EMPFEHLUNG, REVIEW

VANITY „Occult you“ (Goth Rock/ Dark Wave)

VANITY

„Occult you“
(Goth Rock/ Dark Wave)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 2013

Label: Church Independent / Rough Trade

Webseite: https://www.facebook.com/VanityDoom

Die aus der Schweiz, Palästina und Italien kommenden Musiker haben sich mittlerweile in Südeuropa niedergelassen: Das aktuelle Werk wurde bereits seit längerem in Eigenregie vertrieben, nun gibt es mit Label im Hintergrund eine weitergehende Verbreitung. Musikalisch geht die Reise in die düstere Welt des Gothic und Dark Wave. Angereichert mit reichlich Mystik, welche sich nicht nur textlich offeriert, sondern auch in den verträumten Sounds ein Dasein findet, erklingt so im Gesamtkontext ein sehr schönes Düsterwerk mit eindringlichen Melodielinien. Lyrisches Vorbild ist der gleichnamige, bisher unveröffentlichte Roman von Sänger N, welcher sich schon immer sehr für das Düstere und Esoterik interessierte. Textlich dreht es sich um einen Krieger, der nicht nur für sich selbst, sondern auch für die verlorene Liebe kämpft. Liebe ist das zentrale Thema des Albums, aber auch Einsamkeit, Qual, die Unvermeidbarkeit des Schicksals und die Unkommunizierbarkeit werden behandelt.

Weiteres, markantes Merkmal der Italiener ist der emotional-leidende Gesang, der sich durch die einzelnen Songs schleicht und für eine harmonisierende Zusammenfindung von Goth Rock und Wave Pop sorgt. Vanity versteht es wunderschöne Melodielinien zu kreieren, welche auch in druckvolleren Songs wie „Ghosts“ ihre Heimat finden. Sphärisch und mit doomiger Note geht es bei „under black Ice“ zu. Hier vermengen sich Dramatik und Spannung zu einem gelungenen Intermezzo. Eingewobene Pop Vaganzen versprühen morbide Leichtigkeit. Der Chorus erklingt betörend und sorgt für Gänsehautatmosphäre. Genial wie der beschreibende Text in „Ruins“ Kopfbilder entstehen lässt, dazu dieses trübsinnige Timbre in Verbindung mit verführerischen Dark Wave. Man will sich aus dieser bedrückenden Stimmung verabschieden, wird aber tiefer reingezogen und landet mitfühlend am Rand der zerstörten Landschaft. „Sun“ wartet mit krachigen Strukturen auf, bei denen sich Saiten und Drums richtig austoben können. Diese eruptiven Ausbrüche werden immer wieder von esoterischer Ruhe unterbrochen und phasenweise gibt es auch zähfließenden Doom. Ein hybrid-artiges Intermezzo der Dunkelheit, druckvoll und doch mit resignativen Gefühlswallungen dargeboten. „Time’s new Romance“ wird mit reichlich Pop Appeal dargeboten und versprüht einen fast bombastischen Wall of Sound, während die Gitarren dem Shoegaze huldigen. Der eingängige Chorus ist im verführerischen Wave Pop-Stil gehalten und besitzt genau die Prise Pathos, die es für einen elegischen Bogen braucht.

Mit „Limbo“ unternimmt man einen Ausflug in die elektronische Welt der 80er, denn hier steht klar der Synthesizer im Vordergrund, die kurzen Eineinhalb Minuten scheinen aber eher als Intro zu dienen, denn hernach folgt das wunderschöne Titelstück. Ein tränenreiches Monument voller trauriger Klänge wird mit hingebungsvollen Timbre dargeboten, während die Keys einen tagträumerischen Unterbau fabrizieren.

Zum Schluß wird es mit dem treibenden „The Wanderer“ noch mal etwas härter. Der Gesang begleitet die metalenen Klänge mit atemloser Hingabe. Der Chorus badet dann wieder in hymnischer Melodie.

Ein wundervolles Werk, dessen Eleganz fast zerbrechlich ausstrahlt. Über Genregrenzen hinweg erhebt sich ein bedrückendes Kleinod düsterer Musik, dessen Konzept, Umsetzung und Darbietung den Hörer förmlich in seinen Bann zieht. Dazu dieses besondere Timbre des Sängers, der seine Texte in voluminöse Prosa verpackt und wenn man weiß, dass er aus Gaza kommt, bekommen die Beschreibungen zusätzlich ein bedrückendes Merkmal. Von der Intensität und der schwermütigen Melancholie her, könnte man die Atmosphäre am ehesten mit The Cure’s „Faith“ vergleichen, aber mit jedem Durchlauf erkennt man neue Facetten und dringt immer tiefer in die Welt von Vanity ein.
Großartige Musik, großartiges Album. Danke! (andreas)