EMPFEHLUNG, REVIEW

MERCIFUL NUNS „Meteora“ (Post Goth Rock)

MERCIFUL NUNS

„Meteora“
(Post Goth Rock)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 12.09.2014

Label: Solar Lodge

Webseite: Homepage / Facebook

In schöner Regelmäßigkeit beglücken die barmherzigen Nonnen ihre Fans und den geneigten Goth Rocker mit Alben, die in ihrer ganz eigenen Essenz herausragende Monolithen im bestehenden und entstehenden Klangkosmos der dunklen Musik darstellen. Mit ihrem siebten Album fügt die Troika um Artaud Seth ihrer Schaffensphase einen neuen Meilenstein hinzu.

Was mir hier um die Ohren fliegt, ist die Implosion des treibenden Goth Rocks. Selten gelang es, derart überzeugend und schnell den Hörer in den Bann zu ziehen. Knallend auf den Punkt gebrachte exzessive Songs, die sich wild tummelnd und clubtauglich in die Gehörgänge drängen. Typisch für die Nuns, dass die Synapsen hier neben der Verarbeitung des Hörens auch noch die Verarbeitung von Sinnfragen als Aufgabe gestellt bekommen. Der fragende Socrates begibt sich diesmal auf eine Reise in die griechische Mythologie.

Bereits der Opener „Elektra“ besticht mit seiner kraftstrotzenden Energie. Kristalline Saiten, klagender Bass, durch Mark und Bein dringender Gesang und das Gefühl für eine sphärische Dichte in Kombination mit darkrockiger Straightness. Die epische Breite kurz andeutend bestimmen ansonsten die Gitarrenwände und Artaud setzt seinen sonoren Gesang in typischer Manier ein, soll heißen, er klingt wie ein Verfolgter, wie ein dem Verzweifeln Naher. Dabei erklingen seine Stimmbänder stilistisch dunkel, immer kraftvoll und in eindringlichen Passagen betörend. Hinzu kommt der anorganische Bruder von Dr. Avalanche, der für eine galante Rhythmik an den Drums sorgt. Das folgende „Phantom wall“ zündet ebenso schnell. Geschickt eingestreute Tempiwechsel, eine gradlinige Hookline mit Gitarrenwänden trifft auf schleppende Finsternis. Bei „Karma hell“ schleicht sich dann eine Melodie in die Songstruktur, die sich schnell festsetzt. Die nuancierte Eingängigkeit wird mit Ecken und Kanten versorgt, während die krachigen Facetten untergründig das Treiben begleiten.

Nach diesen Trio Infernale schlägt man mit „a Day that fades“ etwas ruhigere Töne an, was die Sache noch eine Spur bedrohlicher erscheinen lässt. Hier schleicht sich der dunkle Moloch fast in die Gehörgänge. Der Gesang wird ruhiger und fast zum flüstern, während die doomige Ausstrahlung des Stückes an alte Industrieanlagen erinnert. Schwarze Schatten bilden mystische Klanggebilde. Songs wie „Speed of Light“ oder „Zero G“ huldigen wieder dem druckvollen Goth Rock, der hier im Gegensatz zum Beginn ein wenig experimenteller, dennoch voller dunkler Melodielinien in die Gehörgänge dringt.

Den finalen Abschluss liefert das fast 10minütige, dunkle Epos „a place beyond“. Soundtrackartig und von dezenten Dissonanzen getragen flirrt der Ruhepol durch nebulöse Soundstrukturen. Mal bestimmt der kühle Bass, mal zerrt die Gitarre, mal explodiert die Drummachine und manchmal lauscht man einfach Artauds irritierendes Fragespiel mit den unauslöschlichen Ergebnis „I am God, I am None“. (andreas)

Neben der (normalen) Digipak CD mit acht neuen Songs wird es das „Neophyte Pack“ (plus T-Shirt) und das „33 Grade Pack“ geben. Letztgenanntes ist streng limitiert und enthält zwei Shirts sowie die exklusive „33 Grade“-EP mit vier weiteren neuen Songs. (andreas)