REVIEW

BLACK DAFFODILS „broken flower“ (Female Melodic Rock/Metal)

BLACK DAFFODILS

„broken flower“
(Female Melodic Rock/Metal)

Wertung: Gut

VÖ: 25.10.2012

Label: Eigenproduktion

Webseite: www.blackdaffodils.com

Gestartet 2007 als Coverband für illustre Gruppen des Goth Metals mit weiblichem Gesang (ihr wisst schon), scheint man nun dem Nachspielen müde und präsentiert mit „Broken Flowers“ ein Debüt, welches rein aus Eigenkompositionen besteht. Das Gesamtkonstrukt ist schwer einzuordnen, da die einzelnen Songs sehr unterschiedlich daherkommen und das Repertoire von straighten Nackenbrecher über balladeske Dunkelheit bis hin zum leichtgängigen Popsong reicht.

Das Intro (gleichzeitig Titelgeber fürs Album) beginnt mit einer dramatischen Geräuschkulisse, bevor sanfte Akustiktöne fast nahtlos übergehen in wilde Saitenarbeit und die Rhythmus-Fraktion sich hinterm Schlagzeug austobt. Im Weiteren besitzt „The Sighing“ einen kräftigen Wall of Sound, der mit einem lieblich-charmanten Timbre feminin begleitet wird. Dazu gesellt sich dann das „Böse“ als Gegenpart mit tiefen Growls. Es ist ein gelungener Einstieg in ein Werk, welches trotz nuancierter Detailverliebtheit sehr eingängig daherkommt und sehr viele ruhige Passagen aufweist. „silent raintrops“ besitzt so eine Pop Attitüde, welche sich im harmonischen Chorus gefühlvoll um die Ohren schmiegt. Die straighte Saitenarbeit schleicht quasi durch die Hintertür in die sphärischen Welten. Sehr ruhig geht es mit dem melancholischen „just a memory“ weiter. Eine Piano Ballade zu Beginn, dann dezent aufgebauscht mit harmonischen Riffing um im Refrain einen kraftvollen Sound zu kreieren, deren Eingängigkeit verführt.

Sängerin Andrea’s Gesangstil zu beschreiben fällt schwer, es hat etwas von einer Kollaboration der Stimmbänder von Vanessa Paradies und Amy Lee. Die Instrumentierung ist handwerklich bestens umgesetzt. Der Gesamtsound kommt in seinen melodischen Eruptionen ohne zuviel Bombast aus, was durchaus den kleinen, versteckten Details und den eingefügten Tempiwechsel zu Gute kommt. Die Gitarren können auch mal staubtrocken die verführerische Atmosphäre begleiten, wie im gelungen „Brother“. Der Refrain gibt sich dann der Lieblichkeit preis, welche wohlweislich unkitschig in die Szenerie schleicht. Eingefügte Solis sorgen für Abstecher in den Melodic Metal Bereich. „The one i was“ kommt fast ein wenig Dream-Pop mäßig daher. Auf sehr ruhigen Wellen weiß Sängerin Andrea mit sanftmütigen Timbre ihre Geschichten zu erzählen. Die instrumentale Begleitung ist sehr dezent und unaufdringlich. Zum Ende hin wandelt sich der Song allerdings in ein aggressives Kleinod, bei dem nicht nur das weibliche Stimmchen punktuell ungezügelt dem Thanatos huldigt, auch Growls schmeißen sich mit brachialer Wut in die Dramatik. Der Schlusssong „Bloodflowers“ zum Beispiel verdient einfach das Prädikat wunderschön. Auch die Thematik ist gut umgesetzt, die blutende Blume dient nämlich als Metapher für unseren ausgeplünderten Planeten.

Dem Quintett ist ein bestechendes Debüt gelungenes, welches in Harmoniebögen, Song- und Soundwriting, Melodien, Handwerk eine gewisse Reife aufweisen kann. Ob Attribute wie zu mainstreamig, zu seicht, zu eingängig usw., wie teilweise zu lesen ist, wirklich für eine Abwertung in Frage kommen, sollen andere beurteilen. Für mich ist es ein gutes Stück Pop/Rock Musik. Und die weibliche Stimme hat etwas erfrischend neues, deshalb fallen Vergleiche auch so schwer oder werden zu seltsam anmutenden Ideen (s.o). (andreas)