EMPFEHLUNG, REVIEW

JORAN ELANE „Glenvore“ (Fantasy Folk)

JORAN ELANE

„Glenvore“
(Fantasy Folk)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 03.10.2014

Label: Glenvore-art

Webseite: Homepage / Facebook

Joran Elane dürfte den meisten bekannt sein, als Sängerin der Band „Elane“. Mit „Glenvore“ veröffentlicht die Künstlerin nun ihr erstes Solo Album. Bei derartigen Aktivitäten stellt sich natürlich als erstes die Frage: Wo liegen die Unterschiede zu den Veröffentlichungen der Band (4 Alben und eine EP)? Die Antwort fällt nicht ganz so leicht. Rein subjektiv ist dieses Solo Werk getragener und vom Arrangement her puristischer in seiner Ausstrahlung. Neben vielen anderen anderen Musikern kommt die Hauptunterstützung von Anton von Schwaneck, Mitglied der MA-Combo Minnepack.

Von Beginn an versteht es Joran, den Hörer an die Hand zu nehmen und mit ihm in entlegene Welten zu reisen. Eine verführerische Stimme begleitet die Reise und sorgt für betörende Erzählungen, deren romantische Adern sich wie Morgentau und feuchter Waldnebel in den Gehörknöchelchen festsetzen. Man lauscht der Poesie über die phantastischen Märchen von Elfen, Zwergen und Feen und fühlt sich quasi wie ein Teil von Glenvore. Dieses Land könnte man wie eine Art „Utopia“ im Sinne von Thomas Morus beschreiben, wobei Joran Elane hier vor allem die urwüchsige Natur in ihre Beschreibungen einbezieht. Denn nur hier fühlen sich die (Fabel)Wesen wohl, deren Dasein in wunderschöne Geschichten verpackt, lebhaft wird.

Der Opener „storm“ (zusammen mit Lady Morte von „Trobar de Morte“) lässt gleich die Naturgewalten zu Wort kommen, wobei das reinigende Wasser den Boden für das entfachende Feuer bereitet. Die tränenreiche Violine streichelte hier Paul Roland, der auch die E-Gitarre riffte. Ein ruhiger Song mit durchdringenden, eingängigen Refrain, der zudem dezente orientalische Tonagen beherbergt. „Near by the fireside“ beschreibt das Treffen von Elf, Zwerg, Hobbit und einer Frau aus dem Reich der Sterblichen. Neben Jorans heavenly Voices tritt hier auch die wohlig warme Stimme Antons (als Hobbit und Zwerg) in die akustische Lichtung. Die Mystik der Versammlung fängt der Chorus perfekt ein, während zwischendrin die Veranschaulichung durch flüstern eine ganz eigene, heimelige Klangstruktur bekommt. Die Laut/Leise Symbolik manifestiert sich auch instrumental, während die Flöte herrscht, bestimmt das Cello eher die ruhige Elegie. Hinzu kommt natürlich der unverwechselbare Klang einer Bouzouki in der irischen Ausrichtung als Kastenhalslaute gespielt.

Mit „die Elfen des Waldes“ gibt es das erste von vier, in deutsch gesungenen Songs. Joran gelingt es, die Poesie auch mit dieser, eher harten Sprache galant in harmonische Lyrik ein zu pflegen. Es entsteht ein romantisches Kleinod, welches auch durch die sphärische Instrumentierung nie ins kitschige abdriftet. Das von Anna Stuart gespielte Cello sorgt hier für dramatische Effekte. Noch eine Spur verführerischer folgt das sehnsuchtsvolle „Quell aus Smaragd“. Auch hier gelingt es mit erhabener Klangfarbe und stilistischer Betonung von Diphthongen und Vokalen mit der Gesangssprache die Gehörgänge zu streicheln.

Als des Ohres Mätresse offenbart sich das romantische und mit dezenter Dunkelheit (dramaturgisch perfekt durch den Klang des Cellos erzeugt) versehene „into the Vale“. Hier umschmeichelt die elegische Stimme die Melancholie, während die Saiten die Szenerie warm ummanteln. Wo hier noch das Cello für das Besondere sorgt, ist es in „Tower by the Lake“ eher die Violine. Ein bißchen beschwingter geht man bei „Winter’s night“ zu Werke, wobei sich die Melodielinie leichtfüssig gibt und in einem eindringlichen Chorus gipfelt.

Zum Schluß gibt es noch die schöne Weise „Thron aus Rubin“ ,dieser befindet sich, erschaffen von einem Zwerg, innerhalb eines Berges und wird von niemanden bewacht. Innerhalb des Textes (teilweise wird Joran von warmer maskuliner Stimme zum Duett geladen) gibt es lateinische Passagen, die im fragilen Klangkosmos eine kristalline Sakralität erkennen lassen. Der Bonustrack „Herr Tannhäuser“ führt in den Mythos um den Minnesänger und Spruchdichter Tannhäuser, der einst schon Richard Wagner inspirierte.

Fazit: Joran Elane gelingt es, ein akustisches Entspannungsverfahren zu inszenieren und den Hörer dabei auf Gedankenreise in fremde Welten zu schicken. Ein Fest für die Sinne, wobei neben dem Hörsinn, die anderen Sinne eher von Innen nach Außen akkumuliert werden. Man fühlt sich in der Ruhe nach dem akustischen Genuss irgendwie leicht und beschwingt, wohl auch, weil man merkt, dass neben dem Homo Oeconomicus, etwas anderes existieren kann oder muss. Die weichen Klangstrukturen hätten Pythagoras wahrscheinlich dazu gebracht, dass Sphärenharmonie doch hörbar ist. Auch das wunderschöne Cover Artwork im Digipack Format, samt Büchlein mit Texten glänzt eher durch die dezente und unaufdringliche Aufmachung. Das passt auch zur Instrumentierung (Geige, Drehleier, Cello, Holzflöten, E-Gitarre, Tin und Low Whistles, irische Bouzouki, Bodhrán, Doumbek und Gitarre), die sich in den einzelnen Phasen perfekt ergänzen und Jorans Gesang mit wohligen Klängen begleiten. Dabei scheint jeder Ton auf den Punkt gebracht, wobei sich die kleinen Verschnörkelungen wie unsichtbare Zierde entblättern. (andreas)