REVIEW

BAHRRECHT „L’Aube Glacee“ (Black Metal)

BAHRRECHT

„L’Aube Glacee“
(Black Metal)

Wertung: Gut

VÖ: 31.10.2016

Label: Ketzer Records

Webseite: Facebook, Myspace

Die Bahrprobe (auch Bahrrecht, Scheines Recht) war im Mittelalter ein Gottesurteil (Ordal), mit dem man in einem Mordfall den Mörder zu finden hoffte oder mit dem ein des Mordes Angeklagter seine Unschuld zu beweisen versuchte.
Der Verdächtige wurde an die aufgebahrte Leiche geführt. Er hatte daraufhin seine Hand auf die Wunde zu legen und in einer festgelegten Eidformel seine Unschuld zu schwören. Fing die Leiche wieder an zu bluten, galt der Verdächtige als schuldig, andernfalls als unschuldig. Die Bahrprobe basierte auf der Annahme, dass der Geist des Verstorbenen noch im Körper vorhanden war („lebender Leichnam“) und durch das Bluten den Verlust seines Körpers rächen wollte.

Ok, das schon mal geklärt.
Die Franzosen von  BAHRRECHT spielen Black Metal, der vom europäischen BM der ´90er beeinflusst ist, um zu zeigen wieviel er ihnen bedeutet. „L’Aube Glacee“, das 2. Album der Truppe ist melodische und weniger brutal als der Vorgänger.
Man hört hier viel alte Immortal heraus aber in einzelnen Riffs kann man auch Einflüsse von Dissection oder auch Taake hören. Aber auch Bands wie Windir und Ragnarök haben ihre Spuren hinterlassen.
Die Naturgeräusche sind echt und auch der gut hörbare Bass erinnert hin und wieder etwas an alte Ulver.
Nicht nur Musik und Riffs, die durch die Historie und die Landschaft Ostfrankreichs inspiriert sind, sondern auch der Sound ist herrlich schön alt, als wenn die Scheibe schon gute 20-25 Jahre auf dem Buckel hätte.
Die Scheibe pendelt zwischen wunderschön melodisch und alt rumpelnd und räudig. Das erste Reinskippen brachte mich dazu, daran zu glauben einen kleinen Schatz gefunden zu haben. Der erste komplette Durchlauf kippte mich dann in Verwirrung und mittlerweile habe ich mich dazwischen gefunden.
Es gibt massig schöne und herrliche Momente, aber völlig kann mich diese Scheibe nicht überzeugen.
Der Sound gefällt gut, der alte Spirit kommt herrlich durch.
Das abschließende „La Palingénésie De Mon Âme“ ist ein Spitzensong, vor allem mit seiner Geräuschkulisse aus Pferdewiehern und Kampfgeräuschen, aber leider haben nicht alle Songs dieses Potential. Da sind schon einige „Durchhänger“ zu verzeichnen. Ein „Gut“ streicht die Platte aber allemal ein. Eine tolle Reise ins extremmusikalische Europa der frühen Neunziger.
Das Cover finde ich übrigens ziemlich cool und passend. (hendrik)