EMPFEHLUNG, REVIEW

RPWL „Beyond man and time“ (Prog Rock)

RPWL

„Beyond man and time“
(Prog Rock)

Wertung: Empfehlung

: 09.03.2012

Label: Gentle Art of Music

Webseite: www.rpwl.de

Die Platte ist erstaunlich. Sie ist warm und freundlich, einfühlsam und fordernd. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ein guter Freund, den man lange nicht gesehen hat, mich besucht und mir seine Geschichte erzählt. Sehr angenehm.
Soviel zu dem Emotionen, die dieses Album bei mir auslöst. Faktisch ist es so, dass die bayrische Prog Rock-Band RPWL ihr erstes Konzeptalbum veröffentlicht. Mit Konzeptalben habe ich oft meine Probleme, da die meisten Künstler sich darauf versteifen, lediglich Atmosphäre zu transportieren und manchmal vergessen, wie wichtig gute, separate Songs sind. Diese Hürde nehmen RPWL aber aus dem Stand, denn egal, ob es Yogi Langs tolle Gesangsmelodien sind oder ausufernde Ausflüge auf dem Keyboard oder der Gitarre, es gibt auch nach dem x-ten Durchlauf Kleinigkeiten zu entdecken, die sich mir vorher noch nicht erschlossen hatten. Die Musik ist somit, wie gewohnt, herausragend und RPWL besitzen unter den deutschen Prog Rock-Bands einen absoluten Ausnahmestatus.

Textlich wagt man sich an nicht weniger, als eine philosophische Reise, die sich an Nietzsches „Also sprach Zarathustra“ orientiert und verlangt, dass das Album „ein Plädoyer zum eigenen Denken, zum Widersprechen, zum Befreien“ sein soll. Textlich ist es also eine Herausforderung an uns alle, sich mit dem eigenen Denken und der Stromlinienförmigkeit zu beschäftigen und immer öfter Dinge zu hinterfragen. Leider liegen mir die Texte nicht vor, aber man sollte sich vielleicht eh auf den Weg in den Plattenladen machen und die limitierte Auflage mit zusätzlichem Hörbuch und Landkarte mitnehmen.

Wenn dieses Werk sich auf die Fahnen geschrieben hat, nicht angepasst sein zu wollen, wird die (durchaus überragende) Musik meines Erachtens dem nicht ganz gerecht, denn so unangepasst ist die progressive Musik nicht, schließlich erfindet man das Rad nicht neu, sondern bewegt sich im progressiven Rahmen, der aber nicht nennenswert erweitert wird. Aber die Musik ist so gut, dass du süchtig wirst, kurz nachdem du die ersten Takte von „We are what we are“ gehört hast, welches wie eine perfekte Mischung aus PETER GABRIEL (zu „Up“-Zeiten), PINK FLOYD (was zu erwarten war, aber immer mehr in den Hintergrund rückt) und der Leichtigkeit, die nur RPWL erschaffen können, klingt. Das sei aber nur ein Anspieltipp von mir, denn jeder Song wird den geneigten Artrock-Fan mit auf eine Reise nehmen. Am besten mit der Landkarte auf den Knien und Kopfhörern auf den Ohren. Oder auf einem der anstehenden Konzerte, denn im April will die Band die Bühnen entern. (chris)