REVIEW

SPIELBANN „In Gedenken“ (Gothic/Dark/Metal / Pop-Rock)

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„In Gedenken“
(Gothic/Dark/Metal / Pop-Rock)

Wertung: ASPfehlung

VÖ: 16.10.2015

Label: Trisol

Webseite: Homepage / Facebook

Die Saarbrücker Formation existiert bereits seit über anderthalb Dekaden, veröffentlichte zwei Alben, welche eher im Bereich MA-Rock, Folk beheimatet waren, dürfte aber mit „In Gedenken“ erstmals richtig durchstarten, was natürlich auch an Alexander Spreng liegen dürfte, der der Band unter die Arme griff und auch gleich als Support zur eigenen Tour einlud. Das Album klingt wie die kleine Schwester von ASP und bietet eingängigen Dunkelsound, deren Nische die Verschmelzung von treibendem (nicht zu harten) Metal und verspieltem Düsterpop darstellt.

Der sakrale Opener „Der Hüter“ wird erzählt von ASP selbst und lädt damit dem Hörer ein, sich fallen zu lassen und in die Facetten von Auferstehung, Teufelspielereien, gerufene Geister, Liebe, Tod und/oder Ewigkeiten einzusteigen. So erkennen wir, dass man hier mit Märchen, Sagen und alten Goth Fragmenten spielt. Straightes Riffing, elektronische Finessen und markante Gesänge bestimmen „Auferstehung“, wobei die Harmonie besonders im eindringlichen Refrain zum Tragen kommt. „Geister die ich rief“ lebt von dem weiblichen und männlichen Gesang, der sich zwischen Dialog und Duett bewegt. Das erinnert ein wenig an L’ame Immortelle, wobei Sänger Seb hier in Punkto Harmonie und Dunkelheit in den Stimmbänder eher als ebenbürtiger Pendant agiert. Eine fragile Weiblichkeit liefert in „die weiße Frau“ einen aussichtslosen Kampf gegen Saiten und Testosteron. Gnadenlose Energie stampft die leise weinende Magd ein, und der Tod ist keine Erlösung.

Die Elektronik fügt sich immer sehr sanft in die harschen Komponenten des Metals ein, wobei eher der traditionelle Goth Metal regiert und die trashigen Ausuferungen eher marginal die Atmosphäre aus alten Horrorfilmen negiert. Krachige und schräge Eruption sind z.B. in „in aller Ewigkeit“ hörbar, bevor man sehr getragen und mit ruhiger Eleganz die Bedrücktheit in „Aquarell“ offenbart. Betörend, wie hier eine Violine vehement und sanftmütig schluchzt. In „Haus des Vergessens“ schlüpft Sänger Seb in die Rolle eines Psychopathen. Hier agieren die elektronischen Fragmente sehr kühl und könnten auch als Unterstützung von Saw X dienen. Der eindringliche Refrain klingt wie eine Kompromittierung des Textes.

Ebenso zart und mit einer gehörigen Spur Traurigkeit kommt „Lebewohl“ daher (ein Abschiedslied einer am Leben zerbrochenen Frau an ihre Mutter). Akustische Klangkunst und Musical-like eingesungene Erzählungen voller Wehmut sind hier bestimmende Segmente. Davor gibt es NDH in seiner dunklen Fassung. Rammstein Riffs, unterschwellige Aggression und ein treibender Refrain, mit latent naiver Kindheitstraumatik. „Heimsuchung“ geht ein wenig in Richtung MA und liefert einen perfekten Einstieg in die beiden Bonustracks (Brachial- „Sünder ohne Namen“: Akustisch- „in alle Ewigkeit“)

Fazit: Ein gelungenes Werk. Man merkt, dass man es hier mit gestandenen Musikern zu tun hat, die auch das Songwriting beherrschen, wobei hie und da auch ein wenig Gothic Kitsch an die Oberfläche dringt, allerdings bleibt dabei kein Fremdschämen im Hörer hängen, eher genießt er die kraftvolle Darbietung und ältere Semester erinnern sich an alte Europa-MC’s mit Hörspielen von Frankenstein oder Dracula, daneben bleibt etwas hängen, das zum Nachdenken anregt, so bekomme ich „Lebewohl“ nicht aus dem Kopf. Wenn man denkt, man taucht in eine Scheinwelt, holt uns eine markanter Realitätsbezug aus der Träumerei. Kompliment auch an das wunderschöne Cover-Artwork. Digi Pack mit zwei dicken, schön gestalteten Booklets. (andreas)

Nun hier eine audiovisuelle Traurigkeit: