EMPFEHLUNG, REVIEW

SOROR DOLOROSA „No more Heroes“ (Gothic Rock/Cold Wave)

SOROR DOLOROSA

„No more Heroes“
(Gothic Rock/Cold Wave)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 25.02.2013

Label: Northern Silence Productions /Soulfood

Webseite: www.sorordolorosa.com

Hier handelt es sich um eines der schönsten Alben seit The Cure’s „Faith“. Was die Franzosen hier auf ihrem Zweitwerk darbieten, ist wunderschöne, tief gefühlvolle dunkle Eleganz. Von Beginn an begibt man sich eine andere, ferne Welt. Von Nostalgie getragen schleichen samtene Soundgewände voller Hingabe durch nebelverhangene Steppen.

„Dany“ ist so ein Song, der den Hörer tief berührt. Sänger Andy Julia begeistert mit einem dunklem Timbre, dessen Verzweiflung sich voluminös enthüllt. Auf getragenen Flächen thront ein Moment der Hoffnungslosigkeit. Wie sich die Traurigkeit offenbart, kann man wohl am Besten mit einem Requiem vergleichen. Schwermütiger, sanftfließender Gitarren-Wave.

Oder „Warmhole“ , welches unterschwellig an den Soundtrack aus dem ersten The Crow Film erinnert. Dazwischen besitzt man die elegante Melodieführung von The Cure, welche hier eher an das The Kiss Album erinnert. Um eins gleich vorweg zu sagen, die Vergleiche dienen nur der Beschreibung, das französische Quintett ist weit davon entfernt, die alten Helden nur zu kopieren. Es ist immer eher eine Huldigung, eine Reminiszenz an die alte Zeit und ihrer Idole.

Der Opener „Silver Squere“ wandelt auf den Spuren des Cold Waves und besitzt im Zusammenspiel der Saiten im eruptiven Chorus Facetten des treibenden Dark Rocks. Straighte Gitarren und druckvolle Drums sorgen als Rhythmus-Fraktion für unterkühlte Härte. Fast nahtlos der Übergang in ruhigere Gefilde mit „Sound & Death“ ,welche hier mit tiefen und sonoren Timbre begleitet werden. Andy weiß erneut zu begeistern, hier wirkt er gar ein wenig kratzig um zum Ende hin, die Trauer graumeliert ins Mikro zu hauchen. Die Gitarren agieren hier eher in Moll gestimmt und vollziehen im Mittelteil auch mal ein progressives Eigenleben. Der Bass unterlegt die Szenerie mit verträumten Klanggebilden. Danach kommt „Dany“ (s.o.) .Gänsehautatmosphäre pur.

In bester Fields-Morricone-Soundtrack-Manier kommt das, in tiefem Schwarz gezeichnete Slowmotion-Stück „Hologram“ daher. Die Klangfarbe der Stimme wird ganz tief, die Musik doomig. Ein zähfließender Moloch der Schwermut. Die depressive Atmosphäre gleicht Sisters „Reptile House“. Nur dezent wird mit dem folgenden „Motherland“ die Stimmung gehoben. Die Stimmbänder erheben sich aus dem Alptraum und schleichen fortan mit dahinschmelzender Traurigkeit über die bedrückenden Harmoniebögen.

Die Franzosen liefern ein grandioses Zweitwerk ab, verwurzelt in den 80er, als der Gothrock noch eine depressive Note als Qualitätssiegel besaß. Durch geschickt gesetzte Tempiwechsel verhindert man Eintönigkeit und schafft so auch einen dramatischen Song-(Album-) Aufbau. Sänger Andy besitzt in seinen ausdrucksstarken Timbre diese Vehemenz und Authentizität, welche die Texte zu Kopfbilder werden lassen und balanciert seine Stimmbänder zwischen Tragik, Dramatik und Hoffnungslosigkeit aus. (andreas)