THE DEVIL’S BLOOD
„III: Tabula Rasa or Death and the Seven Pillars“
(Psychedelic Rock)
Wertung: gut
VÖ: 07.06.2013
Label: Ván Records
Webseite: www.thedevilsblood.com
Ich weiß, das Review kommt spät. Aber das liegt daran, dass man eine Menge Zeit in das neue/letzte Album von THE DEVIL’S BLOOD investieren muss, um gestärkt aus der Erfahrung hervorzugehen.
THE DEVIL’S BLOOD sind bekanntlich Geschichte, hatten aber die Vorproduktion des nächsten Albums sehr weit vorangetrieben. Daher kam der Entschluss, dass man die Aufnahmen, die man bereits fertig hatte, den Fans zur Verfügung stellen möchte. THE DEVIL’S BLOOD haben seit jeher polarisiert, entweder man liebt oder man hasst sie. Und auch jetzt weiß ich, dass es einige Meckerer geben wird, die von unausgereiftem Material, Abzocke etc. sprechen. Aber die müssen sich dieses Album ja nicht anhören. Die Fans werden jeden neuen Ton lieben, wenngleich etwas Geduld notwendig ist.
Der Sound klingt für ein Demo / eine Vorproduktion schon ziemlich gut, für die Musik und Texte ist Selim Lemouchi im Alleingang verantwortlich und er übernimmt auch viele Gesangsparts auf dem Album. Wie weit die Vorproduktion bereits vorangeschritten war, merkt man daran, dass auch nahtlose Übergänge zwischen den Songs existieren. Natürlich ist Farida Lemouchi wieder dabei und ihre Stimme kann auch in diesem Stadium der Aufnahmen überzeugen. Ein menschlicher Drummer ist lediglich auf 2 Stücken zu hören („If not a vessel“ und dem monstermäßigen Instrumental „Dance of the elements“), die anderen Drumparts wurden auch von Selim programmiert. Aber es ist unnötig, sich über Drumcomputer zu echauffieren, denn das Album ist, was es ist: eine Momentaufnahme einer spannenden Band, die momentan verblasst und ihre Spuren im musikalischen Kosmos hinterlassen wird.
Wo THE DEVIL’S BLOOD mit „The Thousandfold Epicentre“ aufgehört haben, machen sie mit „III: Tabula Rasa or Death and the Seven Pillars“ weiter. Der Weg hat die Band von den Singlehits und eingängigen Occult Rock-Perlen fortgeführt in ein anderes Land. Der Opener „I was promised a hunt“ spricht eine deutliche Sprache: es ist das progressivste Stück, was die Band jemals aufgenommen hat. 22 Minuten lang der ultimative Schwanengesang mit vielen Trademarks und Neuerungen, viel Gefühl und einem spannenden Aufbau. Das ist ganz große progressive-occult-rock-Kunst. Mit „Dance of the Elements“ und „Tabula Rasa“ hat man noch zwei ca. 10minütige Instrumentals im Angebot, die dir den Kopf verdrehen werden. Dem gegenüber stehen allerdings knackige Songs wie „If not a vessel“, „The lullaby of a burning boy“ oder „The loving arms of lunacy’s secret demons“ oder das bekannte „White storm of teeth“, die deutlich in die „klassische“ Richtung gehen, aber nicht mehr so eingängig sind, wie die „Hits“ der früheren Alben.
Aber für mich sind THE DEVIL’S BLOOD eine starke Band, die den okkulten Rock hervorragend mit progressiven Elementen aufgefrischt hat, wie man es nicht zwingend erwarten konnte.
Was mich bei solchen Veröffentlichungen immer verrückt macht, ist die Frage im Hinterkopf: wie hätte das Album geklungen, wenn man es noch weiter geschliffen hätte, wie einen schwarzen Edelstein? Wäre der Gesang noch packender und ergreifender geworden? Wo hätte man diverse Parts über den Haufen geworfen und was völlig anderes kreiert? Was wäre aus den eingängigen Stücken „If not a vessel“ oder „White storm of teeth“ geworden?
Aber egal, was geworden wäre. Es ist ein starkes Statement und ein gelungener Abschiedsgruß. Die Aufmachung aus dem Hause Ván Records muss man auch wieder loben: ein Hardcover-Digipak mit einer wunderschönen Goldprägung, Poster und Texten, eine Doppel-LP im Gatefoldsleeve und die „lavish Version“ mit Riesenposter (A0), Booklet und der CD-Version im Schuber. Herz, was willst du mehr? (chris)