REVIEW

EDENFALL „Under Sultry Moons And Velvet Skies“ (Gothic Doom Metal)

EDENFALL

„Under Sultry Moons And Velvet Skies“
(Gothic Doom Metal)

Wertung: Gut

VÖ: 12.05.2014

Label: Ravenheart

Webseite: Facebook / Homepage

Die britische Formation gründete sich 2009 als Duo, bestehend aus Clare Webster (Lead Vocals) und Rob George (Guitar and Vocals), 2011 erschien mit „forever Fallen“ ihr Debüt. Mittlerweile sind Sean Brazil (Bass Guitar), Marcelo Teixeira (Drums & Percussion) und Steve Mercy (Guitar) hinzugekommen und man tritt in Bandstärke an. Seit einigen Tagen rotiert nun das Zweitwerk des Quintetts in meinem Player und ich kann mich in dieser Einleitung schon zu einem positiven Eindruck bekennen.

EDENFALL begeistert mit einer ganz eigenen Art des Goth Metals, nämlich der doomigen Ausrichtung dieses Genres, was für female fronted Bands eher selten der Fall ist. Fast zart kommt das kurze Einführungsintermezzo daher, bevor die Saiten tieftönend in den Opener „Thistle’s Caim“ führen. Slowmotion mit tiefen Growls variieren mit treibenden Drums und verspielten Keys. Zwischendrin dezente Sakralität und eine bleischwere Finsternis. Die feine und zarte Stimme von Clare holt uns dann aus den absoluten Untergrund auf einer Ebene des melodischen Goth Metals, die sich phasenweise auch dem Cold Wave oder Ethereal Wave nähert. Hinzu kommt ein latenter Fluss von Melancholie, der dem Treiben zusätzliche Atmosphäre verschafft.

Mit „Obsidian“ werden die gothrockigen Facetten (Saiten) stärker. Die Drums knüppeln weniger, die Rhythmik wird von einer betörenden Melodie unterlegt, die des Öfteren auch zur Tagträumerei inspiriert. Clare beherrscht die Szenerie mit einer zwar leicht zerbrechlichen Harmonie, die in der Ausstrahlung aber genügend Kraft und Dynamik vermittelt. Die eingeflochtenen Tempiwechsel in einem instrumentalen Part sorgen für Auflockerungen im schwermütigen Epos. Liebreizend und mit einem ruhigen Fluss beherbergt das stille „Dark Wings, dark Words“ auch diese bitterne Schwere, die sich hier auch in bedrohlichen Growls äußern. Die Growls agieren allerdings nicht zu aggressiv, eher ist die Aggression unterschwellig erkennbar, es scheint sich eher die verzweifelte Sichtweise der Wut zu offenbaren. Ganz anders geartet sind die Growls im exzessiven „Made of Mist“, wo sie doch reichlich roh und wild eine Einheit mit der ungezügelten Rhythmik eingehen. Clare’s Stimme singt kraftvoll dagegen an und im harmonischen Ende hat sie das Biest gebändigt. Breaks und die variierenden Linien inklusive des Austausches der, den Song tragenden Instrumente sorgt auch über einen Zeitraum von über 13 Minuten nicht nur für Abwechslung, sondern auch für einen spannungsgeladenen Trip voller Stimmungsschwankungen. Auch das Schlußstück „She bring me Winter“ besitzt diese ausladende Spielzeit, in der man sich den Wechselwirkungen von Ruhe und Sturm aussetzt. Da ist die liebliche Eleganz, perfekt intoniert von Clare und mit Slowmo Eruptionen verfeinert. Die sich heranschleichen Growls arrangieren sich eher mit Drums und Saiten, während Clare die sphärische Key-Unterlegung zu Lieben scheint. Atmosphärisch dicht konzipiert ist das bedrückende „Wondering moon“, dessen Soundtrack-artige Düsternis geschickt mit attackierenden Saiten und Schlagzeug harmonisiert. „Escape“ glänzt durch seine akustische Untermalung mit romantischen Charme. Kleine Ausflüge in die Neoklassik und ein unterstützender folkiger Touch vervollständigen diesen ruhigen Klangkosmos. Man erkennt am Arrangement, dass sich die Band auch abseits des Metals bewegen kann, so kam es auch schon zu einem Dead can Dance Cover („The Gathering of Flowers“- nicht auf dem Album).

Fazit: Die Briten kredenzen ein wunderschönes Goth Doom Metal Album voller unterschiedlichster Einflüsse (Von Heavenly Voices über Dark Metal bis hin zum traditionellen 4 AD Sound). Handwerklich gelungen und mit unverbrauchten Stimmen (weiblicher Gesang, Growls) intoniert. (andreas)