EMPFEHLUNG, REVIEW

SCHAKAL „Schakal“ (Dark Heavy Metal)

schakalSCHAKAL

„Schakal“
(Dark Heavy Metal)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 26.01.2015

Label: Eigenproduktion

Webseite: Facebook / Homepage

Das nordrheinwestfälische Trio feierte gerade erst seinen ersten Geburtstag, und mit ihrem selbstbetitelten Debüt scheinen sie jede Facette der musikalischen Entwicklungspsychologie zu widerlegen. SCHAKAL ist eigenständig, kraftvoll, die Musik und Texte sind ausgereift, geschickt wird die Härte voller schwermetallischer Riffs mit einer großen Spur Melodie und einer dezenten Note Melancholie angereicht. Der Gesamtsound ist schwer einzuordnen, klingt für mich auf dem ersten Ohr wie die Metal Version von Janus. Aber wie gesagt, das Trio Infernale scheint hier ein Gebiet zu beackern, dessen internationale Reife (NWOBHM, Skandinavischer Dark Metal) mit straighten Teutonen-Metal kombiniert wird. Die deutschen Texte sind gelungene Prosa und werden mit einer klaren Stimme dargeboten. Auch wenn wir es hier klar mit Metal zu tun haben, sind dezente Verweise in Richtung Dark Punk (EA 80) rein subjektiv nicht ganz sinnfrei.

Der Einstieg wird mit sanftmütigen Pianoklängen („Aus den Ruinen“) zelebriert, doch schnell schleichen sich die Saiten mit reichlich Energie heran. Die Atmosphäre ist schwermütig und ergeht sich in einem harmonischen Refrain. Schon sind wir mitten im „der uralte Feind“. Selten habe ich einen derartigen passenden Gesang gehört, dessen deutliche Aussprache ebenso begeistert, wie der melodische Klang der Stimme, welcher als passende Unterstreichung der Melodie agiert. Hinzu kommt der gelungene Transport von Gefühlen wie Wut, Verzweiflung oder Trauer. Seiten und Felle bekommen zwischenzeitlich ordentlich Prügel. „Das Raubgetier“ beginnt mit einer Trommelarie, auch im weiteren Verlauf liefern sich Schlagzeug und Saiten explosive Duelle. Eingewobene ruhige Zwischenspiele lenken die Aufmerksamkeit auf Text und Gesang. In „Eis und Glut“ lässt man Platz für exzessives Solo-Gefrickel an der Gitarre und einem Refrain, der hier auch mal geschickt mit trashigen Affekten kooperiert. Wunderschöne und elegante Hooklines bestimmen „im falschen Leben“, welches zuweilen romantische Komponenten gesanglich integriert. Der Hörer variiert zwischen eingängigen Elementen und straighter Heavyness. Der Text beschreibt die Ketten, die man nur spürt, wenn man sich bewegt, bzw. wenn man sich bewegt wie ein knorriger Baum. “ Das gesungene „reg dich“ ist mehr als eine Aufforderung. Melancholische Schwermut mit Musical-Like interpretierten Refrain folgt mit „Sklave der Sucht“. Roland Scharf mimt in den Strophen den Erzähler und holt dann aus, um einen eindringlichen Chorus zu zelebrieren. Die Härte ist hier etwas gedämpfter, was dem Song ein wenig Dunkelheit verleiht. Dieses „einmal noch“(im Text) beschreibt den typischen Satz eines Süchtigen. Die Qual des Fehlens der selbstbestimmten Freiheit wird deutlich und unterstützt die Argumentation von Peter Bieri („Handwerk der Freiheit“).

„Kein Ursprung kein Ende“ lebt von einem straighten, dezent monotonen Riffing, wobei die Eleganz durch eingestreute Backings im Refrain einen galanten Ohrwurm zelebrieren. Das Arrangement ist durchzogen von Breaks und latenten Stakkato Einlagen. Beschrieben wird das Mittendrin und auch das „ohohoh“ im Kehrreim ist nicht deplatziert, sondern unterstützt die Ambivalenz, welche diesen Song durchdringt. „Der grimme Schnitter“ lanciert geschickt ein bedrohliches Intermezzo, wobei das Riffing auch mal ein wenig schleppend daherkommen kann.

Fazit: Fast bin ich geneigt zu sagen, der Gesang könnte jedem Genre einen ganz speziellen Stempel aufsetzen. Es ist der unglaubliche Klang, dieser betörende Klang, der sich zwischen Energie, Tragik und wundervoller Harmonie ein Zuhause sucht. Die Ausdrucksstärke in Verschmelzung mit melodischer Stimmbandstruktur verleiht der deutschen Sprachen zusätzliche Vokale. Die instrumentale Leistung sprüht nur so vor Energie. Wild, roh und ungestüm prügelt man drauf los, um im passenden Moment zu dezentieren. Ein großartiges Werk, textlich sowieso, gesanglich eine Offenbarung. Harter deutschsprachiger Metal mit Sinn und Verstand. Wütend im Mark, sinnvoll im Kopf, aufbauend für die Nackenmuskulatur. Großartig! (andreas)