REVIEW

SHARZALL „Black Sun“ (Gothic Metal)

SHARZALL

„Black Sun“
(Gothic Metal)

Wertung: Gut

VÖ: 2017

Label: NRT Records

Webseite: Facebook / Bandcamp

Wir sind ja unter uns: Das Album brauchte reichlich Durchläufe, um sich in meinen Gehörgängen zu entfalten. Ein Grund dafür war die heftige Ausrichtung des Goth Metals. Erst nach und nach verschmolzen die rauen Vocals und die eingängigen Melodielinien, welche mit unglaublichen Druck dargeboten werden.

Es handelt sich hier um ein Debüt, um so mehr begeistert die durchgängige Qualität und zu guter Letzt gelingt es hier, trotz wütenden Shouter, ein Fest der Eingängigkeit zu feiern. Mir ist jetzt egal, ob der Band ein Begriff wie Eingängigkeit gefällt, aber hey ein Magazin wie Amboss definiert Eingängigkeit etwas anders. Und selbst die zwischen Growls und Geschrei angesiedelten Vocals erschaffen dieses komplexe Erlebnis, welches in betörenden Hooklines gipfelt.

Kurzer Faktencheck: Sharzall – das ist Gothic Metal/Dark Rock und mehr aus der Slowakei. Die Geschichte der Band begann 2014, als Frontmann/Sänger Rony Rage und Bassist Nyga beschlossen, gemeinsame Sache zu machen. Nach mehreren Line-up- und Namenswechseln entstanden im Frühjahr 2015 Sharzall, die am 27.05.2016 ihr erstes Konzert in Wien gaben. Das Image und die Optik der Musiker ist laut deren Aussage eine Mischung aus „A Clockwork Orange“ und King Diamond.

Der Dramatik Erschaffung braucht es ein Intro, welches hier zwischen Wagner und Orff gelegen, den Augenblick frönend das Album einleitet. Dezenter Ton und dann legen die Saiten los, die Drums galoppieren hinterher und legen den dreckigen roten Teppich aus. Und da kommt schon das vocalistische Böse, dieses tiefe dahinrotzen von tiefgängen Texten, als wäre hier der Satz nichts als eine Aneinanderreihung von Wörten, die sich nach Stimmlage an der Bedienung der Nebelmaschine orientieren. Erst nach und nach ergeben Instrumente und Vocals eine Einheit und stellt das Ohr des Hörers auf Aufmerksamkeit. Denn Songs wie „Crisis“ (Tod Jesu) oder „Way to die“ (Die Beschäftigung mit eigenen Tod) haben einen Sinn, lassen aber genügend Interpretationsspielraum.

„Love is the ground“ ist ein Harmonie-Monster, dessen integrierte Blues-Atmosphäre perfekt mit der Eindringlichkeit kombiniert ist und doch gelingt es Sänger Ronny, die Atmosphäre zu sprengen und mit seiner dem Gesang innewohnenden Rauheit neu zu justieren. Insgesamt bleibt aber die Härte stetiger Bewohner der Musik. Wie in der Einleitung erwähnt, die einzelnen Songs und vor allem die Komplexität brauchen eine Zeit. Aber bei nötiger Geduld entfaltet sich hier ein Werk, welches ebenso für Zartbesaiteten 69 Eyes Hörer, wie der härteren Crematory Fraktion gefallen könnten.

Fazit: Braucht seine Zeit, bevor sich die Vermengung von Dunkelheit, Depressivität und Aggressivität die Hand geben und dem Shouter erlauben, seine Wut mal fragil, mal exzessiv in die Gemeinde zu bellen. Was die Melodien angeht, da hat man teilweise im Wave Pop der 80er geklaut, aber diese „Saw 1-3“ gleich versteckt, im Keller von Alice Cooper. Jegliche Schlüsselstreitigkeiten inklusive. (andreas)