REVIEW

MYSTIGMA „Schattenboten“ (Dark Rock/Goth Rock)

mystigmaMYSTIGMA

„Schattenboten“
(Dark Rock/Goth Rock)

Wertung: Gut

VÖ: 08.04.2016

Label: Timezone

Webseite: Homepage / Facebook / Wikipedia

Die Band ist mir seit längeren ein Begriff, trotzdem musste ich im Magazin etwas suchen, bis ich auf eine von mir geschriebene Reviews stieß. Ist auch schon etwas her, wurde doch zuletzt das 2005er Album von mir rezensiert, danach beschäftigte sich Michi mit der Band um die beiden Bäumer Brüder. Nun liegt also das erste komplett in Deutsch eingesungene Werk in meinem Player und ich versuche die Entwicklung zu kategorisieren, dafür fehlt mir natürlich ein gutes Teil der Wegstrecke, bleibt also die Erklärung der Gegenwart und die ist spannend genug, auch wenn ich im Gegensatz zu früher von einer 270 Grad Wende sprechen würde.

„Schattenboten“ ist ein Album, welches sich in der Schnittmmenge zwischen Dark Rock, Wave, Goth Metal und NDH mal eine Nische, mal ein gemachtes Bett gesucht hat. Insgesamt gelingt es der Band, ihre einfließende Melancholie mit einer kraftvollen Darbietung zu kombinieren. Harte und kompromisslose Elemente wechseln mit melodischer Eleganz und auch Sänger Thorsten versteht es, diesen Spagat mitzugehen und variiert seine Stimmbänder zwischen Tief-rau und clean-harmonisch. Hinzu kommt in den Strophen ein verführerischer Erzählton, der meist in durchdringenden Refrains explodiert. Kritisch muss man allerdings anmerken, dass die Tonation der deutschen Sprache nicht immer zum Gelingen des gesanglichen Gesamteindrucks beiträgt.

Bereits der Opener „Weltenbrand“ lässt auch ein anderes Element erkennen, denn neben hartem Riffing scheut man sich nicht, eine galante elektronische Komponente zu integrieren. Verführerische Keys balancieren so die Rhythmus-Fraktion geschickt aus und zwischendurch gelingt es, einen Melodiebogen mit schroffen Exzessen zu verschmelzen. Der Brand der Welten ist eher ein Exkurs in innerer Welten. „In meinen Schatten“ ist ein typischer Gothrock Song der Moderne; galante Melodie, straighte Gitarre und ein feinkreidiger Gesang. Perfekt inszeniert, die Strophe spannend, der Refrain energievoll. Textlich gelungen ist diese Balance zwischen kindlicher Naivität und der alternden Gegrämtheit. „Tiefer“ ist eine Spur dunkler und inszeniert Nebelwände in cineastischer Verschwommenheit. Der Song beginnt aber spätestens beim ersten Einstieg in den Refrain richtig zu rocken.

Ein mystischer Geniestreich gelingt mit der aktuellen Single Auskopplung „Diva harmageddon“. Eine verträumt bis wehleidige Melodielinie durchzieht den Song. Hier ist die Hookline nicht der Knalleffekt, sondern eher das blinzelnde Auge der Melancholie. „Für diesen Augenblick“ beherbergt daas Erinnerungswort „Adrenaline“. Oberflächlich gehört könnte maan „niemand außer uns“ als kitschig ansehen, erst die Feinheiten im Text und Riffing legen die Absurdität des ersten Hörgedankens offen.

Zwei perfekte Songs gibt es mit „Gottlos“ und „Dalialiah“ zum Schluß. Besonders „Gottlos“ glänzt mit seiner Harmonie, die konträrr zum Text verläuft. Hinzu kommen feine Synths. Am Pop gekostet und die Dramatik lieben gelernt. Der Weg vom vorletzten zum letzten Song ist steinig aber in sich geschlossen und logisch.

Fazit: Musikalisch sind die melancholischen Passagen Höhepunkte, gesanglich sind es eher die schroffen Exkursionen. So ergänzen sich diese Extreme zur ausgewogenen Einheit. Zusätzliche Unterstützung gibt es diesmal hinterm Mikro durch fein eingeflochtene Backings, die sehr unaufdringlich in die Gehörgänge dringen. Rein deutsche Texte bei Mystigma sind natürlich gewöhnungsbedürftig und die Gefahr (vor allem, wenn man Mel liebt (Soll heißen Melancholie und Melodie)), dass sich falsche Schubladen öffnen und die falschen Leute am abgelegten Duft riechen ist groß.

P.S.: Ich entschuldige mich für die orthografischen und grammatikalischen Fehler und möchte bitte nicht im Tombstone Magazin zitiert werden (Die Band weiß wohl, wovon ich rede). Kalligrafisch hab ich mir richtig Mühe gegeben (:-)). (andreas)