REVIEW

THE TWINS „Living For The Future“ (Synthpop/80er)

THE TWINS

„Living For The Future“
(Synthpop/80er)

Wertung: Gut+

VÖ: 22.06.2018

Label: Monopol/Da Music

Webseite: Homepage / Facebook / Wikipedia

Das Duo wurde von den damals Mitzwanzigern Sven Dohrow und Ronny Schreinzer Anfang der 1980er gegründet. Ihre musikalische Ausrichtung passte perfekt zu dem damals beginnenden Synth Pop Boom und erinnerte von Beginn an an Bands wie OMD oder Tubeway Army. Dezent gab es auch Reminiszenzen an Depeche Mode, welche auch heuer immer wieder auftauchen („Going to the moon“). 1993 endete mit „The Impossible Dream“ vorerst die Geschichte. Neben Compilations (bzw. Best of alben) erschien mit „live in Schweden“ 2005 ein Live Album. 6 Jahre später traten THE TWINS beim WGT auf.

Nun erscheint 25 Jahre nach dem letzten Studioalbum ein neues Werk und das Duo macht genau da weiter, wo sie damals aufhörten, bzw. ihren Höhepunkt (zwischen 1982 und 84) erreichten. Herrlich dargebotener Pop mit samtener Note und vor allem Gefühl. Das Gesamtkonstrukt beherbergt zudem eingängige Ohrwürmer (zuvorderst der Opener „down in Kay Largo“) und auch das Schielen auf die Tanzflächen darf nicht fehlen. Letzteres äußert sich vor allem im durchdringenden „You’re not the only one“. Auch ihre experimentelle Seite mit Kraftwerkscher Ausrichtung und Science-fiction-loops findet den Weg aufs Album („all i want to do“). Während die Geradlinigkeit an Alphaville’s letztes Album erinnert, sind die teils verwegenen Spielereien im Intro oder im Mittelteil zu hören. Das folgende „Marina Jones“ (dachte erst an eine Hommage an den 80er Filmhit „ist sie nicht wunderbar“, aber die hieß Amanda Jones) beherbergt erneut einen durchdringen, anschmiegsamen Refrain, der sofort ins Ohr geht und dort erst mal hängen bleibt. Wobei hier zwischen treibender, teils stampfender Elektronik (die Moderne) und verführerischer Synth-Melodie (die Nostalgie) gependelt wird.

Hernach bleibt Zeit für eine eher ruhig gestaltete Ballade („when i lost you“). Dezent streift man den Kitsch, wobei hier Kitsch nicht negativ besetzt ist. Auch das Schlussepos beherbergt diese kristalline Melancholie, welche im Endeffekt warm ummantelt in die Gehörgänge fließt. Erinnert teilweise von der Melodie her an eine Slowmotion-Version von New Orders „Truth Faith“, wobei hier natürlich eher die ruhige Fließgeschwindigkeit die Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Dazwischen gesellen sich verträumte Hymnen („Johnny can you hear me“) und verspielte Elektronik („no surrender“).

Fazit: Mit diesem Album, welches immer den Charme der Achtziger beherbergt, dürfen sich die Fans der Band auf eine Reise durch verführerischen Electronic Pop machen. Auch Tim Dowdall, der Librettist vieler TWINS-Titel, ist wieder an Bord. Das neue TWINS-Album ist ein zeitloses Musikstück, das nicht nur alte Fans ansprechen wird. Wobei letztere das Bad in der Nostalgie besonders lieben werden. In Letzter Instanz gelingt dem neuem Werk den Staub mit modernen Klangspektren vom dicken Buch der synthetischen 80er zu blasen. Aber nur, um mit Klarsicht darin zu blättern und Erinnerungen aufleben zu lassen. (andreas)