EMPFEHLUNG, REVIEW

ILLUMINATA „Where Stories Unfold“ (Female Fronted Cinematic Metal)

ILLUMINATA

„Where Stories Unfold“
(Female Fronted Cinematic Metal)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 23.01.2015

Label: Eigenproduktion

Webseite: Homepage / Facebook 

Die dritte Full Length Scheibe der Grazer Formation ist ein monumentales Kleinod, dessen ohrgastische Entfaltung den Hörer nicht nur mitnimmt, sondern ihn mitten in ein spannungsgeladenes Intermezzo aus Dramatik, Verspieltheit, Sehnsucht und Bombast platziert.

Ihr musikalisches Psychodrama inszeniert das Steirer Quintett mit dem 60-köpfigen „Tschechischen Filmorchester“. Hinzu kommen, ein zusätzlichen Kammer-Orchester sowie eine Riege diverser Klassik- und Musicalchöre. Dieses klassizistische Potpourri wird mit reichlich Metal Exkursionen vervollständigt. Zu guter Letzt hat man hinterm Mikro eine wahre Könnerin, die es nicht nur versteht gut zu Singen, sondern auch Gefühle transportieren kann und zudem als perfektes Bindeglied zwischen Härte und Sanftheit emporsteigt.

Eine zweiminütige, instrumentale Ouvertüre dient als perfekter Einstieg und ist mehr als ein Fingerzeig dafür, in welche Richtung sich das Album entwickelt. „Eternity of Today“ schleicht sich mit Pianoklängen langsam heran, der Einsatz der Gitarren und Drums kommt aus dem Hintergrund und dann gelingt es Sängerin Katarzyna die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Die leise Instrumentenführung und der Liebreiz der Stimme werden dann in eine Hookline geführt, die sich über den Altar der Melodie streckt. Auch fortan wandelt der Song zwischen treibenden Strukturen, nuancierter Orchestralität und krachig bis verspielten Riffing.

„Violet’s Compass“ ist, von der Ausstrahlung her, mit reichlich Melancholie behaftet. Der Gesang wird (vor allem in den ruhigen Passagen) zerbrechlicher, was einen zusätzlichen Kontrapunkt zum rockigen Teil des Songs und den fetten Chorpassagen setzt. „Arbitrary Asylum“ hat etwas von einer Rock Oper, wobei man hier dosiert die aggressivsten Elemente des Werkes integriert. Es gelingt perfekt zwischen Erzählung und durchdringenden Refrain zu balancieren. Erneut glänzend austariert sind die Verhältnisse Laut/Leise und Schnell/Langsam. Im Duo besitzen diese beiden Songs auch ein Wechselspiel zwischen hellen und dunklen Klangspektren. „White Heart“ eröffnet seine Klanglandschaften mit Flöten und Streichen. Die ruhige Phase des Einstiegs wird im Verlauf mit reichlich Opulenz und variantenreichen Partituren in ein romantisches Ensemble gekleidet. Hinzu kommt eine märchenhafte Atmosphäre, während man die rockige Seite mit seiner gefühlvollen Dramatik eher peripher erklingen lässt.

Die erste Singleauskopplung „Phönix“ erklingt auf dem ersten Ohr wie traditioneller Goth Metal. Eine Spur Dunkelheit, treibende Energie, verspielte Arrangements und gefühlvoller Gesang. Aber auch hier wird die Liebe zum Detail mit jedem Durchlauf erkennbarer. Up-Tempo als Gesamteindruck, der durch geschickte Tempiwechsel und das lenken auf unterschiedliche Feinheiten (mal Gesang, mal Orchester, mal ein Riff) mit Extravaganzen unterfüttert wird. Die eingängige Melodielinie und vor allem die schwelgerische Passagen laden zudem zu Tagträumen ein.

Bis hierhin war klar, dass ich keinen Song besonders hervorheben möchte.bis hierhin.dann kommt aber dieses verführerische Sound Epos „The Brass Ring“. Hier trifft die Rocky Horror Picture Show (Picture übrigens bewusst eingefügt und dient bei dieser Band als Metapher für die Musik) auf dunkles Variete. Epische Breite kollaboriert mit durchdringen (grazy) Gesangspassagen. Ein wenig Batcave lukt aus dem Keller hervor. Dazwischen immer wieder Breaks und jazzige Anteile. Über 10 Minuten eruptive Beschallung voller staunender Überraschungsmomente und chansoneskem Charme. „Dance Macabre“ erklingt wie die kleine Schwester dieses Stückes. Dazwischen eingebettet das balladeske und von ausstrahlender Ruhe beherrschte „entwined“. Der direkteste Track folgt mit „The phantom Rickshaw“. Heavy Metal mit straighten Riffing und wilden Stockschwüngen. Vom Hadbanging zur romantischen Gänsehaut führt uns dann ein verträumtes Kleinod („the world constructor“). Insgesamt ein ruhiger (natürlich inklusive wilder, prägnanter Breaks) und gefühlvoller Abschluß eines außergewöhnlichen Werkes. (andreas)