REVIEW

HAPAX „Cave“ (Electro Wave)

HAPAX

„Cave“
(Electro Wave)

Wertung: Gut+

VÖ: 11.11.2016

Label: Swiss dark nights

Webseite: Facebook / Homepage / Bandcamp

Das italienische Duo HAPAX Michele Mozzillo (Gesang, Bass, Synth, Texte) und Diego Cardone (Gitarre, Synthesizer, Programmierung, Grafik) konnte schon mit ihrem Debüt überzeugen, nun liegt das Zweitwerk der Italiener vor und ich muss sagen, die selbst hoch gelegte Latte können die Südländer mühelos überspringen. Ihre Elektronik ist das wandelnde Chamäleon zwischen Dark Pop, Wave, Synth Pop und durchdringenden 80er Wave. Hapax bleiben ihrem Stil treu, was auch heißt, groß rumexperimentieren ist nicht ihr Ding. Eher den Earcatcher perfekt lancieren.

Getragen vom durchdringenden, tieftönenden Gesang gelingt es den Italienern, verführerische Melodien zu kreieren, deren poppiger Glanz an den Eutern des Dark Waves ernährt wird. Dazu ist Hall eine tragende Variante, hinzu kommt eine eine galant integrierte Tanzbarkeit, womit wir bei Depeche Mode wären, sicherlich eine Band, welche in der Plattensammlung der Italiener nicht fehlt, aber so einfach ist es dann doch nicht. Zum einen kommt die philosophische Komponente der Texte hinzu, zum andern agiert das Gesamtkonstrukt neben Harmonie auch mit einer konsequenten Verfolgung der Dunkelheit. Jeder Synth Pop Blitz wird vom Donner der Dunkelheit heimgesucht.

Schmeichelhaft komponierte Eleganz variiert so mit der Dark Wave Komponente, so wird Trauer tanzbar. Während der Opener druckvoll arrangiert ist, ist das folgende „survive the night“ ein schwermütiger Track, der sich angesichts der feingliedrigen Melodielinie dennoch wohlig um die Gehörknöchelchen legt. Weiter geht es mit sphärischen Klangspektren, welche mit verträumten Synth Pop unterlegt, die Dunkelheit transportieren. Das Gesamtbild lässt die warme Elegie aus den Rahmen fallen um gleichwohl ein neues Gemälde zu zeichnen, kühler und ästhetischer. Da haben wir die Nacht überlebt und wo landen wir? In der Wüste. Michele Mozzillo hinterm Mikro gelingt der Spagat zwischen Erzähler und Mitleidenden. „Hands“ reißt den Hörer aus der Verträumtheit und nimmt ihn mit. Druckvoll, verspielt und mit einer durchdringenden Melodie versehen, deren Hooks kleine Ohrwürmer integrieren. Das Programming ist gelungen, verführt und bleibt trotzdem der Düsternis treu. Als wenn Marc Almond das Faith Album von Cure covern würde und Ian Curtis aus dem Grab ein lautes „Hurra“ in den Äther bläst. Angenehm, die dezent erhöhte Geschwindigkeit im instrumentalen Bereich, die der Gesang perfekt konterkariert.

Vitriol besitzt eine Schönheit, schwarz frisiert. Die Melodie umschmeichelt geschickt den dunklen Gesang. Zunächst die Intensivstation, dann die Drums, dann diese hymnenhafte Klarheit. Pop in seiner schwärzesten Form, der Text als markantes Mahnmal oder als diffiziles Kleinod, ganz nach dem Geschmack des Brainstorming in des Hörers Hirn.

Und dann… wieder diese Leichtfüßigkeit. Textliche Schwarzmalerei trifft auf klangliche Eingängigkeit, wie Nietzsche auf Dali, wobei der Treppenwitz einem M.C. Escher überlassen wird. Der Titelsong lässt die Sisters mit Cure kopulieren, dezent nagt die künstliche Befruchtung und das Resultat ist das verwirrende „Litany for the Ocean“, ein elektronische Klangelement, dessen Früchte kaum ein Baum tragen kann. Kann man cineastische Klangvielfalt mit einem romantischen Sound verbinden? Kann man Pink Floyd in den Proberaum von Joy Division integrieren. Kann man elementare Schlagkreationen von „People are People“ in den Schwarzmarkt des atmosphärischen Dark Waves integrieren?

Fazit: HAPAX gelingt es, ihr Debüt zu übertreffen. Dabei gelingt es, die Verspieltheit, welche der Grundstock des Zweitwerks ist, sehr geschickt in düstere Eleganz der 80er zu transportieren. Es ist textlich ein durch und durch bedrückendes Werk, kaum ein Hoffnungsschimmer lassen die Texte erkennen. Das unter der gesamten Schwermut ein melodischer Synth Pop Himmel auf seine Öffnung wartet, sollte kurz erwähnt werden… aber da ziehen schon die Dark Wave Wolken herauf.(andreas)