EMPFEHLUNG, REVIEW

YABANCI „Birth (EP)“ (Female fronted Goth Rock)

YABANCI

„Birth (EP)“
(Female fronted Goth Rock)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 2013

Label: Swiss Dark nights

Webseite: www.facebook.com/yabanciband

Mit kleinen Unterbrechungen schreibe ich seit 14 Jahren fürs Amboss und ich glaube, es ist das erste Mal, dass ich als Vergleich Siouxsie Sioux heranziehen darf. Aber gehen wir chronologisch vor. Die italienische Band Yabanci (türkisch für: Fremd oder von außen kommend) wurde 2011 von Valerio Lovecchio (Mastermind von Swiss Dark nights) gegründet und das erste Demo beherbergte noch die maskuline Seite hinterm Mikro. Nun hat man mit Laura (Lady Goth – Sängerin der Turiner Band The Ghost Effect) die Stimmbänder feminiert und so kommt es halt zum Vergleich mit der Post Punk Heldin der 80er.

Mit „Birth“ liegt nun, die auf 200 Exemplare limitierte Debüt EP der Band vor. Ein instrumentales Epos führt direkt in die verträumte, dunkle Welt von Yebanci. Es folgt mit „Ars Nova“ ein Stück, welches tief verwurzelt in den 80ern, die Saiten der Fields schattenreich darstellt. Post Punk, beladen mit einer dramatischen Schwere schleicht sich in die Gehörgänge und dann erhebt sich Lady Goth aus dem Untergrund und begeistert mit ihrem druckvollen, dennoch in Verzweiflung verwobenen Stimmbänder. Soundmäßig unterstützt man die in Moll getränkten Gitarren mit sphärischen Synths und verführerischen Bassläufen. „The Covenant“ kommt mit typischen Nephilim Akkorden daher. Das erotisierende Timbre geht hier noch tiefer und scheint sich immer mehr einer Verzweiflung hinzugeben. Während die Rhythmus Fraktion den Song nach vorne treibt, entsteht durch die Verschmelzung von sphärischen Klangstrukturen und der Stimme eine mystische Atmosphäre. „Fear“ besitzt destruktive Facetten, die sich im Einklang mit samtenen Keys, Tribal Trommeln und rhythmischen Riffing befindet. Die druckvolle Komponente verwebt sich mit dunkler Harmonie und glänzt in surrealer Ästhetik. Transzendente Lyrik beschreitet den Weg zum magischen Wissen, welches teils aus dem Zauberbuch Grimoire (übrigens Titel des nächsten Albums) aus dem 18 Jahrhundert stammt. „The bless“ arbeitet an den Saiten an Kraft und Dynamik, bevor sich Lady Goth mit dunkel-femininer Kraft in die Szenerie bugsiert. Gesang, Instrumente, sowie Song- und Soundwriting ergehen sich in eine Harmonie und dazu gesellt sich eine Melodielinie, welche sich schwebend und nebelverhangen offenbart.

Kommen wir nun zu meinem Highlight, „the Absolute“. Sehr getragen und mit epischer Breite dargeboten läuft beim Einsatz der Stimme die Gänsehaut über den ganzen Körper. Ein bedrückendes Kleinod voller Eleganz und mit einer hingebungsvollen Tragik verwoben berührt der Song bis ins Mark. Wunderschöne Traurigkeit gepaart mit sentimentalen Saiten und einer Atmosphäre der Hoffnungslosigkeit. Als Bonustrack gibt es eine instrumentale Live Version, quasi als Bewerbung für zukünftige Auftritte.

Yabanci spielen puristischen Goth Rock mit einer gefühlvollen Melancholie. Ausgestattet mit mystischer Naturphilosophie spielen die Texte mit vergessenen (alchemistischen) Wissen. Ein in sich geschlossenes Konzept, welches alle Schwarzkittel aufs Tiefste berühren sollte. Nun bin ich sehr gespannt auf das in Bälde erscheinende Full Length Album. (andreas)