REVIEW

STUPID BITCH REJECT „S/T“ (French Cold Wave)

STUPID BITCH REJECT

„S/T“
(French Cold Wave)

Wertung: Gut+

VÖ: 11.03.2013/ 28.02.2014

Label: Cold insanity

Webseite: Bandcamp / Facebook

Frankreich scheint zur neuen Hochburg des Genres Cold Wave zu werden. Auch SBR kommen aus dem Land der Enzyklopädisten. Ihre Musik glänzt mit dieser eindringlichen Melodielinie, deren Facetten getragen sind, von Melancholie und verführerischem weiblichen Gesang. Die Musik und die Stimme geben sich als harmonische Einheit, welche die tagträumerische Eleganz als Ruhepol in die Szenerie wirft.

Von Beginn an taucht der Hörer in einem betörenden Klangkosmos, der sich mit einer gefühlvollen Leichtigkeit in die Gehörgänge manövriert. Natürlich fallen einem gleich Bands wie Cocteau Twins, Chameleons oder Norma Loy ein. Während man angesichts der atmosphärischen Dichte durchaus Vergleiche mit The Cure’s „Faith“ ziehen kann, besonders wenn man die transportierte Stimmung in Betracht zieht. Der Opener „bean niochain“ schleicht sich bedachtsam heran. Das Programming agiert weich, die Saiten werden dezent und wavig in den wohlklingenden Sound integriert. In „Side by side“ vollziehen die Gitarren dezente Anleihen beim Shoegaze, ohne den sphärischen Sound zu stark zu beeinflussen. Die gefühlvolle Emotionalität des Klanggemäldes wird beibehalten, zudem inszeniert man mit galanten Pop Appeal durchdringende Harmoniebögen, ohne zu sehr in Refrain-Lastigkeit zu verfallen. Im leicht verschnörkelten „Inside my asylum“ agieren die Saiten wieder etwas klagender (in der Art von The Essence, frühe Pink turns blue oder dem „Disintegration“ Album), während der Song im Gesamtbild auf der Sänfte der Melancholie getragen wird und die weichen Heavenly Voices für eine stimmungsvolle Erhabenheit sorgen. Die Schräge des Songs entsteht eher visuell, denn das Video kommt reichlich abgedreht rüber. Hervorragend das getragene und düstere „How it tastes“, welches auf dem erstem Ohr sehr minimalistisch daherkommt. Am Anfang verschmelzen schleppende Bässe mit der Atmung der Sängerin und dann sogt sich eine elegante Bedrückung ihren Bann. Der Gesang offeriert neben der durchdringenden Lieblichkeit, eine dunkle Ausdrucksstärke, wie sie früher dem Dark Wave die elegische Breite gab.

Fazit: Ein wunderschöner Appetithappen für das in Bälde erscheinende Full Length Album. Einziger Kritikpunkt: Der Bandname. Selten scheinen Bandname (würde eher zu Deathrock passen) und Musik ein derart konträres Verhältnis eingegangen zu sein. Mit dieser VÖ stellt sich auch ein neues Label vor, welches neben SBR auch die grandiosen CHRISTINE PLAYS VIOLA und die osteuropäischen KALTHERZIG unter Vertrag hat.