REVIEW

THE AWAKENING „Chasm“ (Dark Wave Rock)

THE AWAKENING

„Chasm“
(Dark Wave Rock)

Wertung: Gut+

VÖ: 26.11.2018

Label: Intervention Arts

Webseite: Homepage / Facebook

Während der 2016er Tour von The Mission durfte ich die Band dreimal live bewundern. Es war ein mehr als würdiger Support Act. Überrascht war ich, als ich erfuhr, dass die „Formation“ um Mastermind Ashton Nyte bereits seit 1995 besteht und bereits 8 Alben und 3 EPs veröffentlicht hat. Noch überraschter war ich, als ich bei der Recherche bemerkte, dass ich 2000 und 2002 bereits zwei Alben der (damals) südafrikanischen „Ein-Mann-Band“ sehr positiv rezensiert hab. Eine latente musikalische Demenz. Egal, mit „Chasm“ liegt nun das neunte Album, des mittlerweile in den USA beheimateten Ashton vor, welches in Zusammenarbeit mit dem langjährigen Schlagzeuger Sevven entstand.

Nach über fünf Jahren also ein neues Album, klar dass sich einiges verändert und klar auch, dass The Mission einen großen Einfluss auf dieses Album hat. Ob unterschwellig oder bewusst, ist dabei vollkommen gleich, solange das Endprodukt mit einer derartigen Qualität überzeugt, wie es bei „Chasm“ der Fall ist.

Von Beginn an herrscht eine düstere Harmonie, welche sich mit einer galanten Melancholie in die Gehörgänge schleicht. Wundervoll gestaltete, musikalische Romantik fließt dahin. Das Ganze verpackt mit eingängigen Melodielinien und zu guter Letzt liefert das tiefe, wehmütige Timbre von Ashton das Schleifchen. Seine „Erzählungen“ handeln poesievoll von Verlust, Einsamkeit, Trauer oder dem Zustand der Welt.

Der Opener „Other Ghosts“ ist ein wunderschöner, in Ruhe badender Gitarren Wave Song. Die immanente, dennoch dezent arrangierte Temposteigerung führt zum explosiven Refrain-Gipfel. „Shore“ ist wesentlich druckvoller inszeniert und liefert ebenso wie die aktuelle Single „Back to Wonderlaned“ treibenden Dark Rock.

https://www.youtube.com/watch?v=NG1y-5i__Gw

„Raphael awake“ erinnert vom Arrangement und Songaufbau her am deutlichsten an The Mission. Allerdings werden die Saiten hier etwas straighter gerifft, was der Eindringlichkeit aber kein Abbruch tut. Das gilt auch für die eingepflegten Breaks und die latenten Spielereien am Gesang. Im Gegenteil: Dies dient einem galanten Spannungsaufbau.

„Savage Freedom“ schwelgt mit sphärischen Keys und druckvollen Drums in einem verführerischen dunklen Sound (Erinnert ein wenig an Dreadful Shadows-…um mal GB oder Skandinavien außen vor zu lassen) , während „a minor Incision“ aufgrund seiner schleppenden Inszenierung eine bedrohliche Kulisse aufgebaut. Hinzu gesellt sich eine Filmmusik-artige Eleganz. Überraschend, die eruptiven Ausuferungen zum Ende des Songs.

„Hear me“ liefert dann wieder die sehnsuchtsvolle Eingängigkeit. Getragen, dennoch druckvoll und beseelt von betörenden Hooklines, welche Ashton mit seinem eindringlichen Bariton verführerisch veredelt.

Mission Gitarre und eine sehnsuchtsvolle Elegie durchschleicht das poppig angehauchte Schlussepos „Shadows in the Dark“. Ein mehr als würdiger Abschluss.

Fazit: The Awakening gelingt die Balance zwischen balladesker Ruhe und druckvollem Dark Rock. Für Fans von HIM, 69 Eyes und The Mission ein Fest. Die Melancholiker bekommen genug Futter für ihre dysthymischen Gedanken und Gefühle, während die (wohldosierte) straightere Ausrichtung in den einschlägigen Düsterschuppen für eine gefüllte Tanzfläche sorgen dürften. Von der Grundstimmung her aber eher ein Herbstalbum. (andreas)