REVIEW

SUICIDAL TENDENCIES „World gone mad“ (Punk / Thrash)

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„World gone mad“
(Punk / Thrash)

Wertung: gut

: 30.09.2016

Label: Suicidal Records

Webseite: Facebook, Homepage

SUICIDAL TENDENCIES und Mike Muir genießen einen ganz besonderen Stellenwert bei; damals, wir schreiben das Jahr 1990 und es gab kein Internet, lediglich über TV, Magazine und das Radio konnte man sich über neue Musik informieren und auf HR3 lief Mittwochs eine Metal-Sendung, die das „Lights, Camera, Revolution“-Album der SUICIDAL TENDENCIES vorstellte und es war um mich geschehen. Da ich damals noch junger Schüler war, war es etwas schwieriger als heute, um an neue Alben zu kommen, denn das Taschengeld wuchs ja nicht auf Bäumen und man musste sich genau überlegen, worin man sein Geld investieren wollte. Aber nach einigen Songs des Album war die Entscheidung recht einfach… also den „Disc-Center“-Katalog abgewartet und bestellt. Und da begann eine lange Liebe zwischen ST und mir. Ruckzuck wurde der Backkatalog nachgeordert: das gleichnamige Hardcore-Album, „Join the Army“, das viel zahmer produziert war, als der wüste Erstling, das grandiose „How will I laught tomorrow“-Album und natürlich die sensationelle „Controlled by hatred/Feels like shit… Deja vu“-EP flatterten nach und nach in meinen schmalen Plattenschrank und ich verschlang jedes Interview, welches in den Printmedien oder auf MTV (ja, da lief mal Musik und mit „Headbangers Ball“ sogar eine geile Metal-Sendung) erschien. Seine Art zu Singen und zu Sprechen ist nichts anderes, als Teil meines Erwachsenwerdens. Das ist unauslöschbar verankert. Dann kam ein zahmes, aber tolles Album namens „The Art of Rebellion“ und dazwischen machte Muir mit Robert Trujillo auf Funk und hat in den frühen Neunzigern einen weiteren Crossover zelebriert: Funk Metal. Alles was danach aus dem Hause S.T. kam klingt immer noch, und da ich auch das aktuelle Album „World gone mad“ keine Ausnahme, nach einem Mix aus SUICIDAL TENDENCIES und INFECTIOUS GROOVES, indem man die funky Basslines einfach beibehalten hat und sich einfach den Arsch abgroovt, während man einen schwer zu greifenden Mix aus Punk, Hardcore und etwas Thrash zelebriert.

Streng genommen klingen die letzten Alben „World gone mad“, „13“, „Free your soul“, „Freedumb“ auch alles recht ähnlich und man könnte es positiv sehen und sagen, dass die Band ihre Heimat gefunden hat, wogegen sie in den 80er und 90er Jahren immer wieder neu erfunden wurde, ohne allerdings in Richtung Mainstream zu zielen.

„World gone mad“ ist also, um das Fazit vorwegzunehmen ein solides SUICIDAL TENDENCIES-Album im Sinne der 2000er Jahre, keine Offenbarung, aber auch beileibe nicht schlecht. „Schlecht“ können SUICIDAL TENDENCIES nämlich garantiert nicht. Die Presse wird sich sicher darauf stürzen, dass Trommelgott Dave Lombardo nun hinter dem Schlagzeug sitzt… zu Recht, denn die Frage ist, hat er den SUICIDAL-Groove? Fuck yeah, hat er. Ich werde sicherlich bei den nächsten Shows den Vorgänger Eric Moore vermissen, denn dieser Wonneproppen war live der absolute Hingucker… niemals habe ich einen Drummer gesehen, bei dem Härte und Groove so kinderleicht und spielerisch aussahen, wie bei ihm. Ehrlich gesagt, ich sehe beim Popeln angestrengter und konzentrierter aus, als er jemals beim Schlagzeugspielen aussehen könnte.

Die Songs des neuen Albums sind alle durchweg auf einem verdammt hohen Level angesiedelt, grooven und sind derb hart geraten und geben wirklich gelungen einen Querschnitt durch die S.T.-History, denn aus jeder Phase findet man Einflüsse. Über allem thront natürlich Mike Muirs Gesang und die Texte, die zeigen, dass er immer noch mit offenen Augen durchs Leben geht und etwas zu sagen hat. Und das Beste daran: es klingt frisch, ehrlich und typisch S.T.! Was will man mehr? Als S.T.-Jünger nichts, außer viele Konzerte der Band…

Also, pledge your allegiance, ihr Cycos. Suicidal for life. (chris)