DxBxSx
„Wer will denn das“
(Stoner Punk)
Wertung: gut
VÖ: 28.04.2017
Label: Bakraufarfita Records
Webseite: Homepage
Na endlich… was lange währt, wird endlich gut. OK, die Zeit seit der letzten Veröffentlichung war nicht wirklich lang, gemessen an der Geschichte der Welt, aber nach neuen Songs von DxBxSx bin ich tatsächlich süchtig. Nach „Zugriff„, (2011) „Ihr! Alle! Immer!“ (2013) und der Cover-EP „Kriegserklärung“ (2014) legen die drei Berliner Strolche also nun ein neues Album vor. „Wer will denn das?“ Wenn sich die Frage auf neue Mucke der Band bezieht, dann hoffentlich ganz viele. Ich auf jeden Fall. Enttäuscht werden weder ich, noch die Fans, denn die Band bleibt sich zum Glück treu und bereits vom ersten Ton an weiß man, mit wem man es zu tun hat.
Musikalisch darf man immer noch das „Stoner Punk“-Label auf die Platte kleben, auch wenn sich hier und da der Blues einschleicht („Veranstalterblues“, „Hass“). Wir dürfen immer wieder erleben, dass Tom ein guter Gitarrist ist, Timo seinen Bass herrlich zum Dröhnen bringt und Stevie ein komplett unterbewerteter Schlagzeuger ist. Diese drei Individuen verschmelzen ein weiteres Mal zu einer kompakten Einheit und präsentieren einen tierischen Groove, geile Riffs und starke Songs. Geschwindigkeitstechnisch schaltet man zwar überwiegend etwas runter, aber man wird ja nicht jünger.
Toms markante Stimme trägt die Gedanken, die man in Textform verewigt hat, wie gewohnt rotzig und mitunter leicht angepisst; allerdings gibt es auch Momente, bei denen sich, bedingt durch den Refrain, tatsächlich eine Spur mehr an Melodien eingeschlichen hat, wie bei „Zeitdieb“ zu hören.
Textlich gibt es viel zu entdecken und ich habe immer das Gefühl, dass sich die Ideen unmittelbar aus dem Leben der Jungs selber schreiben; so geht es um den Kiez („Kiez! Kiez! Kiez!“), die Eigenschaft als „Bullenmagnet“ (sehr amüsant erzählt, wahrscheinlich als weniger amüsant erlebt), Anti-Haltung („Dagegen“), Angepasstheit („Wer will denn das“), eine Abhandlung darüber, wie gruselige Namen über den persönlichen Werdegang entscheiden („Das Ganze geht von vorne los“) und die Unzuverlässigkeit der Mitmenschen („Zeitdieb“). Besonders gelungen finde ich die beiden „wütenden“ Songs „Hass“ (wobei dieser eher unterschwellig wütend daherkommt und zudem musikalisch eine echte Granate ist) und eine Abrechnung mit dem Staat namens „Deutschland, du mieses Stück Scheisze“. Bei „Locker bleiben“ habe ich das Gefühl, dass man textlich die Idee von einem meiner Lieblingssongs „Berlin is soooo geil“ weiterführt und den Text aus gesammelten Zitaten zum Thema „Stress und Zeitmanagement“ aus dem Umfeld zusammengesetzt hat.
https://youtu.be/oNZJtcbBKIE
Was ich an der Band ganz besonders schätze, ist die Art, wie man Texte schreibt. Klare Ansagen, die aber je nach Standpunkt, Herkunft, Prägung und Intellekt von einem anderen Ausgangspunkt starten können; somit kann ich bei meiner obigen thematischen Einordnung der Songs auch vollkommen falsch liegen. Aber für seine Fans kann eine Band bekanntlich nix.
Das ganze Gesabbel hätte ich auch abkürzen können: geile Platte! Als Vinyl oder CD kaufen (Cassette ist schon weg)! (chris)