REVIEW

FILM „Henry – Portrait Of A Serial Killer“ (Thriller)

Originaltitel: Henry – Portrait Of A Serial Killer

Herstellungsland: USA 1986

DVD Veröffentlichung: 26. Oktober 2012

Wertung: Gut

Regie: John McNaughton

FSK: ab 18

Darsteller: Michael Rooker, Tracy Arnold, Tom Towles, Ray Atherton

Genre: Thriller

Studio: BILDSTÖRUNG

 

Inhalt:

Henry teilt sich mit seinem alten Knastkumpan Otis eine schäbige Wohnung in einem heruntergekommenen Viertel in Chicago. Was Otis weiß: Henry arbeitet tagsüber als Kammerjäger. Was Otis nicht weiß: so wie andere abends fernsehen bringt Henry in seiner Freizeit wahllos Leute um – einfach so, aus Langeweile und zum Zeitvertreib. Als Otis’ Schwester Becky dann aber überraschend einzieht, ist es vorbei mit dem schweigsamen Nebeneinander der beiden Männer. Henry öffnet sich zusehends und findet bald in Otis einen mehr als willigen Schüler. Von nun an ziehen die zwei gemeinsam mordend durch die Stadt und Becky ahnt nicht das Geringste…

Drei Jahre lang verstaubte John McNaughtons (WILD THINGS) verstörender Debütfilm aufgrund eines X-Ratings unbeachtet in den Regalen, bis Filmemacher Errol Morris ihn 1989 entdeckte und zum Telluride Filmfestival einlud, wo ihn Roger Ebert sah und durch seine begeisterte Filmkritik eine Lanze für den Film brach. Der Rest ist Geschichte. 1990 startete der Film offiziell in den USA, unzählige Festivals legten nach und an HENRY entfachte erneut eine beispiellose Debatte um Gewaltdarstellungen im Film, die bis heute weltweit Kritiker, Filmwissenschaftler und Zensurbehörden beschäftigt. Zu Recht, denn HENRY hat in den 26 Jahren nichts von seiner rohen Wucht verloren. Michael Rookers eindringliche und extrem beängstigende Verkörperung von Henry Lee Lucas gehört mit zu den besten filmischen Darstellungen eines Serienmörders überhaupt – und bildet nach wie vor den Höhepunkt in Rookers Karriere. Und wer, vor allem bei einer Szene, plötzlich an Michael Hanekes FUNNY GAMES denken muss, liegt so falsch nicht…

Man dieser Film muss in den 80ern wirklich für Schockierung gesorgt haben. Wo zu dieser Zeit andere Horrorfilme eher mit übertriebenen, kaum realistischen Aktionen die Aufmerksamkeit auf sich zogen, zeigt HENRY das grauenhafte, halte und realistische Gesicht eines gestörten kaltblütigen Killers. Das erklärt auch die X-Einstufung des Film, die es jahrelang verhinderte Aufmerksamkeit zu erlangen. Erst Jahre später kam die R-Einstufungen und der Film schaffte es auch nach Deutschland.

Zu Beginn wird der Betrachter nur vor die vollendeten grausamen Ergebnisse der Tötungen gestellt, zunehmend aber mit laufender Spielzeit wird man selber Zeuge der Gräueltaten. Eine Szene hatte für mich eine besonders unangenehme Wirkung. Die Szene in der sich Henry und Otis immer wieder die Tötung der Familie im Fernseher ansehen, die sie selber per Camcorder aufgezeichnet hatten. Da schnürts einem schon ein wenig die Kehle zu. Die Leere und Hoffnungslosigkeit aller Charaktere hat eine moralisch krasse Grundaussage und dient im Falle Henrys, Otis und Betty mehr wie eine Persönlichkeitsstudie als eine Exploitation Orgie wie sie zu dieser Zeit üblich war. Passend zur Handlung und den grobkörnigen Bildern, die es auch auf BlueRay zu sehen gibt, fällt der Soundtrack düster und beklemmt aus. In diesem Falle sehr gelungen ausgewählt.

Dieser Film hat über Jahre hinweg die  Kritiker gespalten, doch im vergangen Jahr wurde die Indizierung des Films aufgehoben. Nun hat man die Gelegenheit auf normalem Wege diesen Film in ungeschnittener Spiellänge zu erhalten. BILDSTÖRUNG hat zudem eine ausführliche Bonus Scheibe hinzugefügt, welche mit Interviews, Deleted Szenes, der Zensurgeschichte des Films und jeder Menge weiterer interessanter Dinge diese Veröffentlichung aufwertet. Zudem gibt es nich ein über 20 seitiges Booklet in der die Geschichte des Films inklusive der Indizierungsschrift und der dazugehörigen Aufhebung zu erforschen ist. Für Fans definitiv ein Muss!!! (michi)