REVIEW

URFAUST „Apparitions“ (Black / Doom)

URFAUST

„Apparitions“
(Black / Doom)

Wertung: gut

: 06.03.2015

Label: Ván Records

Webseite: Facebook

URFAUST ist eine dieser Bands, bei der ich nicht einmal einen verbogenen Kronkorken drauf verwetten würde, was sie als Nächstes tun. Diesmal hätte ich sicherlich auch verloren, denn auch wenn die letzte Single „Die erste Levitation“ extrem meditativ und dennoch so typisch URFAUST war, hätte man niemals erraten können, wohin die Reise mit „Apparitions“ geht.

Ich zitiere mal Drummer VRDRBR aus dem Promotext: „When we recorded, we where actually aiming for something else, but along the recordings and the whole ritual that it was, we travelled a total new road, which was still familiar, but going in a different direction: on one side we made some soothing ambient, but slowly pulling you under into the pits of hell…“

Alles klar?! Wahrscheinlich nicht. Wer eine unsterbliche Black/Doom-Hymne im Sinne von „Die erste Levitation“ oder „Das Kind mit dem Spiegel“ erwartet, wartet sicherlich etwas länger. IX und VRDRBR reduzieren Gitarre und Gesang auf ein Minimum, statt dessen setzen sie auf atmosphärische Keyboardflächen, einen unglaublich grollenden Bass, der eure Nachbarn erfreuen wird, und Ruhe. Nicht zu verwechseln mit Stille, denn es ist ja immer noch URFAUST; aber die Ruhe zu warten, sich treiben zu lassen und die offerierte Atmosphäre in deinen offenen Geist einströmen zu lassen. So klingt „The end of genetic circles“ nach einem Spaziergang im Moor des Unterbewussten. „Apparitions“ startet deutlich energischer und die typischen Chöre lassen nicht lange auf sich warten, während das Lied sich ganz langsam aufbaut und mit einem schönen Mittelpart begeistert. Der typischste URFAUST-Song ist „The Healer“, der in meinen Augen auch ein Highlight in der gesamten Karriere von URFAUST darstellt: schleppend, heavy, düster, mit typischen Vocals versehen und so hypnotisch, wie die anderen Songs… wirklich großartig!

Das zwölfminütige „The River“ klingt so, wie es heißt. Ein Fluss, der dich trägt, ohne viele Stromschnellen oder ähnliche Komplikationen. Nur fließt dieser Fluss nicht durch das Land, in dem er aus Milch und Honig wäre… vielmehr ist es Schlamm, Morast, Schuld und Verfehlung, die am Wegesrand liegen und verrotten.

Dass URFAUST alles richtig machen bzw. nicht viel falsch machen können, zeigt der Vorverkauf für diese Scheibe: es gab eine Version im Splatter-Vinyl, eine als „Split-Colour“ und eine schwarze Auflage, die jetzt bereits bei Ván Records ausverkauft sind! Ich bin froh, dass ich meine Vorbestellung scheinbar auf den letzten Drücker abgegeben habe und mein schwarzes Vinyl gestern erhielt. Eine Nachpressung wird es geben und wer dem Ritual auf CD beiwohnen möchte, kann diese (noch) problemlos bei Ván Records bestellen.

URFAUST sind eine Band, die immer voller Überraschungen steckt und diesmal zeigen sie uns einen völlig anderen Weg, aber wer sich auf meditative Rituale jenseits der Nüchternheit einlassen möchte, ist hier an der richtigen Stelle. Ein Tipp noch: diese Mini-LP ist nichts für ′Nebenbei“ oder im Auto. Aber an einem entspannten Abend mit geistigen Getränken und zur ultimativen Entschleunigung ist es das Medium in eine andere Welt. (chris)