreibe ich die Musik, und unser Sänger NINE schreibt die meisten Texte. Aber jeder hat ein Wörtchen mitzureden, und es ist normal, dass wir gemeinsam im Proberaum Dinge ändern, wenn wir neue Ideen ausprobieren. Produktionstechnisch haben wir seit den Vorgängern ein bisschen was verändert. Wir haben das „alte“ Studio für die Schlagzeugaufnahmen behalten, alles andere haben wir in zwei verschiedenen Studios aufgenommen. Aus Bequemlichkeit und anderen Gründen.

 

Euer Konzept für „Arkivet“ lautet kurz zusammengefasst: „Das Ende der Welt aufgrund menschlicher Dummheit.“ Wie weit sind wir euer Meinung nach vom Ende entfernt?

Nun, das hängt davon ab, wie man das Ende definiert. Aber ich persönlich glaube, dass die jüngere Generation ziemlich dramatische Veränderungen des Lebensstandards erleben wird, wenn wir weiterhin alles vermasseln. Wir haben in den letzten Jahren viele ziemlich offensichtliche Hinweise auf der ganzen Welt bekommen, oder?

Eurem Video zum Track „The Archive“ liegt das Buch des schwedischen Autors Mikael Strömberg zu Grunde, das der Vinylversion beiliegt. Wurde das Buch für euren Song geschrieben oder umgekehrt?

Das Video, der Song und das Buch wurden gemeinsam geplant. Wir hatten ein Konzept und eine Vorstellung vom Inhalt für jedes Medium. Sie sind also alle miteinander verbunden. Das Video lässt viel von der Geschichte weg, um alles zu verstehen, muss man das Buch lesen.

 

Gibt es einen Lieblingssong auf dem Album? Wenn ja, welchen und warum?

Ich glaube, es ist schwer, unsere eigenen Songs zu beurteilen und trotzdem objektiv zu sein. Es hängt davon ab, in welcher Stimmung ich mich gerade befinde. Eine lobende Erwähnung wäre „The Slow Drown“. Der Grund dafür ist die emotionale Stimmung, die er transportiert. Ich bin wirklich glücklich mit diesem Song.

 

Woher bzw. von welchen Personen stammen die Zitate im letzten Track „The Gentle Touch of Humanity“?

Sie stammen aus vielen aktuellen Berichten, Reden und Interviews aus der ganzen Welt. Es ist nicht interessant zu wissen, wer oder wo sie sind oder in welchem Zusammenhang sie stehen. Das Interessante ist, zuzuhören und aufzunehmen, was sie zu sagen haben.

 

Mit Veröffentlichung gibt es unterschiedliche Vinyl-Versionen zu kaufen. Fragen Fans da immer wieder nach und seid ihr selber Vinyl-Sammler?

Die Fans hatten natürlich ihre eigene Meinung zu den physischen Veröffentlichungen. Einige verlangten eine bestimmte Farbe, einen bestimmten Preis oder was auch immer. Es ist schwer, es allen recht zu machen. Wir haben uns immer für das entschieden, was uns gefällt, und das war’s. Aber letzten Endes ist es Sache der Plattenfirma, was herauskommt. Ich glaube, jeder in der Band kauft hin und wieder Vinyls. Aber soweit ich weiß, ist niemand ein großer Sammler. Aber ich denke, wir haben alle eine anständige Menge an Qualitätsmusik zu Hause.

 

Ihr musstet während der Produktion den Titel eures Albums von „Vita Arkivet“ zu „Arkivet“ ändern auf Grund eines Aufforderungsschreiben eines Bestattungsunternehmens. Habt ihr eine Idee, wie ihr diesem Unternehmen als Musikband hättet schaden können?

Haha, nicht wirklich. Ganz im Gegenteil, ich glaube nicht, dass wir ihrem Unternehmen in irgendeiner Weise geschadet haben, indem wir ein Rock’n’Roll-Album veröffentlicht haben. Ich glaube, dass die meisten Leute klug genug sind, um ein Bestattungsunternehmen von einer Sammlung von 7 Songs zu unterscheiden. Nun, sie haben die Schlacht gewonnen. Aber es hat sich als gute Geschichte für uns herausgestellt.

So wie ich es verstanden habe ist der Albumtitel der Name einer Dokumentensammlung, in der man für seine Hinterbliebenen die Bestattungsarrangements beschreibt, worin sich zudem wichtige Unterlagen befinden, letzte Wünsche usw.
Ist ein „Arkivet“ in Schweden weit verbreitet? So in dieser Ausführlichkeit kenne ich das hier in Deutschland nicht, man legt eher nur fest, wem man was und wieviel vererbt.

Das Dokument „VITA ARKIVET“ (Das weiße Archiv) ist eine Dienstleistung, die das Bestattungsinstitut anbietet. Es ist eine Art Testament oder wie auch immer man es nennen mag. Es ist ziemlich üblich, dass Menschen dieses Dokument in verschiedenen Lebensabschnitten unterschreiben.

Wir verstehen das für’s Album nicht als persönlichen letzten Willen. Es geht um uns alle, die Menschheit, die der Nachwelt ihre letzten Worte hinterlässt, bevor wir durch uns selbst aussterben. Aus einem bereits genannten Grund mussten wir den Namen ändern, also haben wir uns für die kürzere Alternative „ARKIVET“ entschieden, was soviel wie „Das Archiv“ bedeutet, und das Albumcover ist ganz weiß. Da habt ihr es, „Vita Arkivet / Das weiße Archiv“.

 

Zum Schluss die Frage: Welche Alben/Bands würdest du den Lesern empfehlen?

Kann ich hier auf Wormwood „Arkivet“ antworten? Das würde Sinn machen. Also, ja! Ich werde meine eigene Band empfehlen, denn wenn jemand bis hierher gelesen hat und uns noch nicht gehört hat, ist das eine gute Gelegenheit, uns auszuprobieren!

 

Viel Erfolg für den Release von „Arkivet“! Ich hoffe, es kommen noch weitere Alben von euch!

Vielen Dank, und Danke für das Interview. Neue Musik ist in Arbeit, es wird also definitiv weitere Wormwood-Alben geben. Dies ist erst der Anfang.