REVIEW

ROLLING STONES „Crossfire Hurricane“ (Doku DVD / Blu Ray)

ROLLING STONES

„Crossfire Hurricane“
(Rock’n’Roll Dokumentation)

Wertung: gut

: 04.01.2013

Label: Eagle Vision

Webseite: www.rollingstones.com

Die ROLLING STONES werden 50 Jahre alt. Wer hätte das gedacht? Sie feiern sich selbst mit dieser, von der Band höchstpersönlich produzierten, Dokumentation des Regisseurs Brett Morgen.

Ich darf sagen, dass diese Doku anders ist, als die, die momentan den Markt überschwemmen. Anstatt alte Leute vor dem Kamin zu zeigen, die in Erinnerungen schwelgen und Auftrittschnipsel einzufügen hat man einen anderen, interessanten Weg gewählt: bis auf den Abspann sieht man keinen der ROLLING STONES, sondern das Bildmaterial besteht ausschließlich aus ur-ur-ur-altem Archivmaterial, Nachrichtenbeiträgen, Interviews, Konzertmitschnitten. Damit erzählt man visuell die Geschichte der ROLLING STONES, aber die neben den Originaltönen dieser Aufnahmen werden auch die aktuellen Statements, Erinnerungen und Aussagen der Band genutzt, die extra für diese DVD / Blu Ray-Disc aufgenommen wurden. Spannend ist auch der Sound der Doku, denn man hat deutlich mehr zu hören, als bei normalen Dokus…der Subwoofer dröhnt kurz vor den Liveausschnitten, dass es eine wahre Pracht ist, der DTS-Kanal wird ordentlich gefordert und man hat hier wirklich das Gefühl, mittendrin zu sein.

Leider wird die Geschichte nicht bis zum Ende erzählt, denn irgendwann macht man Schluss und die Achtziger/Neunziger/Nuller Jahre werden nicht großartig dargestellt. Das ist eines der Mankos.

Toll zu sehen ist aber die Entwicklung der Band von Krawallos zu „erwachsenen Menschen“ und man lernt, dass die Mädels bei ihren Kreischorgien regelmäßig in die Buxe gestrullert haben…so lange, bis Bächlein von Urin in den Hallen entlangliefen. Wow! Ebenfalls „wow“ ist das, was in den ersten Jahren bei den Konzerten abging: KRAWALL! RANDALE! Leute, die auf die Bühne stürmen und sich auf die Musiker schmeißen, sich dranhängen und verschlingen wollen. „Fans“ die kein Problem damit haben, die ganze Halle auseinanderzureißen und die Polizei zu verdreschen. Wenn ich mir die heutigen Konzerte anschaue, sind das im Vergleich zu den STONES-Konzerten in den 60er Jahren nichts anderes als Kaffeekränzchen mit Livemusik.

Fast hätte ich die Doku uneingeschränkt empfohlen, aber das Fehlen der (extrem schlechten) 80er / 90er Jahre / 2000er Jahre ist schade, denn da hätten sich die Verantwortlichen mal für Alben wie „Dirty Work“ oder „Undercover“ entschuldigen können. Dennoch ist die Herangehensweise an die Doku lobenswert und hervorragend umgesetzt. Fans der STONES und solche, die ein musikhistorisches Interesse haben, sollten mal einen Kauf der DVD / Blu Ray ernsthaft in Betracht ziehen. (chris)