EMPFEHLUNG, REVIEW

VERSUS THE STILLBORN-MINDED „The Eternity Itch“ (Sludge)

VERSUS THE STILLBORN-MINDED

„The Eternity Itch“
(Sludge)

Wertung: Empfehlung

: 26.04.2013

Label: The Church Within Records

Webseite: www.vts-m.com

Die Mainstreamcharts würde man mit diesem sperrigen Bandnamen sicher nicht knacken, aber ich glaube dieser Gedanke, VERSUS THE STILLBORN-MINDED mit den Mainstreamcharts in Verbindung zu bringen, existiert auch nur in meinem Kopf. VERSUS THE STILLBORN-MINDED sind alles, aber kein Mainstream. Sie sind hart, dreckig, langsam. Sie sind opulent, dynamisch und wohldurchdacht.

Ich habe selten eine Sludge-Band erlebt, die so detailverliebt an ihre Songs herangeht. Die dreckigen Parts stinken vor Dreck und Gekröse, während die organisch-ruhigen Parts immer wieder eine gewisse Zartheit ausstrahlen. Sie bauen krasse Breaks in die Songs und erschaffen Neugier durch seltsame Klänge, die man anfangs gar nicht orten und einordnen kann. Allein das ist schon eine Kunst. Der zehnminütige Opener ist ein gutes Beispiel und wer glaubt, nach ca. 6 Minuten ist alles vorbei, darf sich als getäuscht betrachten. Stille, leise Klänge und Beckenschläge steigern sich, bis Drums, Gitarre und Bass wieder gemeinsam wandern und sich ebenfalls steigern, bis auch der größte GROBSCHNITT-Fan vor Wonne ′ne Tüte raucht.

„Hidden Pudenda“ klingt anfangs nach BLACK SABBATH oder CATHEDRAL, nur halt viel dreckiger. Der Gesang hebt das Ganze dann auch eine andere Ebene und wieder kann man sich in die Dunkelheit treiben lassen, bis der monstermäßige Stoner-Jam alles auflockert, nur um den Doom-Part zum Ende hin noch bedrohlicher wirken zu lassen. Kopfkino par excellance!
„Shed!“ ist noch ein kleiner Knüller zum Schluss: Hammer-Riff, welches unendlich wiederholt wird, aber immer durch die anderen Instrumente variierend begleitet wird, bis hin zur Monotonie, die in einem reinen Jam mündet und von einen mehrstimmigen Chor hinausbegleitet wird.

Die drei Zwischenstücke „The ubiquitous knife in the sheath“, „Before you could say knife“, „Blood on parades“ sind perfekte Fassungen für die Rohdiamanten drumherum und stören nicht, sondern leiten die Stimmung in die gewünschte Richtung.

Aber bevor ich hier jeden Song beschreibe: das müsst ihr erleben! Ich kann keinen Anspieltipp ausmachen, da mit dieser Scheibe die Reise das Ziel ist. Ich habe das Album schon so oft gehört, aber immer wieder bin ich hingerissen von der Dynamik. Wo alle anderen ihre Regler auf 11 drehen und auch leise Parts aus den Boxen brüllen, muss man sich hier wirklich viel Zeit und Ruhe gönnen, wenn man alle Feinheiten des Sound erfassen will. Und ich weiß nicht wirklich, ob mir das bisher gelungen ist, da ich mich jedes Mal gedanklich irgendwo anders wiederfinde, abhängig vom Ausgangspunkt und Laune. „The Eternity Itch“ ist LSD für die Ohren.

Wer meine Lieblingsbands wie WALK THROUGH FIRE oder OUR SURVIVAL DEPENDS ON US, aber auch BLACK SABBATH und GROBSCHNITT mit mir teilt, wird auch in das Klanguniversum von VERSUS THE STILLBORN-MINDED eintauchen. Gute Reise. Rückkehr möglich, aber nicht obligatorisch. (chris)