EMPFEHLUNG, REVIEW

PRINCIPE VALIENTE „Barricades“ (Dream Pop/Post Punk/ Shoegaze)

PRINCIPE VALIENTE

„Barricades“
(Dream Pop/Post Punk/ Shoegaze)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 18.03.2022

Label: Metropolis Records

Webseite: Homepage / Facebook / Bandcamp

Das Quartett aus der schwedischen Hauptstadt veröffentlicht fünf Jahre nach „Oceans“ mit „Barricades“ sein viertes Album. Ihre samtenen, in tiefer Melancholie badenden Songs verschmelzen die wundervolle Schönheit des Dream Pops mit altertümlichen Shoegaze Variationen, wobei das Gesamtergebnis immer ein wenig Richtung 4AD Sound lugt.

Der Titelsong und Opener entwickelt sich schichtweise, zunächst erklingen verträumte Tonagen, welche nach und mit Gitarrenwällen verziert werden. Dazwischen fast minimalistische Ruhepole und dann erhebt sich der gefühlvolle Gesang über eine bittersüße Harmonie. Das folgende „so much more“ ist wesentlich druckvoller arrangiert und liefert perfekten Post Punk, bei dem dann auch mal die Drums in den Vordergrund rücken. Die Saiten agieren flirrend bis sägend und lassen trotz aller Energie den Song in einen betörenden Refrain fließen. Balladesk und mit verträumter Atmosphäre kommt „Porcelain“ daher, welches bereits Ende letzten Jahres als Vorab-Single veröffentlicht wurde. Der Song lebt von der Ambivalenz des unterkühlten Bass und den schwimmenden Saiten, während sich der Gesang hingebungsvoll den wärmenden Mantel überstülpt.

Das intensive und in Spuren verwegen dargebotene „I am You“ agiert mit reichlich kantiger Bassgitarre. Und auch Sänger Fernando Honorato lässt sich zu teils extravaganten Ausbrüchen verleiten. „Tears in different Colors“ hat diese prägnante, an die 80er erinnernde Synth-Pop Eleganz, während die Melancholie sich einen Rotwein kredenzt und Schwung holt für eine klassische Hookline, welche dann zum passenden Moment mit weiblichen Backings verschnörkelt wird. Erinnert mich ein wenig an Human League. Hernach tobt sich Fernando in „When we can’t let go“ so richtig aus. Mal in Trauer fließend, mal erhaben, mal zerbrechlich und hin und wieder mit extremst langgezogenen Vokalen, thront er über einem Soundgerüst, welches verführerisch und dennoch voller kühler Eleganz der Romantik mit dunklen Schattierungen entgegen tritt. Wunderschöne, kristalline Harmoniebögen beherbergt „Beating of your Heart“, welches deutlich von den schottischen Cocteau Twins beeinflusst wurde.

Das mit einer innewohnenden Ruhe dargebotene Schlussepos „This Buried Love“ spielt dezent mit Mission Gitarre und U2’schem Intro. Trotz verschiedener Facetten nährt sich das Gesamtgefüge aus einem minimalistischen, tragischen Soundgemisch. Die Stimme bleibt hier eher im Hintergrund und lässt so das Werk ganz sanftmütig ausklingen.

Fazit: Ein durchweg gelungenes Werk der vier Schweden. Die Melange aus gefühlvollem Dream Pop, traditionellem Post Punk und der Vehemenz des Shoegaze wird mit schwelgerischen Klangcollagen verfeinert. Hinzu kommt ein feines Gespür für Hooklines und betörenden Refrains, die meist von voluminösen Soundkreationen getragen werden. Dann gibt es auch Ausflüge in den Cold Wave oder den 80er Synth Pop. Eine markante Stimme mit latent sentimentalenm Timbre lässt zudem eine fast fragile Romantik glänzen. Die unterschiedlichen Elemente lassen dann ein Mäandern zwischen Traurigkeit und Euphorie zu. (andreas)