REVIEW

GEOMETRIC VISION „Dream“ (Cold Wave/Dark Pop)

GEOMETRIC VISION

„Dream“
(Cold Wave/Dark Pop)

Wertung: Gut

VÖ: 22.11.2013

Label: SwissDarkNights

Webseite: Facebook / Bandcamp

Die Italiener sind eine weitere Entdeckung des SDN Labels, quasi ein neuer Rohdiamant am nebelverhangenen Novemberhimmel des Dark Waves. Mastermind Ago begann vor kurzer Zeit mit Drumcomputer, Synths und seiner Stimme, die nostalgische Ader des dunklen 80er Sounds zu durchbluten. Dass die Kompositionen wohl vor allem aus den oben genannten Komponenten zusammengebaut sind, ist dem Debüt deutlich anzumerken, auch wenn man mittlerweile die Triangulation zur Band vollzogen hat.

Als Intro wird ein Gedicht von Baudolaire rezitiert und mit samtener Untermalung dargeboten. Passender könnte man das Debüt der Italiener kaum einleiten, behält man doch im weiteren Verlauf die akustische Ausstrahlung zwischen morbiden Charme, dunkler Schönheit und bittersüßen Melodien aufrecht.

Der Soundteppich speist sich aus tiefen Gitarren, galanten Bass und analogen Synths. Darüber legt sich das verträumte Timbre von Sänger Ago Giordano (übrigens auch für die Tasten verantwortlich), welches sich meist unaufdringlich in die Manege schleicht, aber auch mal, wie im treibend-dunklen „stranger“ eine aggressive Seite offenbart. Gerade in den ersten Songs kommen mir die Bassläufe reichlich bekannt vor, Bassist Gennaro könnte als Schüler von Simon Gallup durchgehen. Der Sechssaiter sorgt für eine Spur Post-Punk, während die synthetischen Collagen zwischen minimalistischen Wave und verspielten 80er Pop variieren.

„Solitude of the Trees“ lässt zunächst den Drumcomputer hämmern, bevor die Synths ihre Melodielinie kreieren und in Moll getauchte Saiten die Atmosphäre vervollständigen. Der mit Hall versehene Gesang taucht dann fast demütig aus den unteren Etagen auf. Auch beim etwas elektronischer arrangiertem „Never Stop the dance“ bleibt die Stimme mehr im Hintergrund. Von der Klangkombination her beschleicht man durchaus poppige Pfade, dessen Gesamtausdruck allerdings destruktiv bis düster ist. Etwas lieblicher kommt „we have no time“ daher, welches gar ein wenig New Order Charme verteilt. „skies“ glänzt mit einer etwas minimalistischeren Ausrichtung und oben erwähnte Gennaro/Gallup Kollaboration kommt besonders deutlich zum Vorschein. Etwas schade ist der fehlende Mut, den Gesang mal etwas stärker in den Vordergrund zu stellen. Gerade wenn die Vocals, wie hier, dem melancholischen Klangbild im Chorus eine ganz spezielle Note verleihen. (andreas)