EMPFEHLUNG, REVIEW

MORLAS MEMORIA „Follow The Wind“ (Female Fronted Symphonic Metal)

MORLAS MEMORIA

„Follow The Wind“
(Female Fronted Symphonic Metal)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 03.05.2014

Label: Eigenproduktion

Webseite: Facebook / Homepage

Die Band aus Dresden veröffentlicht mit „Follow the wind“ ihr Debüt, welches die Zartheit des weiblichen Gesangs mit einer harten Rhythmusfraktion verschmelzt. O.K., das hört sich heutzutage nicht mehr besonders innovativ an, ist es aber, da die Formation sowohl stimmlich, wie auch Song- und Soundtechnisch nicht nur auf hohen Niveau agiert, sondern durchaus auch mit Überraschungen aufwarten kann ( das teils in deutsch intonierte „incorrigible“ soll hier mal als Beispiel dienen).

Das Sextett versteht es zudem eindringliche Harmoniebögen und eingängige Melodielinien in die straighten Rhythmiken zu integrieren, welche auch mal wohlige Ruhepole als Zwischenspiel offenbaren. So begeistert gleich der Opener „The Mirror“ mit brachialen Saiten und einer zerbrechlichen Eleganz hinterm Mikro. „Sphinx“ wartet mit Stakkato Gitarren auf und lässt sphärische Soundstrukturen mit verquerer Romantik einfliessen. Betörende Choräle im Mittelteil sorgen für sakralen Bombast. Nicht nur hier (auch bei Medusa, Büchse der Pandora) erkennt man die Vorliebe für griechische Mythologie. Das gesungene Rätsel τί ἐστιν ὃ μίαν ἔχον φωνὴν τετράπουν καὶ δίπουν καὶ τρίπουν γίνεται (deutsch: „Was ist es, das eine Stimme hat und vierbeinig, zweibeinig und dreibeinig wird?“) im Mittelteil konnte Ödipus lösen und die Sphinx stürzte sich vom Berg. „Incorrigible“ verschmelzt orchestrale Klassik mit traditionellen Metal. Hinzu kommen in Form von Growls ein paar Einsprengsel Black Metal, welche auch noch in „Case of Pandora“ in die Szenerie dringen. „Silence“ ist mit seiner balladesker Ausstrahlung ein liebreizender Song, der sich verträumt in die Gehörgänge schleicht, bevor Flötenarien ein wenig Jethro Tull heraufbeschwören. Der Song ist rein Instrumental gehalten, was die visuelle Reizung des Kopfkinos anregen könnte.

„Ohne Probe“ ist eine sanft und minimal instrumentierte Ballade. Die Fragilität des Songs beherbergt neben Pathos auch eine schwermütige Komponente, die von teils lieblicher Melodie konterkariert wird. Kraftvoll und energetisch der Übergang in das lateinisch intonierte „Impetus“. Sprache und symphonische Struktur verleihen dem Stück Erhabenheit, während die Dramatik durch ein Horn gesteigert wird.

Der Titeltrack ist eine abstrahierte Fabel der Odyssee und handelt von der Errettung durch eine Schutzgöttin. Erneut perfekt inszeniert und mit einem leicht experimentellen („Gesang“) Intro versehen nimmt der Song langsam an Fahrt auf, ohne die melancholische Seite zu vernachlässigen. Die Keys dringen hier fast sanftmütig in die Szenerie, während die Saiten fast traurig riffen. Erneut werden dunkle Choräle in den Gesamtsound integriert, die wie eine Sänfte die wundervolle Stimme von Leandra (mit)tragen. „Case of Pandora“ zum Finale ist vom Riffing her wieder etwas trockener und raue Growls kommen als Gegenspieler auf die Bühne. Passend zur Geschichte und dem damit heraufbeschworen Sturm des Übels wird die phonische Darstellung heftiger.

Fazit: Die Band aus Sachsen versteht es, einen betörenden Klangkosmos zu erschaffen, der irgendwo zwischen Melodic, Symphonic oder Orchestral Metal ein Zuhause findet. Allerdings sollte man eher von Kommoden als von Schubladen reden, angesichts der doch recht vielfältigen Einflüsse und der reichhaltigen eigenen Ideen. Ein oft gebrauchter Vergleich mit Nightwish scheint mir aus folgendem Grund nicht gegeben: Vom musikalischen/instrumentalen Gesamtkonstrukt her bietet MORLAS MEMORIA einfach wesentlich mehr. Da legt sich der Rezensent zwar weit aus dem Fenster, aber hey… ich wohn nicht all zu weit oben und irgendeinen Knalleffekt sollte die Würdigung des Albums schon haben. Das Album kommt im DVD Cover und beherbergt ein schön gestaltetes Booklet mit Texten und Fotos. (andreas)