REVIEW

HOLYGRAM „Modern Cults“ (Pop Wave)

HOLYGRAM

„Modern Cults“
(Pop Wave)

Wertung: Gut

VÖ: 09.11.2018

Label: Oblivion (SPV)

Webseite: Bandcamp / Homepage / Facebook

Im Vorfeld des Post Punk Festivals in Bielefeld am 05.05.17 beschäftigte ich mich auch intensiver mit dieser Kölner Band. Damals hatte die Formation gerade ihr in Eigenproduktion erschienenes 5-Track Debüt veröffentlicht und konnte mich auf ganzer Linie überzeugen und dann folgte ein unbeschreibliches Jahr 2018: Support Act bei She Past Away und OMD, dann eine USA Tour mit VNV Nation. Ein rasanter Aufstieg!

Frühling 1980, Ian Curtis ist Tod und drei verbliebenen Musiker von Joy Division gründen New Order. Manchester vor 38 Jahren wird mit Holygram in die Neuzeit teleportiert. Holygram zelebriert auf „Modern Cults“ einen nostalgisch angehauchten, dennoch modernen Post Punk, der heuer mit reichlich Bombast daherkommt.

Mit „still there“, „Hideaway“ und „distant light“ sind auch drei Songs des selbst betitelten Debüts vorhanden. In der Unterschiedlichkeit und in der Prägnanz dieser Titel erkennt man besonders die Handschrift von Maurizio Baggio, der u.a. für The Soft Moon tätig war. Jeweils beide Versionen haben ihren ganz speziellen Reiz und schaffen den Spagat zwischen den Institutionen „abgefuckter Düsterschuppen“ und „Stadionrock“.

Der restliche (noch nicht bekannte) Teil spannt den Bogen von nostalgischem Wave über modernen Cold Wave bis hin zu sperrigen Shoegaze Versätzen im gelungen Schlussepos „1997“.

Von Beginn an überzeugen die Rheinländer mit einer betörenden Klangstruktur, so gelingt es dem Titelsong (nach einem sphärischen Intro/ „Into the Void“) schnell den Hörer in seinen Bann zu ziehen. Während „a fraction“ knallbunt die Schwarze Farbe mit Glitzer versetzt, erklingt „Signals“ eher mit einem traurigen Unterton, welcher auch wesentlich besser zu den Texten passt, die sich zwischen autobiografischen Erlebnissen und latent philosophischen Aphorismen bewegen.

Ein insgesamt sehr gutes Album, welches mir auf einer Art (sicherlich rein subjektiv) etwas überlagert vorkommt. Die synthetische Komponente ist zu bestimmend, bzw. die sanfte ins Detail gehende Hingebung fehlt mir. Teilweise ist es ein großer (sicherlich sehr gelungener) Brei, der den Hörer um die Ohren schlägt. Sicherlich schreiben die Jungs gute Songs, aber hier wurde teilweise zu viel in die Hände von Baggio gelegt.

Ich bin weit davon entfernt, hier eine schlechte Kritik zu schreiben und ich bin weit davon entfernt, diese Band mit den Größen der 80er zu vergleichen. Aber ich vergleiche Holygram mit dem Hier und Jetzt und da gibt es eben bessere Bands, welche die Melange aus Vergangenheit und Moderne stilistisch besser und eigenständiger transportieren. Hier kommt mir keine Melodielinie vor, als wäre sie neu. Ich würde liebend gerne die Rough-Tapes des Albums hören.

Macht euch selber ein Ohr! Die limitierte, sehr schön (düster) aufgemachte Limited Edition enthält eine zusätzliche CD mit Remixen von bekannten (neuen) Goth Rockern (reichlich überraschendes, sehr gelungenes Material). Im März auf Tour! (andreas)