REVIEW

EMBERCROW „Blacklight Wanderers“ (Doom Rock / Dark Emotional)

EMBERCROW

„Blacklight Wanderers“
(Doom Rock / Dark Emotional)

Wertung: Gut

VÖ: 31.10.2013

Label: Inner Sun Records

Webseite: Homepage / Facebook / Bandcamp

Neun Jahre, eine endlose Geschichte an Stolpersteinen, zahlreiche Bewegungen auf dem Transfermarkt. Irgendwie haben die Hamburger es geschafft, durchzuhalten und Ende 2013 stand endlich ihr Debüt zur Verbreitung bereit. Entstanden ist ein tief emotionales Werk, welches mit Slomo Eleganz die düstersten Facetten der dunklen Musik herauskitzelt.

Von Beginn an taucht man ein, in ein sphärisches Abenteuer. Die Saiten in tiefes Moll getaucht, harmonische Drums, verführerische Synths, eindringlicher sonorer Gesang, die Stützpfeiler sind schon mal perfekt gesetzt und werden beim Richtfest in einem geschlossen Kontext dargeboten, dessen Gänsehautatmosphäre ihre betörende Wirkung offenbart. Mich erinnert das an die klagenden Momente von Anathema, Katatonia oder auch Amorphis. Hervorragend, wie es gelingt, die bedrückenden Klanggebilde mit betörenden Melodielinien zu konterkarieren. Romantisch dunkle Kaskaden durchwehen den Opener „sharing words“, schleppende Drums und druckvolles Riffing manövriert den Song in Richtung Mid-Tempo. Bereits bei „in search of the sun“ entdeckt man die Langsamkeit und so schlagen sich Instrumente und Stimme um die Vorherrschaft in der Zeitlupentechnik. Während die Struktur der Akustik durch verstörende Soundtrackeskapaden des Keyboards etwas aufgelockert wird, übertreibt Sänger Simon ein wenig mit dem Langziehen der Vokale. Die Saiten haben sich bereits zu Beginn der Realität entträumt. Garniert mit einer dezenten Bittersüße überzeugt „the Eye haunting me“. Die Band bestätigt hier, wie es gelingen kann, den roten Teppich der instrumentalen Harmonie passend für den Gesang auszurollen. Der Lavastrom der tief gestimmten Instrumente vollführt nur gelegentlich eine Temposteigerung, eher sind die Steigerungen auf ein verzerrteres Riffing zurück zu führen. „The eternal Dialogue“ überrascht mit einer Hypriddarbietung der Stimmbänder. Denn Simon wechselt zwischen clean-hellen und tief-gegrowlten Vocals. Nicht nur dadurch, sondern auch durch die sägenden Saiten bekommt der Song überraschende Härtebeigaben.

Dann gibt es auch noch zwei Coverversionen. „Plainsong“ (The Cure/Desintegration) passt natürlich mit seiner ausstrahlenden Ruhe und dem melancholischen Grundton perfekt ins Gefüge von Embercrow. Die Klangstruktur (Verhältnis Keys/Saiten) wird beibehalten, eher nuanciert verändert man das Original. Die eigene Komponente entsteht natürlich durch den Gesang. The Cure begleiten mich jetzt seit 3 Dekaden, daher verkneife ich mir ein Urteil. Nur soviel..es ist eher eine Huldigung als eine Neuinterpretation. Eher als Hommage als Cover dürfte man dann auch „return to the outer realms“ bezeichnen, da hier die Lake of Tears Songs „Upon the Highest mountain“ (1+2) als Inspirationsquelle dienten. Gesanglich erreicht hier Simon seinen Höhepunkt. Sehr gefühlvoll zwischen Erzähler und Sänger wandernd gelingt ihm auch der Ausflug in höhere Oktaven.

Fazit: Tja, ist nicht einfach, was man auch an der leicht ambivalenten Review erkennt. Das Songwriting ist klasse, keine Frage, auch der Mut zu ausladenden Songstrukturen incl. der Länge der einzelnen Stücke ist lobenswert, vor allem, weil es gelingt, den Spannungsbogen zu halten und gleichzeitig atmosphärisch tief zu agieren. Der Gesang ist gefühlvoll und variabel, überzeugt vom Klangvolumen, besitzt aber im Halten der Stimme dezente Schwächen. Handwerk an den Instrumenten ist OK, könnte aber von den Drums her, ein weniger mutiger werden. Textlich gibt es natürlich passend zur Musik schwere Kost, die zum Innehalten einlädt. Leid, Schmerz, Sinnsuche werden in ein metaphorisches Gewand gekleidet. Insgesamt ist es ein gelungenes Düster-Debüt, welches aber auch noch ein wenig Luft nach oben besitzt. (andreas)