REVIEW

NECRØ „Into Oblivion“ (Dark Electro Cold Wave)

NECRØ

„Into Oblivion““
(Dark Electro Cold Wave)

Wertung: Gut

VÖ: 06.12.2024

Label: Cold Transmission Music

Webseite: Facebook / Bandcamp

„Into oblivion“ ist nach der 2023er EP „Death Beats“ das Full Length Debüt des Lissabonner Duos, bestehend aus João Vairinhos und Sara Inglês. Zu Hören bekommt der geneigte Hörer eine wundervolle Melange aus tanzbarer Elektronik, verführerischen Melodielinien, weiblichem Gesang und diese extreme Kühle, welche das Duo mit Vehemenz in die hymnischen Eskapaden integriert.

Ein leicht krachiges, düsteres Industrial Intro leitet dieses Werk ein, wobei hier bereits ein kleiner Wink in Richtung sphärische Stimmung gelingt. „Harvest“ ist ein düsterer und kontemplativer Track, und die Komposition des Instrumentals entstand beim Betrachten einer Fotomontage von Alexander Gardner, die kurz nach der Schlacht von Gettysburg aufgenommen wurde, bevor das Schlachtfeld vollständig von den Toten geräumt war. Die atmosphärische Dichte beherrscht dann, das stampfend erotisierende „Cold Cut“, welches sich im Verlaufe mit einer Tragik paart, die vor allem im weiblichen Gesang manifestiert ist.

Das folgende Titelstück beschäftigt sich in harmonischer Weise mit einem schönen Alptraum. Ebenfalls sehr tanzbar arrangiert, behält man sich vor, das Stück in eine düstere Eleganz zu manövrieren, die fast ein wenig wavige Romantik verströmt. Extrem bedrückend entwickelt sich das apokalyptische „Opt out“, welches sich verwegen der frühen Neubauten nähert und dabei irgendwie die Autobahnbrücke als auch die Mojawe Wüste integriert. „Perfect World“ im Anschluss macht es dann zum Intro. Hier erklingt fast lieblich der Sound mit einer eindringlichen Sphäre, während sich die Monotonie umarmt und die Worte erst auf dem zweitem Ohr verstörend wirken. Abgrundtiefe, fast nietzeanische Schwermut umweht den Song.

Das treibende „Our Exile“, mit leichter musikalischer Reminiszenz an Invincible Spirit, geht über in das schräg und experimentell inszenierte „No rainbows Underground“, welches dann auch mal dezent einen Refrain integriert, bevor es dann mit alptraumhaften Tonagen extrem düster weitergeht. Das getragen dargebotene „Human“ fragt „How do we know who’s human“. Der sich fragende Text könnte euphemistisch gemeint sein oder auch radikal philosophisch. Zum Schluss gibt es erneut treibende Tanzbarkeit mit verruchtem weiblichen Gesang.

Fazit: Das Duo beherrscht die dunkle Elektronik, schafft teils galante Tanzbarkeit und bleibt der getragenen Düsternis treu. Der dunkel-feminine Gesang konterkariert nur dezent die extreme Leere, welche textlich entsteht und die nur selten durch Musik in ein samtenes Fahrwasser gleitet. Die minimal anmutenden Textpassagen sind voller Trost- und Hoffnungslosigkeit. (andreas)