REVIEW

GENEVIÈVE PASQUIER „Louche Effect“ (Electro)

GENEVIÈVE PASQUIER

„Louche Effect“
(Electro)

Wertung: Gut

VÖ: 09/2017

Label: Antzen

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Ich kann mich noch genau daran erinnern wie ich in einem eiskalten Industriegebäude in Leipzig, ich glaube es war Winter 2007, GENEVIÈVE PASQUIER Live erlebt habe. Das Innere der Halle war gefühlt nur knapp über dem Gefrierpunkt, weil die nicht vorhandenen Fenster nur mit Folie abgeklebt waren,… Doch der Auftritt GENEVIÈVE PASQUIER war sowohl musikalisch als auch optisch eine überwältigende Vorstellung aus Klangflächen und bildlichen Obskuritäten. Ich sag nur „Blitzkrieg Baby“, oder „Existance“… Zehn Jahre später ist nun der vierte Longplayer verfügbar und ich bin gespannt was aus dem einstigen andersartig wirkenden Noise Avantgarde Pop Sound geworden ist.

Geboten werden 13 neue Titel die etwas leicht-verträglicher erscheinen wie die Musik aus den Anfangstagen. Das bedeutet nicht, das jegliche Noise- oder Industrialelemente verschwunden sind, sie sind dezenter, mehr filigraner und weniger verstörend. Teils wirken die Stücke sogar etwas Pop lastiger („I Wanna“), aber was geblieben ist, ist der hohe Grat an Eleganz und Mystik.

Sehr gelungen empfinde ich „Misty Streets“, welches durch einen sehr melodiösen Gesang aber auch durch dunkle und fast hypnotisierende Sounds sehr stark und präsent erscheint. Generell ist die Musik langsamer und sehr düster, das Stück „Louche“ erklingt als traurig melancholisches Stück das eine sehr dichte atmosphärische Ausstrahlung hat. „Gin Tonic“ kann stilistisch mit vielen 80`s Sounds erfreuen und zeigt sich sehr minimalistisch. Mit „Enjoy Your Life“ ist ein Titel vertreten, der so ein bisschen an die Anfangszeiten erinnert. Etwas kräftigere Beats und gezerrte Sequenzer bieten die Plattform für Genevièves geheimnisvollen Gesang, dieses Stück verbreitet wirklich die Stimmung, die ich mit dem Namen GENEVIÈVE PASQUIER verbinde.

Diese Musik kann man übrigens größtenteils nicht leise im Hintergrund laufen lassen. Dann verpasst man einen Großteil der Finesse der elektronischen Sounds und Hintergrundkollagen. Besonders bei dem TripHop lastigen Stück „Red Moon“ oder dem finalen „Dirty Blue“ kann man innerhalb dieser sehr ruhigen und langsamen Stücke so viele kleine Noise Elemente hören, aber dafür braucht man ein bisschen Energie aus den Lautsprechern und absolute akustische Aufmerksamkeit. Großartige Songs!

Alles wird anders, auch GENEVIÈVE PASQUIER haben sich verändert. Die Musik ist aber unverändert geheimnisvoll und bedient sich noch immer der gleichen Stilmittel. Das Album braucht auf jeden Fall eine passende Grundstimmung und möchte nicht oberflächlich als Beiwerk abgetan werden. Kopfhörer aufsetzen und die restliche Welt aussperren. Dann gibt es wohl kaum etwas besseres,… (michi)