REVIEW

LUNAR SHADOW „Far from Light“ (Old School Heavy Metal)

LUNAR SHADOW

„Far from Light“
(Old School Heavy Metal)

Wertung: Gut

VÖ: 10.03.2017

Label: Cruz del Sur Music

Webseite: Bandcamp

Man glaubt es kaum. Da sitzt man am Freitagabend stundenlang zu zweit im Keller und hört altes Vinyl, bis es meinem besten Freund wie Schuppen von den Augen fällt und meinte, ich solle ihm mal die 3,5″ Klinke reichen, damit er sein Phone an den Verstärker koppeln kann. So dicht wie ich war, hatte ich eigentlich keinen Bock auf etwas Neues und ab und kann kommt mein Kumpel mit Bands um die Ecke, die mal so gar nicht gehen, aber nach etwas Hin und Her habe ich das Kabel rausgewühlt und ihn walten lassen. „Hadrian Carrying Stones“ klang aus den Boxen und meine erste eher desinteressierte Aussage war: „Klingt ja nicht schlecht.“ Normalerweise läuft das dann so ab, dass man einfach weiter labert und die Mucke irgendwie im Hintergrund beiläufig ihren Zweck erfüllt. Doch nicht so an diesem Abend. Meine nächste Regung war: „Alter was ist das? Retro oder Neu?“ Meine Frage wurde nur mit einem Grinsen beantwortet mit der Ergänzung, ich solle einfach weiterhören. Meine dritte Regung war dann: „Ach nein, dieser Retrokram (Orchid, Kadaver, Midnight usw.) ist nichts für mich! Da höre ich mir lieber das Original an…“ bis mich 10 Sekunden später der Blitz traf. „Ach das ist ’ne 70er Band?“ und das Grinsen einer meiner besten Freunde wurde immer breiter. „80er? Der Sound klingt irgendwie nach Cirith Ungol oder der ersten Maiden. Verdammt, Scheiße jetzt sag schon. Was ist das Mann?“ Hör einfach weiter entgegnete man mir wieder. Nun gut. So wurde der übliche Freitagabend durchgezogen (im wahrsten Sinne) mit ein paar Bier, Jack Herer und was sonst noch so in den Schubladen zu finden war. Nachdem üblichen Gelabber hatte man sich wieder etwas von der Musik gelöst und doch nach ein paar Minuten oder Zehn wurde die Anziehungskraft der Musik wieder so stark, dass man immer wieder die Gespräche unterbrach und die Musik zum Thema wurde.

Die fünfte Regung hatte dann richtig geknallt und zwar: „Hört sich ja voll nach Dissection an!?!“ „Nicht wahr? Die Scheibe kommt heute erst raus.“ „Alter du musst mir jetzt sagen, was das ist, ich flehe dich an.“ „Lunar Shadow.“ „Luna was?“ „Lunar Shadow.“ Lunar Shadow? Alter, das ist das geilste, was ich in den letzten Jahren gehört habe“. So die Erkenntnis.

Nun zum Review. Lunar Shadow ist eine noch recht junge Band, soweit ich weiß, aus dem Pott (nicht ganz sicher). Ich bekam die Gelegenheit, mal reinzuhören, wie die Jungfrau zum Kind. Als erstes ist mir der Sound aufgefallen, der fast unverwechselbar an die „Frost and Fire“ von Cirith Ungol oder die erste Maiden erinnert. Mir ist es unerklärlich, wie die Band es geschafft hat, so einen authentischen 70er Jahre Sound hinzubekommen. Vielleicht hat die Band noch alte Tonbänder im Keller gefunden oder á la Fenriz einen alten DAT Recorder verwendet, ich weiß es nicht. In der LP steht jedenfalls, dass sie die Scheibe selber produziert haben. Nachdem man den 70er Jahre Sound aufgenommen hat, bekommt man es gleich weiter mit einer sehr 80er lastigen Spielweise zu tun. Ich finde es toll, wenn eine Band einen Stil aufgreift, ohne als eine Kopie von der Kopie zu klingen. Zwar haben Lunar Shadow bzw Max „Savage“ Birbaum (Songwritter und Kopf der Band) das Rad nicht neu erfunden, aber immerhin macht es die Mischung. Und die hat es in sich. Wer wie ich in den 90ern groß geworden und Fan vom schwedischem Todesblei ist, der ist um Dissection und Bathory nicht herumgekommen. Der eine oder andere runzelt jetzt vielleicht die Stirn und sagt, was hat das mit 70er Hard Rock oder New Wave of British Heavy Metal zu tun? Die Frage ist durchaus berechtigt, aber Lunar Shadow schaffen es recht gut, alten Rock mit 90er Melodic Metal zu verbinden. Das ist das größte Augenmerk der Scheibe. Aber was wäre die beste Scheibe ohne einen kleinen Kritikpunkt. Der Sänger. Gere typisch nichts auszusetzen, jedoch hätte der ein oder andere Brüller, Growls, Screams wie auch immer der Scheibe gut getan. Man beschränkt sich auf „Far From Light“ auf den reinen Rockgesang und geht eher in die Glamrichtung als in die Metalrichtung. Das finde ich recht schade und tut dem ganzen eine gewisse Eintönigkeit aufsetzten, was der Musikalischen Perfektheit jedoch nicht entgegen steht. Alle, die auf die genannten Bands stehen, sollte auf jeden Fall mal reinhören, die Band hat musikalisches Potenzial und Spirit, was will man mehr. (holger)