REVIEW

CHANDEEN „Mercury Retrogade“ (Dreampop/Heavenly Voices)

CHANDEEN

„Mercury Retrogade“
(Dreampop/Heavenly Voices)

Wertung: Gut

VÖ: 28.02.2020

Label: Kalinkaland / Broken Silence

Webseite: Facebook

Zeit für Jubiläen: 30 Jahre, zehntes Studioalbum.
Mastermind Harald Löwy hat zusammen mit Sängerin Julia Beyer ein in sich stimmiges Werk erschaffen, welches sowohl textlich (Vermischung der beiden Leidenschaften für Astronomie und Astrologie) als auch musikalisch als geschlossenes Kleinod der schönen Momente in der heutigen Zeit eine essentielle Bedeutung genießen sollte. Dritter im Bunde ist Drummer und Gitarrist Florian Walther.

Der Formation gelingt es, eine Reise durch die verschiedenen Jahrzehnte und der unterschiedlichsten Facetten von CHANDEEN in fast bildgewaltige Musik zu verpacken. Zu hören gibt es entschleunigte Musik zwischen Dreampop, Singer/Songwriter, Heavenly Voices und galant, leicht verquerem, dennoch melancholischem Indie-Rock.

Mit „Summer’s Fling“ fungiert ein Instrumental als Opener, der sich erst nach mehrmaligen Durchläufen als perfekte Einführung entpuppt. „Vanish“ verschmelzt dann die melancholische Seite des Dreampops mit Heavenly Voices und endet in einem gepfiffenen Soundtrack-Intermezzo, während dazwischen textlich ein Verlust verarbeitet wird. Bittersüße in doppelter Form.

In der gleichen Art gestaltet sich das ebenfalls balladesk daherkommende “ I don’t care if i’m wasted“. Ruhige Klänge, teils minimalistisch in die Szenerie gemalt. Dieses Dahinschmelzen der Klänge ist den Songs immanent, mal gesellen sich progressive Saitenarien dazu, mal liefern sich Piano und Saxophon ein jazziges Duell wie in „Let there be fire“.

Mit dem dunklen Klanggebilde samt Spoken Words lenkt man die Atmosphäre mit kühler Eleganz in den Wave-Bereich. Songs wie „wild at heart“ oder „all ghosts“ erinnern von der Symbiose aus Musik und Gesang ein wenig an Lana Del Rey. Zum Schluss entführt „Light“ den Hörer in die unendliche Weite. (andreas)