REVIEW

THE YOUNG GODS „Data Mirage Tangram“ (Psychedelic Elektro Rock)

THE YOUNG GODS

„Data Mirage Tangram“
(Psychedelic Elektro Rock)

Wertung: Gut

VÖ: 22.02.2019

Label: Two Gentlemen / Rough Trade

Webseite: Facebook

Die Schweizer Formation existiert bereits seit 35 Jahren und gehört zu den Pionieren des Post Industrials. Mit „Data Mirage Tangram“ liegt knapp neun Jahre nach ihrer letzten VÖ das mittlerweile sechzehnte Album der Band vor.

Die Songs, allesamt gesegnet mit radiountauglichen Überlängen zwischen 6 und 11 Minuten. Die Details, wie auch das Gesamtgefüge erklingen wie ein LSD getränkter Trauermarsch. Experimentelle Soundeskapaden, welche immer mit einer innewohnender Ruhe daherkommen. Die krachigen Strukturen strömen mit verwirrender Ästhetik in die Gehörgänge und könnten durchaus aus dem Probekeller der frühen Neubauten, welche sich gerade beim autogenen Training befinden und nebenbei Swans konsumieren. Man merkt dem aktuellen Sound durchaus an, das Soundtüftler Cesare Pizzi (Sampler, Elektronik) seit einigen Jahren wieder mit an Bord ist, an. Auch eine galante Form der Dunkelheit (machen wir uns nichts vor: Fröhlich ist anders) ist damit zurück gekehrt. Die Vocals von Franz Treichler sind weltentrückte, introvertierte Kleinode, welche des Öfteren wie ein zusätzlichen Instrument daherkommen und daher passend den Klangkosmos vervollständigen. Während die Gitarre verspielt den Post Rock frönt, zerschneidet die Elektronik die harmonisieren, teils minimalistisch wirkenden Melodien. Bedrohlich mit samtenen Antlitz kommen Songs wie „Figure sans nom“ oder das bedrückende Schlussepos „everythem“ daher. Die Hinzugabe von einer durchdringenden Melancholie verleihen dem sphärischen Klangbild etwas Erhabenes. Auch das über 11-minutige „all my skin standing“ lebt von einer beklemmenden, ja fast phobischen Atmosphäre. „Tear up the red sky“ ist ein rockiger Moloch, der sich lavaartig bahnbricht und heftig krachend in eine feine Klangstruktur gipfelt, welche verführerisch den Krach zur Kunstform erhebt. Trotz aller Energie und der gewaltigen Opulenz behält man sich vor, das Fragile latent in den Vordergrund zu rücken.

Fazit: Auch wenn die jungen Götter alles andere als jugendlich daherkommen, schließlich können die Herren bald ihre Pension genießen, rein altersmäßig, meine ich, sorgt ein zeitloses (Götter)gen dafür, dass ihre experimentellen, avantgardistischen Klänge scheinen, als wären diese in den frühen Siebziger geklont worden (Quasi Krautrock als Eizelle), um heuer mutig in einer Melange aus Nostalgie und Moderne als feingliedrige Perlenkette des melancholischen Industrial-Rocks dem geneigten Hörer um den Hals gelegt zu werden. (andreas)